Einen herzlichen Empfang bereiteten Landrat Martin Kistler und sein Team den Neubürgern, die zusammen mit ihren Angehörigen der Einladung zur Einbürgerungsfeier in den Kreistagssaal des Landratsamts Waldshut gefolgt waren. An der Feier nahmen auch Vertreter aus Politik und öffentlichem Leben teil, unter ihnen die Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD), Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller (CDU), Bürgermeister, Kreisräte und Vertreter der Schulen, die Integrationskurse durchführen.
"Mit Ihrer Anwesenheit unterstreichen Sie die Bedeutung dieser Veranstaltung", so Martin Kistler bei der Begrüßung. In den vergangenen zwölf Monaten hatten im Kreis Waldshut 272 Menschen aus 50 Ländern erfolgreich einen Antrag auf Einbürgerung gestellt. 51 der Neubürger waren zu dem Empfang gekommen, fünf von ihnen erhielten im Rahmen der Feier ihre Einbürgerungsurkunde ausgehändigt: Abdelhakim Bouguila aus Tunesien, Jonathan Griffiths aus Großbritannien, Suthathip Grovermann aus Thailand, Ioan Negrutiu aus Rumänien und Rosa Pidalla Rodriguez aus Kuba. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Ernst Klos, der gegen Ende mit seinen Instrumenten auch die deutsche Nationalhymne anstimmte. In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte der Landrat die aktuelle politische und gesellschaftliche Diskussion über die Identität der Deutschen, sofern diese überhaupt mit Worten zu fassen sei. "Denn zu Deutschland gehören ganz unterschiedliche Landschaften und Menschen, und das macht unser Land so interessant und spannend", so Kistler. Der Landrat: "Schon immer gehörten ausländische Mitbürger zu Deutschland, die letztendlich auch zu unserem Wohlstand beigetragen haben." Er ermunterte die Neubürger, sich zum deutschen Staat und seinen Werten, "sofern sie grenzüberschreitende Gültigkeit haben", zu bekennen. "Ich appelliere an Sie, zeigen Sie Flagge, stehen Sie zu den demokratischen Grundwerten dieses Landes und bringen Sie sich aktiv in deutsche Gesellschaft ein." In einer Podiumsrunde berichteten drei Einwanderer aus der Ukraine, Südkorea und Polen über ihre Erfahrungen und über ihr Leben in Deutschland. Nach der Feier hatten die Gäste Gelegenheit, miteinander und mit den Vertretern aus Politik, den Kommunen und Schulen ins Gespräch zu kommen.
Weg zum deutschen Pass
Voraussetzungen zur Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft: deutsche Sprachkenntnisse, ausreichender Lebensunterhalt, keine strafrechtliche Verurteilung, Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit (soweit das Herkunftsland dies ermöglicht) und ein Einbürgerungstest für alle, die keine deutsche Schule oder keine Ausbildung in Deutschland absolviert haben. Zahlenmäßig an der Spitze standen die Neubürger aus der Türkei mit 44 Personen, gefolgt vom Kosovo (42), Italien (34), Rumänien (23), Thailand (11), Großbritannien (10) und der Schweiz (8). Vereinzelt waren auch Neubürger aus China, Indien, Korea, Kolumbien, Peru, den Philippinen und afrikanischen Ländern dabei.
"Viele schöne Erfahrungen in Deutschland"
Einwanderer aus drei Ländern berichteten bei der Einbürgerungsfeier im Landratsamt Waldshut über ihr Leben und über ihre Erfahrungen in ihrem neuen Heimatland.
- Tetyana Spitz stammt aus der Ukraine. Sie lebt seit 2000 in Deutschland und ist seit 2008 mit einem deutschen Staatsangehörigen verheiratet. In der Ukraine studierte sie die Fächer Englisch, Deutsch und Literatur. Von 2002 bis 2008 absolvierte sie an der Universität Freiburg ein Studium mit Abschluss in der Slawischen und Englischen Philologie. Inzwischen ist sie Kursleiterin für Integrationskurse in Freiburg. Sie sei nach Deutschland gekommen, weil sie sich schon immer für die deutsche Sprache und Kultur interessiert habe, erklärte sie. Bei den Integrationskursen habe sie die Erfahrung gemacht, "dass die meisten Migranten motiviert sind und die Kurse als Chance sehen, neue Wurzeln zu schlagen". Sie selbst sei viel durch Deutschland und Europa gereist und begeistert von den Städten, der Architektur und der vielseitigen Landschaft.
- Min Jung Park stammt aus Südkorea und lebt seit 2003 in Deutschland. In Korea studierte sie Germanistik und Deutsch. In Deutschland studierte sie an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg, mit Fachrichtung Sozialpädagogik. Seit 2010 arbeitet sie als Sozialpädagogin. Ihr Interesse für Deutschland erklärte sie so: Sie sei von einer Lektüre von Franz Kafka so fasziniert gewesen, dass sie seine Werke auch in Deutsch lesen wollte und daher habe sie ihr Studium entsprechend gewählt. In Deutschland habe sie viele schöne Erfahrungen gemacht. "Hier ist das Leben nicht so streng, das hat mir gefallen", sagte sie. Beneidenswert seien die deutschen Kinder, die ihre Freizeit genießen und sich austoben könnten. Das sei in Korea ganz anders, "die Kinder dort sind total verplant und verbringen den größten Teil des Tages in der Schule und mit den Hausaufgaben".
- Lukasz Szymon Podgora stammt aus Polen. Er lebt seit 2015 in Deutschland und ist mit einer deutschen Staatsangehörigen verheiratet. Er studierte Informatik an einer Staatlichen Hochschule in Polen. Es folgte ein Studium der Elektro- und Automatisierungstechnik, Informatik mit Spezialisierung Netzwerktechnik und Datenbanken, ebenfalls in Polen. Seit 2017 ist er Sachbearbeiter für IT-System- und Anwendungsbetreuung bei der Stadtverwaltung Bad Säckingen. Er sei spontan nach Deutschland gekommen, berichtete er, das habe sich für ihn so ergeben. Natürlich habe er hier viel lernen müssen, aber hier sei alles besser organisiert.