Täglich nutzen rund 5300 Reisende den Waldshuter Bahnhof. Wer aber mit dem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen den Waldshuter Bahnhof nutzen will, hat schlechte Karten: Denn bis auf Gleis 1 (aus Richtung Bad Säckingen in Richtung Lauchringen,) ist keines der Gleise dort barrierefrei.
Ohne Hilfe kommen Bahnkunden mit Rollatoren und Eltern mit Kinderwagen aufgrund der Treppen nur schwer zu Gleis 2 und 3 (Richtung Basel, beziehungsweise Wutöschingen). Für Rollstuhlfahrer, wie Markus Flum aus Lauchringen, ist es sogar unmöglich.

Flum würde gerne öfter mit der Bahn fahren, aber entlang der Hochrhein-Strecke ist das praktisch unmöglich. Der 51-Jährige ist nicht nur kleinwüchsig, sondern hat drei Spinalkanalstenosen, die zu spät operiert wurden. Deshalb sitzt er im Rollstuhl.
40 Zentimeter hoch in den Zug
Probleme bereite es ihm nicht nur, dass der Waldshuter Bahnhof nicht barrierefrei ist, sondern auch, dass die meisten Bahnhöfe zu niedrig liegen und so die bordeigenen Rampen für den Zug entweder zu steil oder zu kurz sind.
Der Höhenunterschied zwischen Bahnhof und Zug liege bei den meisten Stationen bei knapp 40 Zentimetern. Lediglich Lauchringen West, Laufenburg und Basel seien für Flum tatsächlich barrierefrei.
Die Erneuerung der Eisenbahnbrücke, die bis vor wenigen Tagen Schienenersatzverkehr nötig machte, traf ihn besonders: „Unabhängig der viele Probleme des Schienenersatzverkehrs auf der Hochrheinbahn – zwischen Albbruck und Bad Säckingen bis Mitte November – hat kein Planer an die Rollstuhlfahrer gedacht.“
Auf fremde Hilfe angewiesen
Probleme hat Flum auch am Waldshuter Busbahnhof. Die Halteinseln liegen so hoch, dass er den Bordstein alleine nicht bewältigen kann. Von der Halteinsel würde er aber problemlos in die Niedrigflurbusse einsteigen können.

Doch nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen gestaltet sich die Nutzung des Waldshuter Bahnhofs meist schwierig: Juliane Gaudig ist Mutter eines einjährigen Sohnes und hat kein Auto: „Deshalb bin ich auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Ich überlege mir aber sehr genau, ob ich wirklich mit dem Zug fahren muss.“
Wenn ja, muss sie den Kinderwagen Stufe für Stufe – insgesamt 24 – hochziehen. „Das ist mühsam, geht aber.“

Hilfe bekommt sie dabei selten. „Wenn, dann sind es Jugendliche, die mir beim Hochtragen helfen“, sagt die 21-Jährige. Auch Juliane Gaudig beschreibt Schwierigkeiten beim Einsteigen am Waldshuter Bahnhof mit Kinderwagen. Und den Interregio nutze sie überhaupt nicht, weil sie aufgrund der hohen Einstiegshöhe nicht in den Zug kommt.
Wenn möglich, nimmt Juliane Gaudig lieber den Bus, wenn sie beispielsweise ihre Mutter in Albbruck besuchen will. Denn speziell in Albbruck sehe die Situation noch schlechter aus. „Dort gibt es auch keinen Fahrstuhl und die Treppen sind mindestens doppelt so viele wie in Waldshut.“
Was sagt die Bahn dazu?
Auf die Frage, ob Rollstuhlfahrer mit Hilfe des Personals Gleis 2 und 3 am Waldshuter Bahnhof nutzen könnten, gab es folgende Antwort von einer Sprecherin der Deutschen Bahn: „Nein, Gleis 2 und 3 sind leider nicht barrierefrei erreichbar. Die Barrierefreiheit wird hier im Zuge des Projekts ‚Elektrifizierung Hochrhein‚ im Jahr 2025 hergestellt werden.“
Gibt es eine Alternative für Rollstuhlfahrer?
Um trotzdem mobil sein zu können – beispielsweise für Einkäufe oder Arztbesuche – nutzt Markus Flum ein Angebot des Deutschen Roten Kreuzes Waldshut für Schwerbehinderte. Mit dem Angebot Mobil plus kann er acht Mal im Monat einen Behindertentransport in Anspruch nehmen.
Alexandra Ziegler vom DRK erklärt: „Das Angebot wird von Menschen mit Behinderung im Landkreis Waldshut insgesamt täglich angenommen.“ Finanziert wird das Projekt vom Landkreis. „Ziele können im gesamten Landkreis sein und bis zu 30 Kilometern außerhalb, auch in der Schweiz„, informiert Ziegler. Allerdings kann man nicht spontan sein und muss die Fahrten anmelden. Markus Flum: „Ich bin aber froh, dass es ein solches Angebot in der Region gibt.“