Das Fest schlechthin und die schönste Chilbi aus seinem Junggesellenleben nennt Raimund Walde die 500. Ausgabe des Heimatfests. Ein schöner Porzellanteller hängt als bleibende Erinnerung in seiner Wohnung. Anlässlich des Jubiläums hatte ihn die Zunft der Junggesellenschaft 1468 in kleiner Auflage anfertigen lassen. Waldes Vater und Bruder, beide ebenfalls Zunftmitglieder, bekamen damals auch einen. „Manche waren fast ein bisschen neidisch, weil wir gleich drei und sie gar keinen hatten“, erzählt Raimund Walde.

Besonders gut in Erinnerung ist ihm der mit seinen Worten, riesige Umzug, bei dem man keine Mühe gescheut habe. Anlässlich des Jubiläums waren die historischen Kostüme aller Belagerer-Kantone zusammengetragen worden, hiesige Vereinsmitglieder trugen sie durch die Straßen. Der Jubiläumsumzug soll mit mehreren Tausend Teilnehmern mehr als drei Stunden gedauert haben.
Der damalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger war 1968 einer von vielen Ehrengästen. Als sympathischen Zeitgenossen hat ihn der junge Walde in Erinnerung. Ebenso den in Waldshut geborenen ehemaligen Intendanten des Süddeutschen Rundfunks, Hans Bausch, der beim Heimatabend die Festrede hielt.

Der Heimatabend fand 1968 bereits in der Kaiserstraße statt. Die hiesigen Traditionsvereine und Gastgruppen traten dabei auf. Riesig nennt Raimund Walde auch das damalige Chilbizelt.
„Ich denke, da waren über 2000 Menschen drin, es war jede Menge los.“ Auch beim Chilbiboxen ging es rund. 1968 flogen im Festzelt noch die Fäuste. Die Besucherzahlen bei der Jubiläums-Chilbi waren enorm. Heutzutage reicht ein sehr viel kleineres Festzelt, um die Besucher zu fassen.

Auch rein zeitlich war 1968 die Chilbi eine Nummer größer als heute. Sie dauerte noch zehn Tage, seit einigen Jahren wird nur noch sechs Tage lang gefeiert. Gleich geblieben ist allerdings der Rummel um den Chilbibock. „Otto der Heimatfreund“ hieß der 1968er-Chilbibock, der heute ausgestopft im Archiv der Junggesellen im Unteren Tor hängt. Namensgeber war Bockgötti Otto Leible, Ex-Landrat von Bad Säckingen und später von Lörrach.

Gewonnen hat den Jubiläums-Chilbibock der damalige Junggeselle Heinrich Albert, der in der Eisenbahnstraße ein Herdgeschäft hatte. „Er war einer der Wenigen, die den Bock zwei Mal gewonnen haben“, erinnert sich Raimund Walde und zeigt die Einladungskarte, mit der Albert zum damaligen Bockessen eingeladen hat. In ein Tütchen, befestigt am oberen Rand der Karte, hatte Albert eine Locke des Jubiläums- Chilbibocks gesteckt.

Für den heute 71-jährigen Raimund Walde steht es außer Frage, dass die Waldshuter Chilbi sich in Zukunft noch weiter wandeln wird, dabei aber immer Höhepunkt im Waldshuter Jahresablauf bleiben wird. Übrigens: Zum kommenden Jubiläumsfest 550. Waldshuter Chilbi, die von 17. bis 22. August gefeiert wird, haben die Junggesellen wieder ein Erinnerungsstück in kleiner Auflage anfertigen lassen: Es ist aber kein Teller wie 1968, sondern ein aufwendig gestalteter, handbemalter Bierkrug mit Zinndeckel.
Die Chilbi
- Die Fakten: Die Waldshuter Chilbi (alemannisch: Kirchweih) wird alljährlich am Wochenende nach Maria Himmelfahrt gefeiert. Sie erinnert an den glücklichen Ausgang der Belagerung Waldshuts 1468 durch rund 16 000 Eidgenossen. Da sich die hinter ihnen stehenden Kantone uneins über das Vorgehen waren, kam es zu keinem Sturm auf Waldshut. Vielmehr wurde am 27. August 1468 in der Dogerner Pfarrkirche ein Friedensvertrag unterzeichnet.
- Die Legende: Die Vorfahren der heutigen Junggesellen, junge Handwerksgesellen, retteten mit einer List Waldshut vor der Erstürmung. Sie mästeten den letzten Waldshuter Schafbock mit den letzten Vorräten und präsentierten ihn auf der Stadtmauer den Schweizer Belagerern. Diese dachten daraufhin, dass die Waldshuter noch „gut im Futter“ wären und bei einer Erstürmung entsprechend wehrhaft sein würden, sodass der geplante Angriff abgeblasen wurde. (ufr)