Dass die Stadtgärtnerei von Waldshut-Tiengen nicht nur dringend sanierungsbedürftig ist, sondern auch beinahe aus allen Nähten platzt, ist schon seit einigen Jahren bekannt. Nun ist das Thema auf der Projekt-Agenda angekommen und die nötigen Mittel für die Planung stehen zur Verfügung.

Hier komme es nun auf Genauigkeit an. Denn nicht nur aufgrund der Lage der Einrichtung ist die Modernisierung, Sanierung und Erweiterung der Stadtgärtnerei keine ganz einfache Aufgabe, wie die Erste Beigeordnete der Stadt, Petra Dorfmeister, gemeinsam mit Vertretern ihres Teams nun darstellte. Es müssen auch einige weitere Stellen mit eingebunden werden.

Wie ist der aktuelle Zustand der Stadtgärtnerei?

Dass viele öffentliche Gebäude der Großen Kreisstadt sanierungsbedürftig sind, ist ein offenes Geheimnis. Bei der Stadtgärtnerei sei der Handlungsbedarf aber besonders groß – auch weil sich Anforderungen und räumlicher Bedarf in den vergangenen Jahren grundlegend verändert hätten, wie deren Leiter Bernd Kramm im Gespräch darstellt.

Sie arbeiten an einer guten Lösung für die Stadtgärtnerei: Bernd Kramm (Leiter), Carmen Urban (Leiterin Hochbauamt), Petra Dorfmeister ...
Sie arbeiten an einer guten Lösung für die Stadtgärtnerei: Bernd Kramm (Leiter), Carmen Urban (Leiterin Hochbauamt), Petra Dorfmeister (Erste Beigeordnete) und Besnik Istrefi (stellvertretender Hochbauamtsleiter). | Bild: Baier, Markus

„Inzwischen sind fast ein Drittel unserer Mitarbeiter Frauen“, führt Kramm näher aus. Das sei beim Bau der Gebäude nicht berücksichtigt worden. Die einzige Dusche befinde sich nämlich im Bereich der Männer-Toilette.

Generell seien die Sanitär-Anlagen marode und es mangelt vor allem an allen Ecken und Enden an Platz, auch wenn die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei sich an vielen Stellen mit provisorischen Lösungen beholfen haben.

Bestmögliche Nutzung: Mit Provisorien und Eigenkonstruktionen wie hier in der Werkstatt, versuchen die Stadtgärtnerei-Mitarbeiter den ...
Bestmögliche Nutzung: Mit Provisorien und Eigenkonstruktionen wie hier in der Werkstatt, versuchen die Stadtgärtnerei-Mitarbeiter den Platzmangel zu kompensieren. | Bild: Baier, Markus

Seit Jahren werden beispielsweise defekte Maschinen der Stadtgärtnerei konsequent durch batteriebetriebene Geräte ersetzt. Allein der Platz für das Laden und Aufbewahren der Akkus sei kaum noch ausreichend. Dafür befinde sich unter dem Bürogebäude ein Keller, der über weite Teile des Jahres unter Wasser steht und daher nicht genutzt werden kann.

Die Umkleiden, der Gemeinschaftsraum und die Bürokapazitäten – alles sei viel zu klein bemessen und entspreche nicht mehr heutigen Standards, sagt Petra Dorfmeister: „Schon allein aus hygienischen und Arbeitssicherheitsgründen besteht dringender Handlungsbedarf.“

Welche Probleme der Platzmangel mit sich bringt, habe sich überdeutlich während der Corona-Pandemie gezeigt, so Bernd Kramm: „Die Einhaltung der Sicherheitsabstände erwies sich als fast unmöglich. Den Arbeitsplatz der Auszubildenden haben wir daher vorübergehend in eines der Gewächshäuser verlegt.“

Ein Plätzchen im Grünen: Um während Corona die Abstandsvorgaben einhalten zu können, wurde der Arbeitsplatz der Auszubildenden ins ...
Ein Plätzchen im Grünen: Um während Corona die Abstandsvorgaben einhalten zu können, wurde der Arbeitsplatz der Auszubildenden ins Gewächshaus ausgelagert. | Bild: Baier, Markus

Was ist zu tun?

Petra Dorfmeister, die Hochbauamtsleiterin Carmen Urban und deren Stellvertreter Besnik Istrefi müsse es darum gehen, „ein ordentliches, zeitgemäßes Arbeitsumfeld zu schaffen“. Das hätten die Mitarbeiter verdient, und das sei auch mit Blick auf die künftige Mitarbeitersuche dringend notwendig, so Dorfmeister.

Daher sei sie froh, dass der Gemeinderat die dringende Notwendigkeit erkannt und entsprechende Mittel für die Planung von Verbesserungen gewährt habe. Das sieht auch Urban so: „Es geht nicht um Luxus, sondern um eine Anpassung der Gesamtsituation an bestehende Arbeitsrichtlinien.“

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Denn in den vergangenen Jahrzehnten seien lediglich dringende Reparaturen vorgenommen worden, wie Istrefi darstellt. Unter anderem wurden defekte Gerätschaften ausgetauscht, im Sinne von Energieeinsparungen neue Fenster und Garagentore eingebaut. Es sei im Grunde ein Stückwerk.

Das größte Maßnahmenpaket sei in der Folge des Jahrhunderthochwassers von 1999 erfolgt, das die Stadtgärtnerei erheblich in Mitleidenschaft gezogen habe, erinnert sich Bernd Kramm. Etwa 100.000 Euro seien damals in Modernisierung und Reparatur investiert worden, weil die Option einer Standortverlegung nicht infrage gekommen sei.

Einer der größten Posten sei die Installation einer automatisierten Belüftungsanlage in den Gewächshäusern gewesen. Denn bis dorthin hätten Fenster und Luken noch jeden Tag per Handbetrieb geöffnet und geschlossen werden müssen, so Kramm weiter.

Wo liegen die Herausforderungen?

Bis hierhin stand 1999 das Wasser: Aufgrund der Lage direkt am Rhein müssen spezielle Sicherheitsvorkehrungen bei der Erweiterung der ...
Bis hierhin stand 1999 das Wasser: Aufgrund der Lage direkt am Rhein müssen spezielle Sicherheitsvorkehrungen bei der Erweiterung der Stadtgärtnerei berücksichtigt werden, wie Bernd Kramm zeigt. | Bild: Baier, Markus

Die Stadtgärtnerei liegt in der Schmittenau nur wenige Meter vom Rhein entfernt und damit nicht nur in Hinsicht auf die Hochwassergefährdung in keinem einfachen Terrain. „Wir befinden uns in einem Wasserschutzgebiet der Kategorie 2“, erklärt Petra Dorfmeister. Das erfordere eine genaue Abstimmung mit dem Amt für Umweltschutz. Auch müssten die eingesetzten Leitungsrohre und Materialien höhere Anforderungen erfüllen.

Das mache freilich auch die Planung insgesamt anspruchsvoller: „Konkrete Pläne können wir erst dann vorlegen, wenn wir wissen, was wir dürfen“, bringt es Carmen Urban auf den Punkt. Das heißt konkret: Kann das Bestandsgebäude aufgestockt werden oder sollte es eher in die Länge gehen? In welchem Umfang muss Photovoltaik auf das Dach gebaut werden?

Besondere Sorgfalt wollen die Experten auch auf die Abklärung aller weiterer Möglichkeiten und Eventualitäten verwenden – einfach um böse Überraschungen wie in der Vergangenheit zu vermeiden, sagt Dorfmeister: „Es geht hier immerhin um einen Umbau im laufenden Betrieb. Da spielen auch andere Überlegungen eine Rolle, etwa ob und wohin Mitarbeiter oder Arbeitsschritte während der Bauarbeiten ausgegliedert werden können.“

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Wie steht es Kosten- und Zeitplanung?

Drangvolle Enge: Im Umkleideraum der Herren müssen bisher bis zu zehn Mitarbeiter Platz finden.
Drangvolle Enge: Im Umkleideraum der Herren müssen bisher bis zu zehn Mitarbeiter Platz finden. | Bild: Baier, Markus

All die noch ungeklärten Faktoren machen eine genaue Aussage zu Kosten oder auch zur konkreten Bauzeit gemäß heutigem Stand unmöglich, so Dorfmeister: „Wir haben dieses Jahr zum Planungsjahr erklärt, um alle Möglichkeiten abzuklären.“ Ziel dabei sei natürlich auch, Einsparungsmöglichkeiten zu erkennen.

Mit konkreten Baumaßnahmen rechnen die Bauamtsvertreter frühestens in zwei Jahren, wenn alles durchgerechnet und eine entsprechende Planung im städtischen Haushalt möglich sei. Aber: „Es geht ja hier auch nicht um einen Schnellschuss, sondern um eine gute Lösung“, sagt Dorfmeister.

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