Die Aussicht auf der Landstraße von der Oberen Alp nach Stühlingen beginnt mit einem Blick auf die Maisfelder, die von einem Zwiebelturm überragt werden. Dahinter befindet sich das Schloss Hohenlupfen. Keine große Beschilderung weist darauf hin. Fährt man einen unasphaltierten Weg rechts ab, offenbart ein Torbogen die Gelegenheit, sich in ein anderes Jahrhundert zu begeben.
Eine Schweizer Familie hegt das Schloss
Heute gehört das Anwesen dem Schweizer Ehepaar Martin senior und Cécile Stamm. Unterstützt werden die Besitzer von ihren Töchtern Mirjam Stamm, Eveline Pigeat-Stamm, Rebekka Stamm und Sohn Martin Stamm, die sich um Veranstaltungen auf dem Schloss, aber auch um den Unterhalt kümmert. Ob Hochzeit, Taufe, Firmenfest, Klassentreffen, Geburtstagsfeier oder ein anderer Anlass – das Schloss kann gemietet werden.

Mehr als 30 Räume im Fürstenhaus
Im ehemaligen Fürstenhaus gibt es mehr als 30 Räume, darunter die Kapelle mit Empore, Rittersaal, Jagdzimmer, Nähzimmer, Trauzimmer und 13 Badezimmer. Zur Kapelle gehört ein 45 Meter hoher Turm, zu dessen Spitze 158 Stufen hinauf führen. Außerdem gibt es einen Gutshof mit Torbogen, einen Pferdestall und das einstige Metzgerhüsli.
Die Familie von Martin Stamm (Jahrgang 1949) und Cécile Stamm (Jahrgang 1950) ist zur Pflege der Gebäude und Ländereien um das Schloss Hohenlupfen herum eingespannt: Sohn Martin junior Stamm (Jahrgang 1981) und die Töchter Rebekka Stamm (Jahrgang 1986) und Eveline Pigeat-Stamm (Jahrgang 1979). Daneben braucht es Aushilfen für Reinigung und Service.
Ein Start mit viel Eigenleistung
Viel Eigenleistung war von Anfang an erforderlich. Wie Eveline Pigeat-Stamm erklärt, wird laufend etwas angegangen: Zu Beginn fand ein großflächiger Baumschnitt rund ums Schloss statt. Es folgten Fassade streichen, Mauern ausbessern, Türen und Fensterläden streichen. Regelmäßig finden Garten- und Pflanzen-, Reinigungs-, Maler- und sanitäre Arbeiten statt. Zudem stehen regelmäßige Dachrinnenreinigung und anderes auf der Liste. „Es gibt aufgrund der Größe laufend etwas zu tun und zu finanzieren.“
Das geht dann natürlich auch ins Geld
Ein Beispiel: Heizöl anschaffen für die Wintermonate, wenn das Schloss geschlossen und auf Minimum geheizt werden muss. Da kommen lässig 12.000 bis 14.000 Euro zusammen. Hinzu kommen Fixkosten für Versicherung und so weiter“, beschreibt Eveline Pigeat-Stamm die Realität der Schlossherren. Dennoch ist es ein Hobby mit viel Herzblut und Leidenschaft, das Wahrzeichen von Stühlingen in Schuss zu halten.

Das Schloss thront über der Stadt
Das Schloss Hohenlupfen befindet sich in unmittelbarer Nähe zur deutsch-schweizerischen Grenze, vier Kilometer von Schleitheim im Kanton Schaffhausen entfernt. Es thront über der Stadt Stühlingen und ist mit seinem Turm und der geschwungenen Kuppel von Weitem sichtbar. Der Schlosshof erinnert an einen Ausflugsort, wo die Besucher – allerdings nur mit Anmeldung – die Baukunst früherer Jahrhunderte sehen können.
Das Haus war komplett leer
Wer glaubt, in das Leben der einstigen blaublütigen Besitzer eintauchen zu können, der irrt. Denn die heutigen Schlossherren erwartete 2011 beim Kauf ein unmöbliertes Schloss. Selbst dort, wo die Hauskapelle Einblick auf bisherige Jahrhunderte hätte geben können, war alles ausgeräumt.
Cécile Stamm kann sich gut an die erste Begehung nach dem Kauf erinnern: „Das Schloss war komplett leer, keine Lampen, nichts.“ Als erste Anfragen eingingen, musste zuerst Mobiliar (Tische und Stühle) für den Rittersaal gekauft werden. Über die vergangenen 13 Jahre wurden stetig neue Möbel und Dekorationen gekauft. „Viele Räume richteten wir dem Schloss entsprechend ein. Das alles gibt es bei einer einstündigen Führung durchs Schloss zu sehen, die wir regelmäßig für Gruppen auf Anfrage anbieten.“
Antiquitäten zu beschaffen: eine Herausforderung
Sie gibt zu, dass es eine Herausforderung war, die Räume mit Antiquitäten auszustatten. Dazu kamen Einbauten zum Brandschutz wie Feuerwehrmelder in Räumen und Sälen, der Anbau einer Fluchttreppe und Feuerschutztüren an der Wendeltreppe. Der Lieblingsraum der Familie Stamm ist das Brautpaarzimmer, das mit viel Liebe zum Detail eingerichtet wurde. Es ist hell, hat hohe Decken und geschwungene Säulen. Aber auch der Innenhof lädt zum Verweilen ein. Den Salon haben die Eigentümer für ihre private Nutzung vorgesehen und übernachten von Zeit zu Zeit auf dem Schloss.
Mieten für Feiern aller Art
Seit der Übernahme durch die Familie Stamm hat das Schloss eine Öffnung für die Bevölkerung erfahren: Es kann für Feiern aller Art gemietet werden und gilt als Geheimtipp und romantischer Ort für Anlässe in einzigartigem Ambiente. Zudem organisiert die Familie in regelmäßigen Abständen verschiedene Veranstaltungen, damit auch die breite Öffentlichkeit von diesem Stühlinger Wahrzeichen profitieren kann.
Die zweite Hochzeitsmesse am 20. Oktober
Bisher gab es den beliebten Flohmarkt im Innenhof, Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen, Krimi-Dinner und auch ein Mittelalterspektakel. Rebekka Stamm fasst es zusammen: „Es ist einfach schön, Gäste bei uns zu haben. Auch die Events kommen gut an.“ Gespannt darf man auf Sonntag, 20. Oktober, sein. Dann findet von 10 bis 16 Uhr die zweite Hochzeitsmesse mit mehr als 30 regionalen Dienstleistern auf dem Schloss statt.
400 Jahre in Besitz der Fürstenberg-Familie
Aus dem einstiegen Römerkastell (Wartturm) wurde später das Schloss der Landgrafen von Stühlingen. Von diesen kam es in den Besitz der Herren von Küssenburg und im Jahr 1251 an die Grafen von Lupfen. Unter Sigismund II. war es im Jahr 1524 Ausgangspunkt des Bauernkriegs. Es fiel 1603 an den Reichserbmarschall von Pappenheim und im Jahr 1639 an die Grafen/Fürsten zu Fürstenberg. Deren Residenz war es bis zum Jahr 1723 und blieb bis zu dessen Verkauf fast 400 Jahre im Besitz der Fürstenfamilie Fürstenberg.
Seit 2011 befindet es sich nun im Eigentum von Martin und Cécile Stamm aus Schleitheim. Das Schloss existiert in der heutigen Form seit 1624. Martin senior und Martin junior Stamm kümmern sich um Unterhaltungsarbeiten, Cécile Stamm um Veranstaltungen und Führungen, Rebekka Stamm um Veranstaltungen wie Hochzeiten und die Hochzeitsmesse sowie das Marketing und Eveline Pigeat-Stamm um kulturelle Termine, Führungen und die Kommunikation.