Die Fragen, wie es um das Klettgau-Carré am Sulzerring in Tiengen bestellt ist, waren immer wieder zu hören. Wie ist der Stand der Dinge, wenn ja, woran hakt es, wann geht es endlich los? Seit Montagabend gibt es Antworten. Entgegen der ursprünglichen bereits genehmigten Planung soll das Einkaufszentrum mit Hotel und Tiefgarage aus „wirtschaftlichen Gründen“ (Schleith) nun eine Nummer kleiner realisiert werden.

Das heißt, Investor Claus Schleith will mangels Nachfrage nach Geschäftsräumen auf das eigentlich vorgesehene erste Obergeschoss komplett verzichten. Bei der Präsentation der neuen Pläne vor dem Gemeinderat war die einhellige Meinung, dass alles daran gesetzt werden soll, dass der lang ersehnte Spatenstich noch dieses Jahr erfolgen kann. Oberbürgermeister Philipp Frank: „Das Projekt hat oberste Priorität für uns.“

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Wäre es nach dem ursprünglichen Zeitplan gegangen, dann wäre der symbolische Startschuss vermutlich bereits erfolgt. Denn seit dem 30. April 2020 habe der Investor das offizielle Baurecht für das Projekt Klettgau-Carré gehabt, so Oberbürgermeister Philipp Frank in der Sitzung. Dass es nicht dazu gekommen ist, liege vor allem daran, passende Mieter für das Objekt zu finden, so Investor Claus Scheith in der Stadthalle Tiengen. Deshalb will er nun komplett auf eine Etage, das bisherige erste Obergeschoss, verzichten.

Der bisherige Entwurf

So sollte das Klettgau-Carré ursprünglich geplant werden: Mit drei Stockwerken.
So sollte das Klettgau-Carré ursprünglich geplant werden: Mit drei Stockwerken. | Bild: GJL Architekten Karlsruhe

Der neue Entwurf

Das Klettgau-Carré in Tiengen soll um ein Stockwerk verkleinert werden.
Das Klettgau-Carré in Tiengen soll um ein Stockwerk verkleinert werden. | Bild: GJL Architekten Karlsruhe

Dort sollten nach den ursprünglichen Plänen auf etwa 6000 Quadratmetern diverse Einzelhändler einziehen. Das heißt, über der zweigeschossige Tiefgarage soll es nun ein Erdgeschoss mit Einzelhandel und eventuell Gastronomie geben. Als künftige Mieter stünden Edeka und die Drogeriemarktkette DM bereit. Darüber soll es wie bisher auch auf zwei Etagen ein Hotel (ein potentieller Pächter sei ebenfalls gefunden) sowie Praxen und Büros geben. Claus Schleith: „Die Verträge mit Edeka, DM, Hotelbetreiber und Ärzten sind unterschriftsreif.“

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Der Wunsch, „dass endlich etwas passiert ist groß“, sagte CDU-Sprecher Philipp Studinger und traf damit die Stimmung innerhalb des Gemeinderats auf den Punkt. Schließlich hingen am Klettgau-Carré „weitere Impulse für die Tiengener Innenstadt“. Ernüchtert stellte Claudia Linke (Grüne) indes fest, dass es sich nicht bewahrheite, dass Geschäfte nach Tiengen strömen. Linke: „Es gibt offenbar keine Chance, kleinere Läden zu bekommen.“ Ein Umstand, den der Investor bestätigte.

Wohnungen nicht realisierbar

Die Idee von Adelheid Kummle (Freie Wähler, FW), im eigentlichen ersten Obergeschoss Wohnungen zu bauen, lasse sich nicht realisieren, sagte Architekt Jürgen Löffler (GJL Architekten Karlsruhe), da die Grundfläche mit etwa 6000 Quadratmetern einfach zu groß dafür sei. Auf die Frage von Adelheid Kummle, wann mit dem Spatenstich zu rechnen sei, wenn alles optimal laufe, sagte Claus Schleith, „noch dieses Jahr“.

Das Klettgau-Carré

Für Jörg Holzbach (FW) ist die erneute Verzögerung des Projekts „bedauerlich, aber nachvollziehbar“. Von der Stadt forderte er ein „proaktives Zeichen an den Investor, den Spatenstich dieses Jahr noch hinzubekommen“. Holzbach: „Es wird höchste Zeit, das Projekt auf die Zielgerade zu bekommen.“ Eine Forderung, die bei der Verwaltungsspitze auf offene Ohren stieß. Bürgermeister Joachim Baumert: „Wir haben größtes Interesse daran, dass das Projekt zur Umsetzung kommt.“ Deshalb werde die Verwaltung nun auf den Investor zugehen, um unter anderem vertragliche Anpassungen zu besprechen.

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Ebenso wie Bürgermeister Baumert machte auch Oberbürgermeister Philipp Frank klar: „Wir wollen das Projekt haben.“ Schließlich, so der OB im Gespräch mit unserer Zeitung, sei das Klettgau-Carré „eine Riesenchance für Tiengen“. Indes gelte es nun noch einige Dinge abzuklären.

So müsse der Bauherr einen neuen Bauantrag einreichen, der städtebauliche Vertrag müsse geändert werden, die wasserrechtliche Genehmigung mit Blick auf die Grundwasserproblematik müsse neu erfolgen (Landratsamt), das Verkehrskonzept müsse überprüft werden und der Verkaufsvertrag müsse, was das Rückkaufsrecht anbetrifft, möglicherweise geändert werden. Klingt nach viel, für Philipp Frank aber „lösbare Aufgaben“. Wichtig sei es nun, „einen gesunden Interessensausgleich hinzubekommen“.

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