Oberbürgermeister Philipp Frank sprach in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Waldshut-Tiengen von einer „dritten relevanten Änderung“ des Bauprojekts und zählte die vorherigen Überarbeitungen der Pläne auf: Anfang 2017 hatte Investor Claus Schleith das Nachbargrundstück gekauft, woraufhin sich das Plangebiet für das Klettgau-Carré vergrößerte. Im Mai 2020 informierte Schleith die Stadtverwaltung darüber, dass er aus wirtschaftlichen Gründen komplett auf das zweite Obergeschoss verzichten will, was eine erneute Baugenehmigung erforderlich machte.
Nun hat Claus Schleith erneut sein Vorhaben angepasst. „Im Moment ist kein Hotel geplant“, erklärt der Bauunternehmer aus Waldshut-Tiengen auf Nachfrage dieser Zeitung. Als Grund nennt er die aktuelle Corona-Situation. „Die Hotellerie hat richtig große Probleme“, sagt er. Wegen der Pandemie gilt seit Monaten ein Beherbergungsverbot. Wie lange dieses anhält, wisse niemand.
„Trotzdem bin ich der Meinung, dass Waldshut-Tiengen dringend ein weiteres Hotel braucht. Aber die Risiken kann ich in der jetzigen Situation nicht allein tragen“, begründet Schleith im Gespräch mit dieser Zeitung seine Entscheidung, Wohnungen im Klettgau-Carré unterzubringen. Wie viele dies sein werden, könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Im Erdgeschoss seien weiterhin ein Lebensmittel- und ein Drogeriemarkt vorgesehen, erklärt er auf Nachfrage.
Allen Unkenrufen zum Trotz – nach Jahren des Stillstands auf dem Gelände am Sulzerring – glaubt Claus Schleith nach wie vor an sein Großprojekt und den bevorstehenden Spatenstich, der in der Vergangenheit mehrmals verschoben wurde: „Ich will es bald realisieren. Im Sommer wollen wir anfangen.“ Der Investor verspricht den Waldshut-Tiengenern ein schönes Bauwerk. „Es gibt einen Hingucker“, ist sich der Unternehmer sicher.
„Im Sommer wollen wir mit dem Klettgau-Carré anfangen.“Claus Schleith, Investor
Um seine veränderten Pläne umsetzen zu können, benötigt der Investor laut Bauverwaltungsamtsleiterin Andrea Albert noch die Zustimmung des Bau- und Umweltausschusses und des Gemeinderats, damit anstatt des Hotels Wohnungen gebaut werden können. Nach Einschätzung der Verwaltung ist eine Änderung des Bebauungsplans nicht erforderlich. Jedoch benötige der städtebauliche Vertrag eine Anpassung, erklärte Albert. Sobald die neuen Pläne des Investors der Verwaltung vorliegen, können die entsprechenden Schritt in die Wege geleitet werden.
Zunächst stimmte der Gemeinderat in der jüngsten Sitzung mehrheitlich mit drei Gegenstimmen und bei einer Enthaltung für die Verlängerung der Frist für das Rückübertragungsrecht des aktuell als Parkplatz genutzten Geländes um weitere fünf Monate bis zum 30. November 2021. Sollte bis dahin nicht mit dem Bau des Klettgau-Carrés begonnen werden, hätte die Stadt die Möglichkeit, das Areal zurück zu kaufen. Die Stadt will durch die Verlängerung der Frist Claus Schleith die Möglichkeit geben, sein Vorhaben mit der nochmals geänderten Planung weiterzuverfolgen. Aber, betonte OB Frank in der Sitzung: „In dieser Zeit müssen wir mit einem Spatenstich rechnen.“
FDP-Stadträtin Anette Klaas und Thomas Hilpert von den Freien Wählern äußerten in der Sitzung den Wunsch, die Sicht des Investors in der Ratsrunde zu hören. Nach einem Antrag von Nathalie Rindt für die CDU-Fraktion, dem das Gremium bei zwei Enthaltungen stattgab, soll Claus Schleith nun in der kommenden Sitzung die Möglichkeit gegeben werden, seine veränderte Planung für das Klettgau-Carré im Detail vorzustellen.