Abgesehen davon, dass die Marktbeschicker des Waldshuter Wochenmarkts mittwochs und samstags hier ihre Fahrzeuge parken, hat der Viehmarktplatz die meiste Zeit des Jahres nichts mit einem Markt zu tun. Dies war vor einigen Jahrhunderten anders, wie der Waldshut-Tiengener Stadtarchivar Ingo Donnhauser weiß.
„Dort fand der Viehmarkt der Stadt statt“, erklärt Donnhauser. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts habe Waldshut das Recht gehabt, zwei Mal im Jahr einen großen Jahrmarkt abzuhalten. Einer fand um Pfingsten herum statt, der andere Mitte August. „Im Laufe der Zeit wurden es mehr“, so der Archivar.
Die Märkte fanden überwiegend innerhalb der Stadtmauern statt. Als Marktstätten fungierten beispielsweise die Kaiserstraße, damals wie heute Zentrum der Stadt, und der Johannisplatz zwischen der heutigen Heinrich-Hansjakob-Schule und dem Feuerwehrgerätehaus. Die Händler boten dort unter anderem Getreide, Wein oder Salz feil, berichtet Donnhauser.
Ausnahme bildeten die Viehmärkte. „Diese fanden aus naheliegenden Gründen außerhalb der Stadtmauern statt“, erzählt der studierte Historiker. Auf den Viehmärkten ging es laut zu, es war dreckig, und die Tiere – vor allem Rinder – benötigten viel Platz. „Allerlei Formen der Belästigung waren damit für die Bevölkerung verbunden“, fügt er hinzu. Aus diesem Grund wurde die Marktstätte auf eine Gelände außerhalb des Unteren Tores gelegt.
Seit dem 18. Jahrhundert ist der Viehmarkt in Waldshut belegt. Damals war die Fläche außerhalb der Stadtmauern und des Unteren Tores noch unbebaut. Lediglich die alte Klosterkapelle, an deren Stelle sich heute die Engel-Apotheke befindet, und das angrenzende Kapuzinerkloster – heute ein Teil des Waldshuter Krankenhauses – hatten dort bereits seit dem 17. Jahrhundert gestanden.
Der Bereich um den heutigen Viehmarktplatz wurde Ende des 20. Jahrhunderts massiv umgestaltet. Schlusspunkt der fast 20-jährigen Sanierung bildete das Geschäftshaus am neu geplasterten Viehmarktplatz, unter dem eine Tiefgarage mit 600 Plätzen entstand.
Zuvor war die B 500-Brücke gebaut und die B 34 vor dem Unteren Tor verlegt worden. Der Abschluss der großen Altstadtsanierung, dessen Kernstück die Umgestaltung der Kaiserstraße zur Fußgängerzone war, wurde im Juni 1995 mit dem 18. Stadtfest „Hallo Nachbar“ gefeiert.
Dieser Artikel wurde erstmals am 20. August 2022 veröffentlicht.
Der Heimat auf der Spur
Die Namen von zahlreichen Plätzen, Orten, Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten werden im Alltag wie selbstverständlich benutzt. Warum sie so heißen, wissen die wenigsten. In unserer Rubrik „Der Heimat auf der Spur“ erzählen wir die Geschichte hinter ihren Namen.