Innerhalb von acht Minuten wurden am 15. Juli 2021 der kleine und unscheinbare Mühlbach zum reißenden Fluss. Er setzte die B¦314 im Stühlinger Ortsteil Grimmelshofen unter Wasser, zerstörte einen Teil des Hauses der Familie Perera und richtete bei 13 weiteren Anwesen große Verwüstung an. Heute, ein Jahr später, sind die meisten Schäden bei den 14 betroffenen Familien beseitigt, aber die Angst vor einer weiteren Flut bleibt – vor allem, wenn es lange regnet.
Der Blick zurück: Land unter in Grimmelshofen

So geht es der Familie Perera
Das Grundstück von Familie Perera hat sich durch das Hochwasser entlang des Bachlaufs um vier Meter in der Breite verkleinert. Nach dem Unglück erhielt die Familie Spendengelder in Höhe von 60.000 Euro. Diese gingen über das Spendenkonto der Stadt Stühlingen sowie über eine Internetplattform ein. Die Spendensumme auf dem städtischen Spendenkonto lag bei 51.000 Euro.

Über die Spenden und die Gelder der Versicherung freut sich Familie Perera sehr, dennoch könnten diese die Schäden längst nicht decken, erklärt die Familie. Die kaputte Heizung wurde ausgetauscht, der Ökonomieteil musste abgerissen werden, die Böschung zum Mühlebach wurde durch eine Stützmauer auf der halben Hauslänge befestigt. Marius Perera wäre es lieber gewesen, wenn sie länger wäre.

„Wir haben noch immer Angst, dass das Wasser kommt“, fasst er die Lage zusammen. Die Angst sitzt noch immer tief und der prüfende Blick auf das Bächlein bei Regen gehört zur neuen Normalität. Der Bereich des Hauses, der teils vom Hochwasser mitgenommen und deswegen teilweise abgerissen werden musste, soll nun nach und nach wieder aufgebaut werden.
Wenn er genug zusammengespart hat, möchte Marius Perera eine Wohnung für den Eigenbedarf darin ausbauen. Der Bullypistenfahrer lebt im österreichischen Skigebiet und nutzt seine Urlaubswoche in Grimmelshofen für den Wiederaufbau.


Für ihn, seinen Bruder Michael und die Eltern Elisabeth und Berty Perera steht fest, dass sie das Haus nicht aufgeben wollen, ist es doch seit drei Generationen im Familienbesitz. Für die Unterstützung im Dorf – von der Unterbringung in den ersten Nächten bis hin zu den zahlreichen Arbeiten der Feuerwehrabteilungen – ist die Familie äußert dankbar.
So ist die Lage bei weiteren Betroffenen
Der Mühlebach war auch in den Keller der Familie Heer geflossen, durch die Kraft wurde die Tür eingedrückt, die Innentüren waren danach aufgequollen und nicht mehr zu reparieren: „Es war hauptsächlich eine Sauerei und das Trocknen mühsam“, erklärt Brigitte Heer. „Alle Schäden sind beseitigt, die Versicherung hat die Schäden übernommen, im Keller wurden zwischenzeitlich neue Türen eingebaut.“ Sie ist zuversichtlich: „Wir hoffen, dass es ein Jahrhunderthochwasser bleibt und frühestens in 100 Jahren wieder auftritt.“


Auch bei Familie Kaiser lief das Wasser in Keller, Garage und Schopf. Dass die Hausratversicherung das vom Hochwasser beschädigte Inventar nicht zahlt, wussten sie vorher nicht. Die Gefriertruhe war erst ein Jahr alt, als das Wasser alle Geräte in der Pergola schwimmen ließ. „Bei uns ist der Schaden noch nicht behoben, die Sockelplatten am Haus hat es gelupft und weggeschwemmt“, erklärt Marita Kaiser.
Im Winter könne dies nicht gemacht werden, für August konnte die Familie einen Handwerker-Termin bekommen. Marita Kaiser bedauert sehr, dass ihre Rosen das Hochwasser nicht vertragen hatten: „Das Wasser ist tagelang gestanden, das hat den Rosen nicht gefallen, die meisten sind kaputt. Das werden wir so schnell nicht vergessen, das braucht nicht mehr kommen.“
Diese Schäden sind für die Stadt entstanden
Bürgermeister Joachim Burger fasst zusammen, welche Schäden durch das Hochwasser entstanden sind: „Der Haushalt wird durch das Hochwasser von 2021 in den Haushaltsjahren 2022 bis 2024 in einer Größenordnung von mehr als einer Million Euro belastet. Die Stadt wird versuchen, Förderanträge beim Land Baden-Württemberg zu stellen.“

Schäden sind an den Böschungen unterhalb des Anwesens Perera entstanden, diese wurden bereits 2021 behoben. An den Brückenbauwerken Brühlstraße/Schleitheimerstraße sowie beim Steinbruch Grimmelshofen sind ebenfalls Schäden entstanden: „Die Kosten hängen davon ab, ob die Brücken saniert oder neu gebaut werden müssen. Die Untersuchungen dazu sind derzeit am Laufen.“
So reagiert die Feuerwehr auf das Ereignis
Welche Auswirkungen hatte das Hochwasser auf die künftige Arbeit der Feuerwehr? Aktuell werden Einsatzpläne für solche Ereignisse erstellt, erläutert Gesamtwehrkommandant Gerhard Blatter. Proben mit der Führungsgruppe schließen sich an. Im März wurde der Katastrophenplan dem Gemeinderat vorgestellt, die Proben in den Abteilungen sollen künftig darauf ausgerichtet werden.

„Weiter laufen auch umfangreiche Beschaffungen wie Schmutzwasserpumpen, um weitestgehend für solche Ereignisse in Zukunft besser gerüstet zu sein“, so Gesamtwehrkommandant Gerhard Blatter. Nicht nur Hochwasser, sondern auch Wald- und Vegetationsbrände stehen dabei im Fokus: „Wir haben im März zwei parallele Waldbrände gehabt.“ Auch mögliche Erweiterungen der Einsatzgerätschaften werden überlegt.