Während Alpin-Skifahrer im „Corona-Winter“ unter dem Lockdown und geschlossenen Skiliften leiden, können sich Ski-Langläufer über die derzeitigen Schneeverhältnisse freuen und ihrem Sport frönen. 25 bis 30 Zentimeter Schneehöhe braucht‘s, um gute Loipen zu bekommen.
Seit vielen Jahren kümmert sich Heinrich Schwenninger aus Birkendorf um die Loipen rund um den Ort. Mit dem Pistenbully spurt er sechs Loipen: rund um den Bühl (5 Kilometer), die Friedhof-Loipe (4,5 Kilometer), die Unterdorf-Loipe (3,5 Kilometer) und die Langenstein-Loipe (5 Kilometer). Die längste Strecke führt von Birkendorf nach Rothaus und ist 14 Kilometer lang. Schwenninger ist erfahrener Loipen-Spurer, der die Streckenführungen vor dem Winter geprüft und abgesteckt hat. „Die Bedingungen waren seit dem 28. Dezember bei gefrorenem Boden und Pulverschnee ideal“, so der 69-Jährige.

Wie alles anfing
Der große Wunsch des Verkehrsvereins war Anfang der 70er-Jahre, Langlaufloipen anzubieten, um Winter-Gäste zu gewinnen. Schneereiche Winter waren damals normal. Gemeinde und Verkehrsverein beteiligten sich an der Anschaffung eines gemeinsamen Loipengeräts mit Brenden, Grafenhausen und Höchenschwand. Helmut Ebner aus Brenden spurte von 1972 bis 1977 die Loipen auch in Birkendorf. Einheimische, Gäste und Tagestouristen waren begeistert von den Loipenstrecken, die sich auch für Ungeübte eigneten.
1977 wurde ein eigenes Pistengerät gekauft. Mit Heinrich Schwenninger gewann Verkehrsvereinsvorsitzender Engelbert Blatter einen kompetenten Mann, der mit dem Motorschlitten und angehängtem Doppel-Spurengerät für präparierte Loipen und Rodelpisten sorgte. Ühlingen, Hürrlingen und Riedern kamen später dazu.

Neue Strecken
Engelbert Blatter war touristisch viel unterwegs und verkündete eines Tages: „Heiner wir machen eine Anschlussloipe nach Rothaus. Die haben mehr Schnee, und dann kann man durchlaufen bis Schluchsee“, erinnert sich Schwenninger. Das war einfacher gesagt als getan: „Verhandlungen mit Landwirten waren notwendig, und mögliche Streckenführungen mussten gesucht werden. Im Herbst wurde sorgfältig abgesteckt und ausgeschildert, Bäche wurden mit Brücken überfahrbar gemacht und Zäune geöffnet“, erzählt Schwenninger.
Ackerflächen erschwerten das Spuren, da eine höhere Schneedecke als bei Wiesen erforderlich sei. „Das Spuren mit dem Schlitten war oft eine kraftaufwendige Murkserei im Tiefschnee mit 80 Zentimeter und in der Kälte.“ 1981 wurde ein gebrauchtes Pistengerät mit beheizter Fahrerkabine und einer Hydraulik angeschafft „Das war eine große Erleichterung, aber das Gerät ist reparaturanfällig gewesen“, erinnert sich Schwenninger.

Als im verschneiten Gelände der Ölschlauch platzte, platzte dem gelernten Kfz-Mechaniker der Kragen: 1986 wurde der jetzige Pistenbully für 100.000 D-Mark neu gekauft. Heinrich Schwenninger und Engelbert Blatter besuchten dazu in Ulm beim Hersteller Kaessbohrer einen Lehrgang. „Ein tolles Gerät, das bis heute gute Dienste leistet“, meint der „Loipen-Ranger“. Reparaturen erledigt er meist selbst. 1996 übernahm Wolfgang Matt von der Waldschenke das Pistengerät und präparierte 19 Jahre lang zuverlässig die Strecken. Mangels Nachfolger übernahm Heinrich Schwenninger 2015 als Rentner den Pisten-Bully und die Loipen-Präparierung erneut.

Nachfolger-Suche
Er suchte Personen, die er für den Loipen-Dienst einlernen könnte. Richard Sarbu, Helmut Mutter und Martin Kempkes erklärten sich bereit. Aber Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung: Die Fahrerkabine des Pistengeräts ist zu eng für ausreichend Abstand. So muss die Einweisung verschoben werden. Solange es die Schneeverhältnisse zulassen, wird Heinrich Schwenninger weiter rund um Birkendorf die Langlaufstrecken präparieren. „Ich hoffe, der Pisten-Bully hält noch lange“, so der 69-Jährige.
