Wow! Während der allseits bekannte Karlheinz mit der Emanzipation seiner Frau auf seine ganz eigene Art hadert, ja fast schon verzweifelt, nehmen die anderen Schauspieler ihre Gäste beim Heimatabend mit auf eine imponsante Reise in die Moderne.
Angefangen von der Kapitulation der Stadt im Frühjahr 1945, über das Aufkeimen des Tourismus zwischen den Toren und der neuen Lust auf ferne Länder, bis zum Einkaufstourismus.
Nein, nicht dem täglich Besuch der Schweizer Kunden in Waldshut. In den 70er Jahren war das Einkaufszentrum im Schweizer Spreitenbach das Ziel der Begierde. Wie sich Zeiten doch ändern.
Die Schürze um den Hals, den Staubwedel in der Hand und die Verzweiflung im Gesicht, muss Karlheinz, alias ein bestens aufgelegter Christian Ruch, mit ansehen, dass die Zeit auch in Waldshut nicht stehen bleibt.

Im Kornhaus entdeckt die Jugend den Jazz und legt eine flotte Sohle nach der anderen aufs Parkett und im neu gegründeten Fremdenverkehrsverein gehen die Meinungen über die touristische Ausrichtung der Stadt in den Jahren des Wirtschaftswunders weit auseinander.
Weit auseinander gingen die Meinungen auch über einen Bericht im Alb-Bote über den Auftritt einer Jazz-Combo im Kornhaus.
Und zwar soweit, dass sich die Macher des Stadtjugendrings gleich an die Schreibmaschine (ja, so etwas gab es einmal) setzen, um via Leserbrief aufzuklären, dass der Schlagzeuger tatsächlich erst 16 Jahre alt war und mit bürgerlichem Namen Udo Lindenberg hieß.

Kaum geschrieben trat der Panik-Rocker auch schon auf die Bühne. Eine Paraderolle für Stephan Vatter. Jede Menge Hürden und gegenseitige Anfeindungen mussten die Menschen in den 70er Jahren ertragen, bis die Autos von der Kaiserstraße verbannt waren. Der von vielen prophezeite Untergang des Einzelhandels blieb bekanntlich aus.
Nachdem die 220 Akteure ihre knapp 1000 Gäste vor der imposanten Bühne mit auf die Zeitreise genommen hatten, dankte Marion Maier (Alt Waldshut) nicht nur allen Mitwirkenden, sondern vor allem Margret Teufel.

Sie hat das Bürgertheater vor Jahren neu erfunden und mit viel Engagement und Herzblut zu einem Erfolgsformat gemacht. Dafür gab es Blumen und einen Gutschein für ein Erholungswochenende. Auch Oberbürgermeister Philipp Frank zeigte sich rundum begeistert vom Gesehenen. Vor dem Theaterspektakel hatte der OB mit zahlreichen Gästen, unter anderem aus den Partnerstädten und der Schweiz, sowie den Abgeordenten aus Land- und Bundestag auf dem Kirchplatz auf die 551. Waldshuter Chilbi angestoßen.
Die Mitwirkenden
- Vereine und Gruppen: Bürgerwehr Tiengen, Ehemalige Junggesellen, Feuerwehr Waldshut-Tiengen, Junggesellen, Liederkranz Frauen, Ministranten, Narro-Zunft, Florianer, Stadtmusik Waldshut, Tanzsportclub, Alt-Waldshut
- Einzelpersonen: Christian Ruch, Jutta Hermann, Rita Maier, Martin Maier, Jürgen Holl, Tanja Frank, Jakob Frank, Walter Rüttimann, Reny Schnee, Karin Ebi und Gerlinde Fröhlich
- Inszenierung: Theaterwerkstatt Heidelberg (Wolfgang G. Schmidt, Regie und Babette Steinkrüger, Autorin)
- Recherche: Christan Ruch
- Bühnenmeister und Requisite: Günter Hermle und Team