Im Reigen der Dreier-Fraktionen im Waldshut-Tiengener Gemeinderat sind die Grünen die einzige Fraktion mit einer Frau in ihren Reihen. Und auch sonst ist das Team um seinen Vorsitzenden Paul Albiez-Kaiser stets für eine Überraschung gut. Die Schlagzeilen zu Beginn der Legislaturperiode bestimmte indes Grünen-Stadträtin Petra Thyen. Vor vier Jahren hatte sie im Endspurt des OB-Wahlkampfes völlig überraschend noch ihren Hut in den Ring geworfen.
Ihre erst wenige Tage vor dem Wahltag über die sozialen Medien bekannt gegebene Kandidatur bescherte Petra Thyen ein beachtliches Ergebnis, für die Eroberung des Waldshuter Rathauses reichte es aber nicht. Niederlage hin oder her, Petra Thyen hatte offensichtlich Spaß an der politischen Herausforderung gefunden. Wenige Monate später trat sie für die Grünen im Landtags-Wahlkampf an, unterlag aber knapp CDU-Mann Felix Schreiner.
Danach konzentrierte sich Petra Thyen gemeinsam mit ihren Fraktionskollegen wieder ganz auf die Kommunalpolitik in Waldshut-Tiengen. Wie bei allen anderen Fraktionen auch überlagerten der Ausstieg der Stadt aus der damaligen Spitäler Hochrhein GmbH und der Bürgerentscheid zum Waldshuter Freibad vieles. Gleichwohl vermochte das Grünen-Trio Akzente zu setzen. Insbesondere dann, wenn um das Geld der Stadt ging.
Kampf um den Kulturetat
So kämpfte Fraktionschef Paul Albiez-Kaiser im Namen seiner Fraktion vehement, aber letztlich doch vergebens darum, den städtischen Kulturetat massiv zu kürzen. Das Gleiche galt auch für das Budget des Heimatabends an der Waldshuter Chilbi. Die Kritik an den hohen Kosten für Kultur und Heimatfest gipfelten gar darin, dass die Grünen dem städtischen Haushalt die Zustimmung verweigerten und das Zahlenwerk ablehnten.
Kein Gehör bei den Ratskollegen fand die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, den Ausstiegsvertrag (Spitäler) nachzuverhandeln. Dass die Grünen die Einführung des Sozialpasses „WT-Card“ als Erfolg verbuchen, spricht für sie, ist es doch ein Ergebnis, das auf ihr grundsätzliches Engagement mit zurückgeht. Das gleiche gilt für eine sanierte Wallstraße ohne Parkplätze. Dass eine Fraktion mit nur drei Mitgliedern in einem Gremium von mehr als 20 Mandatsträgern auf Verbündete angewiesen ist, liegt in der Natur der Sache. Nicht zuletzt deshalb erscheint der Wunsch von Paul Albiez-Kaiser nach einer besseren Vernetzung der Fraktionen untereinander verständlich.
Harmonie statt Kampfkandidatur
Völlig geräuschlos verlief im Vorfeld der Gemeinderatswahl am 26. Mai übrigens die Nominierung der Kandidaten von Bündnis 90/Die Grünen. Musste Fraktionschef Paul Albiez-Kaiser vor fünf Jahren noch eine Kampfkandidatur überstehen um überhaupt auf die Liste zu kommen, so herrschte bei den Grünen im Jahr 2019 augenscheinlich Harmonie und Eintracht.