Gut 90 Minuten wurde am Samstagabend auf dem Waldshuter Johannisplatz ein Stück Heimatgeschichte auf eine beeindruckende und unterhaltsame Weise lebendig: Das Bürgertheater des Heimatabends der 556. Waldshut Chilbi brachte den Bauernkrieg auf die Bühne, der in Stühlingen 1524 begann und die aufständischen Bauern nach Waldshut führte, weil sie dort Unterstützung erhofften.

Dank eines raffinierten Kniffs im Drehbuch wurde das ernste Thema auf amüsante Weise mit dem Jetzt und mit Lokalkolorit verbunden: Präsentiert wurde nicht das fertig Stück, sondern ein Probenabend, bei dem viel gestritten wurde und der symptomatisch losging: Die Darsteller kamen alle zu spät zur Probe, Autofahrer standen auf der B34 im Stau und Zugfahrer mussten Verspätungen hinnehmen.

Frech, leichtfüßig und humorvoll entstanden auf der Bühne Turbulenzen über die Frage, wie der Bauernkrieg adäquat darzustellen sei. Ob nicht vielleicht sogar Traktoren in Anlehnung an das jüngste Aufbegehren der Bauern mitmischen sollten oder ob Hauptdarsteller Hans Müller von Bulgenbach – damals Anführer der Bauern – nicht auch von einer Frau gespielt werden könnte.

Rund 600 Zuschauer erlebten ein buntes Geschehen mit Proben-, Pausen- und Spielszenen, das von der Stadtmusik Waldshut musikalisch begleitet wurde und trotz der lockeren Aufbereitung, fundierte Einblicke in das damalige Geschehen vermittelte. Auch das Wetter machte mit: Nur ganz kurz fielen zwischendurch ein paar Regentropfen.

Zum 25. Mal hatten Profis der Theaterwerk Heidelberg die Laiendarsteller angeleitet und unterstützt. Die hiesigen Mitwirkenden kamen größtenteils aus Waldshuter Traditionsvereinen und anderen Gruppierungen vor Ort. Eröffnet hatte den Abend Damir Dantes von der Theaterwerkstatt Heidelberg mit einer poetischen Pantomime-Nummer, zum Abschluss sangen alle gemeinsam „Haimet am Hochrhy“.

„Es war eine Fest für die Sinne, alles was so leicht erscheint ist Ergebnis harter Arbeit und des Engagements vieler Menschen“, drückte Oberbürgermeister Martin Gruner abschließend auf der Bühne seinen Dank und seine Anerkennung aus, was das Publikum mit großem Beifall unterstrich.
Gruner hatte schon zuvor beim Sektempfang der Stadt Waldshut-Tiengen für geladene Gäste die Chilbi eine Zeit des Zusammenkommens und Feierns genannt, die Chilbi sei eine Tradition, die bis heute leben und verbinden würde. Dies war auch auf dem Johannisplatz zu spüren.
Sie stehen auf der Bühne
Rund 40 Mitwirkende zählte das Bürgertheater des Heimatabends der 556. Waldshuter Chilbi, unter ihnen Christoph Kaiser, Damir Dantes, Caroline Zintz und Laura Holz von der Theaterwerkstatt Heidelberg und aus der Bürgerschaft und Waldshuter Vereinen Christian Ruch (Recherche und Text), Rita Maier, Martin Maier, Walter Rüttimann, Adelheid Kummle, Karin Ebi, Adi Frommherz, Margret Teufel, Karin Donner, Doris Corpus, Vera Baumgartner, Ursula Scherer, Lothar Schmidt, Lea Prosser, Lara Keller, Pia Maier, Alina Maier, Simon Schneider, Tabea Schwering, Willy Riegger und Michael Vögtle. Die Organisation lag in den Händen von Michael Vögtle (Ehemalige Junggesellen) und Marion Maier (Alt Waldshut).
Darum geht es beim Heimatabend
Der Heimatabend gehört zu den traditionellen Bestandteilen der Chilbi, die auf die Belagerung Waldshuts durch Schweizer Kantone im Jahr 1468 und deren glücklichen Ausgang zurückgeht. Der Heimatabend war ursprünglich eine reine Brauchtumsveranstaltung mit Waldshuter Vereinen. 1998 fand er erstmals als Bürgertheater unter Mitwirkung der Theaterwerkstatt Heidelberg statt.
Von 2015 bis 2019 wurden historische Szenen aus der Waldshuter Geschichte auf einer mehrstöckigen Bühne in der Kaiserstraße gespielt. Seit 2022 findet der Heimatabend aus organisatorischen und finanziellen Gründen eine Nummer kleiner auf dem Johannisplatz statt.
Weitere Bilder vom Heimatabend sehen Sie hier.
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