Kommende Woche öffnen sich die deutschen Grenzen nach der coronabedingten Schließung wieder für alle Schweizer Einkaufstouristen – inoffiziell am Montag, 15. Juni, formal mit Ablauf dieses Datums um 0 Uhr. Nach Informationen dieser Zeitung wird die Grenze bereits am Montag wieder durchlässig sein. Zuletzt durften die Nachbarn seit der Lockerung am 16. Mai hierzulande nur in Geschäften einkaufen, wenn sie in Deutschland arbeiteten oder den Einkauf mit einem Arzt- oder Familienbesuch verbanden.
Nach wie vor gelten Zutrittsbeschränkungen und Mindestabstände in den Geschäften. Allerdings wurde die Regelung, wonach auf 20 Quadratmetern Verkaufsfläche nur ein Kunde kommen darf, inzwischen auf zehn Quadratmeter ausgeweitet. Wie sich Lebensmittelmärkte in Waldshut-Tiengen und im näheren Umkreis auf einen möglichen Ansturm der Schweizer Einkaufstouristen vorbereiten, lesen Sie hier.
Die Regelungen
Edeka-Märkte Prem erwarten keinen Riesenansturm
Josef Prem, der drei Edeka-Märkte in Tiengen, Lauchringen und Kadelburg betreibt, erwartet am Montag „keinen Riesenansturm“ der Schweizer, wie er auf Anfrage dieser Zeitung sagt. „Die ersten paar Tage wird viel los sein, dann gehen die Zahlen nach unten, bevor sie langsam wachsen. Aber das ist nur geschätzt“, lautet seine Prognose. „Vorbereitet sein müssen wir“, fügt der Lebensmittelhändler hinzu.
In seinem Geschäft in Kadelburg, das aufgrund der Grenzlage in Nicht-Corona-Zeiten viel von Schweizern frequentiert werde, habe er durch die Grenzschließung rund 50 Prozent Umsatzeinbußen verzeichnet und die Mitarbeiter der Filiale in Kurzarbeit schicken müssen.
Da der City-Markt Tiengen, den Prem in der Hauptstraße betreibt, nur wenig von Schweizer Kunden besucht werde, lägen die Umsatzeinbußen in der knapp 600 Quadratmeter kleinen Filiale bei gerade mal zwei bis drei Prozent. In Lauchringen, dem größten seiner drei Märkte mit einer Verkaufsfläche von 1570 Quadratmetern, sei der Umsatz stabil geblieben. Den Schweizer Kundenanteil von zehn bis 15 Prozent hätten Einheimische aufgewogen, die wegen der Corona-Pandemie nicht in Urlaub gefahren seien und vermehrt zu Hause gekocht haben, weil Restaurants geschlossen waren.

Personal an den Eingängen der Lidl-Discounter
Ähnlich wie bei den Edeka-Märkten von Josef Prem will Lidl bei seinen Discountern in Waldshut und Tiengen die Personenzahl in den Filialen je nach Verkaufsfläche begrenzen und den Zutritt durch „flexibel eingesetzte Kundenbetreuer an den Eingängen“ kontrollieren, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilt.
„Wir sind auf die Grenzöffnung vorbereitet und werden auf die steigende Nachfrage durch den wieder einsetzenden Pendlerverkehr schnell reagieren, indem wir beispielsweise die Warenbelieferung und den Personaleinsatz anpassen“, schreibt Lidl-Pressesprecherin Melanie Pöter.
Getrennter Ein- und Ausgang bei Kaufland
Der Lebensmitteleinzelhändler Kaufland fühlt sich laut eigenen Angaben auf ein höheres Kundenaufkommen ab kommende Woche gut vorbereitet. Der Zugang zur Filiale in der Waldshuter Brückenstraße beziehungsweise zum Parkplatz werde durch Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes geregelt.
Zudem wird es einen separaten Ein- und Ausgang geben. „Da es in der Schweiz keine Mundschutzpflicht in Supermärkten gibt, bieten wir unseren Schweizer Kunden an der Kundeninformation Masken zum Kauf an“, sagt Sprecherin Annegret Adam gegenüber dieser Zeitung.
Behörden kontrollieren regelmäßig Rewe-Filialen
Rewe-Pressesprecher Thomas Bonrath weist auf Anfrage daraufhin, dass in der aktuellen Corona-Situation die Filialen des Lebensmitteleinzelhändlers von den Behörden regelmäßig vor Ort kontrolliert würden. „Vor diesem Hintergrund können Sie grundsätzlich sicher sein, dass wir unser Möglichstes tun, um mit den einzelnen Schutzmaßnahmen Kunden wie Mitarbeiter in unseren Märkten zu schützen und Covid-19 einzudämmen.“ Nähere Angaben, wie die Maßnahmen in den Rewe-Filialen in Waldshut und Lauchringen aussehen, machte er nicht.
E-Center freut sich auf Rückkehr der Schweizer Kunden
„Wir freuen uns, wenn wir auch unsere Schweizer Kunden wieder in unseren Märkten begrüßen dürfen“, schreibt Florian Heitzmann, Pressesprecher von Edeka Südwest, auf Anfrage. In den einzelnen Märkten, darunter das E-Center in Tiengen mit einer Verkaufsfläche von rund 4500 Quadratmetern, werden, je nach Lage, unterschiedliche Vorkehrungen getroffen und kontinuierlich angepasst, „um Kunden und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen und gleichzeitig die Versorgung aufrechtzuerhalten“.
Dazu gehöre unter anderem eine Begrenzung der Anzahl an Kunden, die gleichzeitig im Markt einkaufen, mit dem Ziel, den Mindestabstand zu anderen Kunden und Mitarbeitern wahren zu können.
Edeka Fechtig rechnet mit Schweizern zum Wochenende
Hubert Fechtig, Inhaber des Edeka-Aktivmarkts am Waldshuter Viehmarktplatz, sieht für Montag noch nicht den großen Ansturm eidgenössischer Einkaufstouristen voraus: „Es wird sich nicht gleich jeder Schweizer ins Auto setzen und nach Waldshut fahren.“ Erst auf das dann folgende Wochenende hin, ab Donnerstag und Freitag, rechne er mit größeren Kundenzahlen aus dem Nachbarland.
Für sein Geschäft sieht er keine Kapazitätsprobleme, zumal nach den neuen Regelungen die zulässige Quadratmeterzahl pro Kunde auf zehn halbiert worden sei. Im Fechtig-Markt, mit rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, dürfen damit etwa 70 bis 80 statt bisher 35 Menschen gleichzeitig einkaufen.
Der Geschäftsmann: „Wir lassen das Ganze auf uns zukommen und reagieren entsprechend, wie es die Situation verlangt.“ Der Anteil schweizerischer Kunden in seinem Geschäft mache zu normalen Zeiten tagesabhängig etwa 30 bis 50 Prozent aus.

Sensoren zählen Kunden bei Aldi-Discountern
Beim Aldi-Discounter in Dogern sorgt neben einer Einkaufswagenpflicht mit einem beschränkten Angebot an Einkaufswagen eine elektronische Zugangskontrolle für die Einhaltung der behördlichen Vorgaben. Dieses System misst uber Sensoren an den Ein- und Ausgängen die Auslastung der Filiale. So will der Discounter gewährleisten, dass die notwendigen Abstandsregeln eingehalten werden und sich nur so viele Kunden in der Filiale aufhalten, wie behördlich zugelassen sind.
Die elektronische Zugangskontrolle befinde sich in Vorbereitung für die Aldi-Filiale in Tiengen, wie Sprecher Tobias Neuhaus auf Anfrage mitteilt. Vorbereitet werden bei Aldi darüber hinaus ein erhöhter Personaleinsatz und die Einrichtung von Wartezonen vor der Filiale, um für ein erhöhtes Kundenaufkommen gewappnet zu sein, sowie der Einsatz von Security-Personal zur Einlasskontrolle.
Schließlich werden die Vorräte für alle Sortimentsbereiche aufgestockt. „Engpässe bei Toilettenpapier, Nudeln oder Öl – wie vor der Grenzschließung – sind deshalb nicht zu erwarten“, so der Unternehmenssprecher.