Würden sie heute aus der Waldshuter Kaiserstraße verbannt, wäre ihr Geschrei groß. Doch vor 34 Jahren ließen sich die Wochenmarkthändler lange vergeblich bitten. Ihr gewohnter Standplatz auf dem damaligen Johannisplatz war ihnen lieb geworden – und bequem.
Dort konnten sie ihre Marktstände direkt vom daneben abgestellten Lieferwagen aus bestücken. Wobei man die damaligen Marktstände nicht mit denen von heute vergleichen darf. Denn worauf die Marktfrauen und -männer ihre Kartoffeln, Salate, Gurken, Äpfel. Eier und Honiggläser ihrer geneigten Kundschaft präsentierten, bestand in den meisten Fällen aus einem großen Holzbrett auf zwei Holzböcken. Ein solcher „Stand“ war schnell auf- und genauso schnell abgebaut.
Weshalb der am 12. April 1989 von der Gemeinderatsfraktion der Grünen gestartete öffentliche Appell, die Wochenmärkte in Waldshut und Tiengen in die jetzt fertiggestellten beiden Fußgängerzonen zu verlegen, bei den Betroffenen auf wenig Gegenliebe stieß.
Hohe Standgebühren
Der Wochenmarkt auf diesen attraktiven Plätzen würde das Geschäft der Marktleute ebenso beleben wie das Erscheinungsbild der jetzt autofreien Innenstädte, meinten die Grünen. Allerdings müssten die Fahrzeuge der Händler in den Nebenstraßen geparkt werden.
Wenig später zog der Werbe- und Förderungskreis (W+F) speziell für Waldshut nach: Attraktivere Stände auf der Kaiserstraße, Autos der Händler in die Rheinstraße. Und die Betroffenen selbst? Ja natürlich – die Kaiserstraße sei schon in Ordnung. Aber die von der Stadt verlangten Standgebühren? Viel zu hoch. Und winterfest Stände mit Gasheizung? Viel zu teuer. Worauf sich Stadtverwaltung und Marktleute schließlich im Rathaus an einen Tisch setzten, um Tacheles zu reden.
Ergebnis: die Wochenmärkte in Waldshut und Tiengen zogen in die Fußgängerzonen. Dort brummt seither das Wochenmarktgeschäft, auch befeuert von der immer noch wachsenden Nachfrage nach Lebensmitteln aus natürlichem Anbau. Und die meisten der Marktleute können sich winterfeste Stände längst leisten.