Hat das Handwerk goldenen Boden? Gilt dies auch angesichts der derzeitigen Corona-Pandemie? „Auf jeden Fall hat das Handwerk Zukunft“, betont Roland Bucher, Inhaber des kleinen Gipser- und Stuckateur-Betriebes in Grafenhausen mit fünf Mitarbeitern, im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Handwerk war und ist im Schwarzwald eine der tragenden Säulen der Wirtschaft und kann auch in der heutigen Zeit im Regelfall auf gut gefüllte Auftragsbücher blicken.

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„Handwerk hat goldenen Boden“: Im heutigen Sprachgebrauch drückt dieses Sprichwort aus, dass Handwerksbetriebe und zuverlässige Mitarbeiter gutes Geld verdienen können. Der genaue Ursprung lässt sich jedoch beim Durchblättern verschiedener Listen der geflügelten Worte nicht genau zurückverfolgen. Gemäß der Literatur wird mehrheitlich davon ausgegangen, dass die ursprüngliche Aussage „Handwerk hat goldenen Boden, sprach der Weber, da schien ihm die Sonne in den leeren Brotbeutel“ aus dem Mittelalter stammt.

Sarkastisch betrachtet war der Spruch auf die Armut vieler, kleiner Handwerksbetriebe gemünzt. Alles, was die Bevölkerung zur Lebensbewältigung nicht selbst herstellen konnte, stammte aus der Hand des Handwerkers. Daran hat sich prinzipiell bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Das Handwerk ist nach wie vor eine tragende Säule der Wirtschaft.

Gefüllte Auftragsbücher trotz Corona

Handwerksbetriebe haben auch in Zeiten der Corona-Pandemie im Regelfall gefüllte Auftragsbücher. Wie Roland Bucher informiert, könne er derzeit nicht nur über eine gute Auftragslage, sondern sogar von einer „Arbeitsüberflutung“ sprechen. So gehöre die Zeit des Schlechtwetters, also Winterzeiten, in denen aufgrund niedriger Temperaturen nicht gearbeitet werden könne, der Vergangenheit an. „Da sich die Bautechnik in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat, musste sich auch das Gipser-Handwerk an die neuen Berufsfelder anpassen“, hebt Bucher hervor.

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Das Handwerk des klassischen Verputzers trägt übrigens offiziell den Namen Stuckateur, im Schwarzwald heißt es Gipser und Stuckateur. Die Bezeichnung hat ihren Ursprung im Wort Stuck, das sich auf plastische Ausformungen von Mörtel oder Gips im Regelfall auf Wand- oder Deckenflächen bezieht. Neben dem Verputzen von Wänden im Innen- und Außenbereich stellen die Fachleute heute auch Leichtbauwände und abgehängte Decken aus Gipskartonplatten (Trockenbau) her.

Bei vielen Neu- und Umbauten legen Bauherrn Wert auf Qualität und beauftragen heimische Handwerksbetriebe.
Bei vielen Neu- und Umbauten legen Bauherrn Wert auf Qualität und beauftragen heimische Handwerksbetriebe. | Bild: Wilfried Dieckmann

Weitere wichtige Arbeitsfelder sind die energetische Sanierung von Gebäuden, zum Beispiel mit Wärmedämmverbundsystemen, sowie die Beseitigung von Schimmelpilzbefall. Auch Klima- und Schallschutzsysteme werden heute im Stuckateur-Fachbetrieb Bucher geplant und eingebaut.

Viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl

Diese Arbeiten erfordern von den Mitarbeitern eine gute Ausbildung, viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Um den Beruf des Stuckateurs in einem Ausbildungsbetrieb erlernen zu können, benötigt man zumindest einen Hauptschulabschluss. Die Ausbildung dauert drei Jahre im dualen Ausbildungssystem und endet mit der Gesellenprüfung. Nach der Weiterbildung zum Meister können Stuckateure sich zum Restaurator fortbilden oder einen eigenen Betrieb des Stuckateurhandwerks gründen.

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Wie Roland Bucher weiter erläutert, wird seit 2008 der Meistertitel als allgemeine Hochschulreife anerkannt und berechtigt somit zu einem Hochschulstudium. Der Gesellenbrief zusammen mit dreijähriger Berufstätigkeit berechtigt zum Studieren an einer Fachhochschule. Fachrichtungen sind zum Beispiel Gebäudetechnik oder Gebäudeenergieberater.

Schwierige Suche nach Nachwuchs

Angesichts der rasanten Entwicklung des Gipser-Handwerks ist sich Stuckateurmeister Roland Bucher sicher, dass dieses klassische Handwerk auch in 25 Jahren noch den berühmten goldenen Boden haben wird. Dennoch sei es heute nicht mehr ganz einfach, Nachwuchs zu generieren. „Trotz moderner Maschinentechnik handelt es sich in der Baubranche nicht nur um eine Überwachungstätigkeit“, betonte Bucher.

Auch hätten sich die Löhne – je nach Qualifikation – ständig nach oben bewegt. Im Gipserhandwerk werde selbst ein Ferienjob mit einem Mindestlohn in Höhe von 13,55 Euro bezahlt. Ein kleiner Handwerksbetrieb sei auf gute Fachkräfte, die mit viel Sachverstand auf den Baustellen tätig sind, angewiesen.

Seit 25 Jahren im Betrieb

Zu einer der tragenden Säulen im Betrieb von Roland Bucher gehört Gerardo Zevalo, der seit 25 Jahren bei ihm tätig ist. Für seine langjährige Treue wurde er von der Kreishandwerkerschaft Waldshut mit einer Urkunde geehrt. Bei der Übergabe hob Roland Bucher hervor, dass sich der treue Mitarbeiter zu einer guten und zuverlässigen Führungskraft entwickelt habe und bereits seit Jahren als Vorarbeiter tätig sei.

Betriebstreue wird auch von der Kreishandwerkerschaft, die Firmenchef Roland Bucher an seinen Mitarbeiter Gerardo Zevola überreicht.
Betriebstreue wird auch von der Kreishandwerkerschaft, die Firmenchef Roland Bucher an seinen Mitarbeiter Gerardo Zevola überreicht. | Bild: Wilfried Dieckmann