Grafenhausen – „Dauerkrisenmodus macht müde“, betonte Bürgermeister Christian Behringer in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang in Grafenhausen. Hiermit meinte er jedoch nicht nur die geopolitische Lage, die 2024 von Unsicherheiten und Spannungen weltweit geprägt war. „Die Krisen der Welt spüren wir auch bei den kommunalen Finanzen“, betonte der Rathauschef. Bauprojekte würden ständig teurer als geplant, auch flössen Zuschüsse und Fördermittel von Land und Bund nicht mehr so üppig. Gleichzeitig erforderten zusätzliche Aufgaben zusätzliches Personal in der Gemeindeverwaltung.

Mit diesen Beispielen machte Behringer deutlich, wie der Haushalt in den kommenden Jahren unter Druck geraten könnte. Es sei nicht gerecht, wenn Kommunen und Kreise rund 25 Prozent des öffentlichen Haushalts tragen, aber nur 14 Prozent des Steueraufkommens erhalten. „Berlin und Stuttgart wälzen Aufgaben auf die kommunale Ebene ab und sorgen nicht für eine dauerhafte, auskömmliche Finanzierung“, kritisierte der Bürgermeister. „Hier läuft etwas komplett schief!“ Sollten sich keine Veränderungen einstellen, werde es unweigerlich zu einem Kollaps führen. Es könne nicht sein, dass die Finanzierung der kommunalen Aufgaben nur noch durch die Aufnahme von Kassenkrediten möglich sei. Mit diesen Worten erzeugte Christian Behringer bei den etwa 130 Bürgerinnen und Bürgern im Vortragssaal eine erkennbare Betroffenheit. Es wurde, wie man so schön sagt, „mucksmäuschenstill“.

Starker Wirtschaftsstandort

Trotz aller Unsicherheiten zeigte sich der Bürgermeister für 2025 recht optimistisch. Grafenhausen sei ein starker Wirtschaftsstandort mit Unternehmen, die sich durch Investitionen und Engagement zum Standort bekennen. Dies zeige auch eine neuerliche Erweiterung des Gewerbegebiets. So seien es momentan die Einnahmen aus der Gewerbesteuer, die Grafenhausen einen kleinen Spielraum verschaffen. „In naher Zukunft werden es hohe Pachteinnahmen aus der Windkraft sein“, freute sich Behringer. Ein Spielraum, der klug in die Zukunft investiert werden müsse. So könnte er sich vorstellen, dass die Kita St. Bernhard sowie der kommunale Waldkindergarten und Vorschule zu einem Familienzentrum weiterentwickelt werden. Dies sei nur möglich, weil die Gemeinde nach „vier zähen Verhandlungsjahren“ das Kindergartengebäude habe erwerben können. Wichtig sei auch die Gewinnung weiterer Ärzte für das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ). Nur so könne die hohe Qualität und Verfügbarkeit der medizinischen Versorgung sichergestellt werden. Auch der Erhalt einer Apotheke sei in kleineren Orten ein nicht einfaches Unterfangen, so der Bürgermeister. Er dankte den Apothekern Inge und Bernhard Straub, die unter nicht einfachen Bedingungen in Grafenhausen mit 2300 Einwohnern eine Apotheke betreiben. „Auch in diesem Jahr werden wir mit Offenheit und Flexibilität auf Veränderungen reagieren, den Herausforderungen gemeinsam entgegentreten und diese auch erfolgreich meistern“, sagte Behringer abschließend.