Das Handy heraus aus der Tasche und wieder hinein. Ebenso der Personalausweis. Das gleiche Spiel im nächsten und darauffolgenden Geschäft. Und wer sein Impfzertifikat in Papierform statt in der Smartphone-App vorzeigt, hat spätestens nach einem Tag Eselsohren an seinem Dokument.

In Waldshut-Tiengen entfällt seit dem Donnerstagmorgen das wiederholte Vorzeigen des Zertifikats. Als bislang einzige Kommune im Landkreis Waldshut hat die Doppelstadt sogenannte 3G-Bändel eingeführt. In Bad Säckingen hatte der dortige Gewerbeverein zwar über die Bändchen nachgedacht, aber schließlich doch abgelehnt.

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Wer beim Betreten eines Geschäfts in Waldshut-Tiengen seinen Impf-, Genesenen- oder Testnachweis erbracht hat, bekommt dort nun auf Wunsch vom Personal ein rotes Armbändchen mit dem jeweiligen Datum umgelegt. Mit dem Bändel am Handgelenk kann der Kunde alle weiteren Läden betreten, ohne nochmals Handy und Personalausweis für die Angstellten zücken zu müssen. „Die Kontrollen entfallen, weil ein anderer die Arbeit schon gemacht hat“, erklärt Oberbürgermeister Philipp Frank im Pressegespräch das Konzept.

Gemeinsam für einfachere Corona-Kontrollen in den Geschäften: Jürgen Wiener (stellvertretender Leiter des Ordnungsamts), ...
Gemeinsam für einfachere Corona-Kontrollen in den Geschäften: Jürgen Wiener (stellvertretender Leiter des Ordnungsamts), Oberbürgermeister Philipp Frank, Zara Tiefert (Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Tiengen), Thomas Wartner und Stefanie Kreß (Vorsitzender und stellvertretende Vorsitzende des Werbe- und Förderungskreises Waldshut) sowie Wolf Morlock (stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hochrhein). | Bild: Juliane Schlichter

Der Rathauschef habe die Bändel während der Weihnachtseinkäufe in Freiburg kennengelernt. Damals galt noch 2G. „Als Kunde habe ich sie als erleichternd empfunden“, erzählt Frank. Mit der Idee, die Armbändchen auch in Waldshut-Tiengen einzuführen, habe er bei den Gewerbevereinen offene Türen eingerannt.

Weniger Aufwand für die Geschäfte

„Es wird für uns einfacher, weil wir nicht jeden kontrollieren müssen“, berichtet Zara Tiefert. Die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Tiengen fügt hinzu: „Bislang mussten wir ständig jemanden an der Tür abstellen.“ Besonders kleine Betriebe stelle dies vor personelle Herausforderungen. Mit dem Blick aufs Handgelenk sehen die Angestellten nun sofort, ob die Nachweise des Kunden bereits in einem anderen Geschäft überprüft worden sind.

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„Die Bändel gibt es in jedem Mitgliedsbetrieb unserer Vereine, der sie haben möchte“, erklärt Stefanie Kreß, die als stellvertretende Vorsitzende des Werbe- und Förderungskreises Waldshut am Morgen bereits Armbändchen in den Geschäften verteilt hat. Ausgenommen in jenen Geschäften, die aufgrund ihres Sortiments der 3G-Regelung nicht unterliegen, wie zum Beispiel Lebensmittel- und Drogeriemärkte.

„5000 sind im Umlauf“, fügt der Vorsitzende Thomas Wartner hinzu. Und Jacqueline Scheuch, Büroleiterin des Oberbürgermeisters, die die Aktion umgesetzt hat, ergänzt: „Ich bin dabei, Bändel nachzubestellen.“

240 Euro fallen für die Stadt pro 5000 Bändel an, sagt Scheuch auf Nachfrage. Finanzielle Unterstützung erfährt die Aktion durch die Sparkasse Hochrhein, die sich an den Sachkosten beteiligt. Für das Kreditinstitut eine Selbstverständlichkeit, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Wolf Morlock betont: „Wir machen aus tiefster Überzeugung mit, weil wir sehr gerne den Einzelhandel in der Region unterstützen.“

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Bändel gelten auch im Rathaus

Die Armbändchen gelten dem OB zufolge auch in Nichtmitgliedsbetrieben sowie im Rathaus und in der Tourist-Information, die ebenfalls der 3G-Regelung unterliegen. Bei der Stadtverwaltung sind die Bändel ebenfalls zu bekommen. „Der Bändelträger ist für sich verantwortlich“, erklärt Stefanie Kreß. Im Falle eines gefälschten Zertifikats haftet nicht der Geschäftsinhaber, sondern der Kunde. Bei einer Kontrolle durch das Ordnungsamt müssen im Zweifelsfall die Original-Zertifikate und der Ausweis vorgezeigt werden“, merkt dessen stellvertretender Amtsleiter Jürgen Wiener an.

Ein Plakat an einer Ladentür weist auf die 3G-Regel im Einzelhandel hin. Seit 25. Januar müssen Kunden entweder genesen oder geimpft ...
Ein Plakat an einer Ladentür weist auf die 3G-Regel im Einzelhandel hin. Seit 25. Januar müssen Kunden entweder genesen oder geimpft sein oder ein tagesaktuelles Testzertifikat vorweisen. | Bild: Juliane Schlichter

Stefanie Kreß sei beim Verteilen der Bändel in den Waldshuter Geschäften auf positive Resonanz gestoßen. Und Zara Tiefert aus Tiengen erklärt: „Wir sehen die Bändchen als ein positives Signal für unsere Innenstädte.“ Alles, was die aktuelle Situation für Besucher und den Handel vereinfache, sei eine willkommene Unterstützung.

Als „ganz schlimm“ bezeichnet die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft die Zeit um Weihnachten herum, als in Baden-Württemberg die sogenannte 2G-Plus-Regelung eingeführt wurde. „Das betraf nicht direkt den Einzelhandel, aber die Leute waren verwirrt und blieben weg“, erinnert sich Tiefert.

Inzwischen habe sich die Situation etwas gebessert, wie Thomas Wartner aus eigener Beobachtung berichtet. „Seit 3G gilt, gibt es am Wochenende mehr Frequenz in der Waldshuter Innenstadt. Auch mehr Schweizer sind wieder da“, erzählt der Vorsitzende des Werbe- und Förderungskreises.

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