In die Diskussion um die geplante Elektrifizierung der Hochrhein-Strecke kommt Bewegung. Allen voran drückt Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) aufs Tempo. Ihm geht die bisherige Planung mit einer Fertigstellung zwischen 2025 und 2027 zu langsam. Hermann: „Dieser Zeitplan ist nicht zufriedenstellend. Wir wollen parallel zur weiteren Planung erreichen, dass die Deutsche Bahn das Projekt schneller realisiert.“ Dies sagte der Minister nach einer Klausurtagung mit Vertretern der Landkreise Waldshut und Lörrach, des Kantons Basel-Stadt und der Deutschen Bahn.
Was soll außer einem erhöhten Tempo bei Realisierung noch optimiert werden? Wie die Gesprächsteilnehmer im Anschluss des bis dahin öffentlich nicht bekannten Treffens in einer Pressemitteilung erklärten, gehe es indes nicht nur ums Tempo, sondern einen deutlich intensiveren Ausbau der Strecke zwischen Basel und Klettgau-Erzingen als bislang vorgesehen. Für die Große Kreisstadt bedeutet dies, dass der Bahnhof Waldshut als zukünftiger Anschlussknoten umgebaut werden müsse, „damit der Zugverkehr gut abgewickelt und Zugverbindungen ohne Umstiege möglich werden, bespielsweise nach Koblenz (Schweiz)“. Das heißt konkret: durchgehende Gleise und ein zusätzlicher Bahnsteig auf der Nordseite des Banhofs.
Was soll neben der Elektrifizierung des Strecke Basel-Erzingen zusätzlich getan werden? Wie die Gesprächsteilnehmer verlautbaren, habe die Planung gezeigt, dass die Elektrifizierung alleine nicht ausreiche, um einen stabilen und reibungslosen Bahnbetrieb am Hochrhein sicherzustellen. Deshalb würden in Rheinfelden, Bad Säckingen und Waldshut zusätzliche Haltepunkte geplante. Für Waldshut fordert der Gemeinderat schon seit langem einen Haltepunkt „Waldshut-West“ (gegenüber Krankenhaus). Zudem müsse der eingleisige Abschnitt zwischen Waldshut und Erzingen ausgebaut werden, um in Lauchringen und Tiengen Zugkreuzungen zu ermöglichen. Hierzu müssten unter anderem Weichen verlegt werden.
Welche Maßnahmen sind konkret für den Bahnhof in Waldshut vorgesehen? Als zukünftiger „Anschlussknoten“ müsse der Bahnhof in Waldshut um einen zusätzlichen Bahnsteig auf der Nordseite erweitert werden.
Sind auch an anderen Bahnhöfen entlang der Strecke Umbauten im Gespräch? Ja. Um die erwartete Zunahme an Fahrgästen durch die Elektrifizierung bewältigen zu können, so schreiben die Teilnehmer der Klausurtagung, sollen auch längere Züge eingesetzt werden. Dazu müssten allerdings zahlreiche Bahnsteige verlängert werden. Um einen barrierefreien Einstieg in die Züge sicherzustellen, müssten zudem alle Bahnsteige um 55 Zentimeter erhöht werden.
Was sagen der Waldshuter Landrat Martin Kistler und seine Lörracher Kollegin Marion Dammann zu dem Treffen mit Verkehrsminister Winfried Hermann? „Jetzt können und müssen die Weichen für eine zukunftsfähige Basis für den Nahverkehr am Hochrhein und für eine attraktive Wohn- und Arbeitsregion gestellt werden.“
Was sagt die Schweiz zur geplanten Elektrifizierung der Hochrhein-Strecke? Hans-Peter Wesssels, Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt äußerte sich wie folgt: „Die trinationale Agglomeration Basel braucht endlich ein attraktives S-Bahnangebot. Der Ausbau der Hochrheinbahn ist wichtig, damit sie in dieses Netz eingebunden werden kann.“
Die Finanzierung
Die Elektrifizierung der Hochrheinbahn zwischen Basel und Erzingen ist ein Gemeinschaftsprojekt, das mit Geld aus Deutschland und der Schweiz realisiert werden soll. Der Abschnitt zwischen Erzingen und Schaffhausen ist seit 2013 elektrifiziert.
- Die Partner: die aktuellen Planungskosten in Höhe von etwa 22 Millionen Euro, die durch Mittel der Europäischen Union in Höhe von fünf Millionen Euro gefördert werden, teilen sich das Land Baden-Württemberg (6,7 Millionen Euro), der Landkreis Waldshut (4,4), der Landkreis Lörrach (3,4) und der Kanton Basel-Stadt (2,3).
- Die Kosten: Ursprünglich waren für die reine Elektrifizierung 160 Millionen Euro veranschlagt worden, inzwischen geht man von 180 Millionen Euro aus. Wegen der zusätzlichen Ausbaumaßnahmen rechnet die Deutsche Bahn nun mit Gesamtkosten in Höhe von 290 Millionen Euro.
- Die Finanzierung: Anders als etwa der Bau der A 98 soll die Elektrifizierung nicht aus Mitteln des Bundesverkehrswegeplans, sondern mit Geld aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) bezahlt werden. Der Antrag hierfür wurde bereits durch das Land gestellt. Nach den Regularien dieses Programm finanziert der Bund bis zu 60 Prozent der Baukosten. Die verbleibenden Kosten sollen von der deutschen und schweizerischen Seite gemeinsam getragen werden.