Menschen, die Schulter an Schulter auf den Kirchenbänken sitzen und während der Christmette gemeinsam inbrünstig Lieder intonieren: Diese Szene wird es in diesem Jahr zu Weihnachten nicht geben. „‘O du fröhliche‘ und ‚Stille Nacht‘ nicht zu singen, ist schon hart“, findet der Waldshuter Kantor Oliver Schwarz-Roosmann. Dass die Gemeindemitglieder im Gottesdienst derzeit nicht singen dürfen, ist eine der coronabedingten Einschränkungen, die das kirchliche Leben der katholischen Seelsorgeeinheit Mittlerer Hochrhein St. Verena auf den Kopf gestellt haben.

Auch die Weihnachtsgottesdienste werden wegen der Pandemie und der damit verbundenen Abstands- und Hygieneregeln anders als gewohnt ausfallen. Von der zwischenzeitlichen Idee, einen Freiluftgottesdienst mit rund 500 Teilnehmern in der Waldshuter Kaiserstraße zu feiern, habe man sich verabschiedet. „Das ist zu unsicher. Die Vorgaben könnten sich jederzeit ändern“, erklärt Regina Bausch-Isele im Pressegespräch. Statt einer Großveranstaltung „haben wir uns hinbewegt zu vielen kleinen Formen“, fügt die Gemeindereferentin hinzu.

Gemeindeleben in Corona-Zeiten

Die Aussicht, Weihnachten in diesem Jahr in ungewohnter Form zu feiern, habe jedoch unter den Gemeindemitgliedern „nicht zu Frustration geführt, sondern einen schöpferischen Prozess“ ausgelöst, berichtet Kantor Schwarz-Roosmann. Nicht nur die hauptamtlichen Mitarbeiter der Seelsorgeeinheit, sondern alle Gemeindeteams sowie zahlreiche Gläubige haben sich in Kleingruppen coronakonforme Alternativen zum gewohnten Programm ausgedacht und organisiert. „Das ist praktizierendes Priestertum unter Gläubigen“, sagt Oliver Schwarz-Roosmann stolz.

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Das Kinderkirchenteam Tiengen hat sich beispielsweise für den Nachmittag des 24. Dezember eine Aktion ausgedacht, die es den Gläubigen ermöglicht, gemeinsam, aber doch jeder für sich, mit spirituellen Impulsen die Zeit bis zum Heiligabend zu überbrücken. „Wer sich dafür anmeldet, erhält alle zehn Minuten eine WhatsApp-Nachricht mit Liedern, Geschichten oder Bastelideen aufs Smartphone geschickt“, erklärt Pater Bernhard Fuhrmann. Zudem sind an Heiligabend mehrere Freiluftveranstaltungen geplant, darunter in Dogern, Eschbach und im Parkwald in Oberlauchringen.

Licht symbolisiert Gemeinschaft

Darüber hinaus sind die Gemeindemitglieder aufgefordert, in der Adventszeit eine Laterne oder Kerze sichtbar vor die Tür oder ins Fenster zu stellen, „als Zeichen der Gemeinschaft“, wie Pater Bernhard Fuhrmann erklärt. „Wir wollen unsere Kirchengemeinden zum Leuchten bringen“, fügt Regina Bausch-Isele hinzu.

Die Gemeindereferentin lädt in diesem Jahr verstärkt dazu ein, das Friedenslicht aus Bethlehem an Heiligabend in beziehungsweise vor den Kirchen in Dogern, Waldshut, Tiengen sowie Unter- und Oberlauchringen abzuholen und mit nach Hause zu nehmen. „Es geht uns darum, ein Hoffnungszeichen zu setzen in diesen Zeiten voller Ängste und Sorgen“, sagt sie und Pater Bernhard Fuhrmann ergänzt: „Licht und Wärme sind für die Menschen wichtig, gerade in dieser Zeit.“

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„Für alle Gottesdienste bitten wir um Anmeldung, damit die Kirchen nicht überfüllt sind“, fährt Bausch-Isele fort. Sollten sich für einzelne Veranstaltungen deutlich mehr Menschen anmelden als Plätze zur Verfügung stehen, „können wir uns vorstellen, sie nochmal anzubieten“, teilt die Gemeindereferentin mit und nennt als Beispiel die geplanten Kinderkrippenfeiern in Waldshut. „Das Team hat Bereitschaft signalisiert“, erklärt Bausch-Isele.

Die Termine für die Musikbeiträge, die von den Kirchtürmen, dem Storchenturm und Vitibuckturm in Tiengen erklingen sollen, werden hingegen nicht öffentlich kommuniziert, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Als ökumenisches Projekt planen die katholische und evangelische Gemeinde gemeinsam mit der Aktionsgemeinschaft in Tiengen eine Art Kreuzweg mit Bildern aus der Weihnachtsgeschichte, die in den Schaufenstern der Innenstadt ausgestellt werden.

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