Roland Fricker, der langjährige Vorsitzende des Freundeskreises Städtepartnerschaften, hat die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg in Silber erhalten. Als Bürgermeister Michael Thater die Auszeichnung im Auftrag des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann überreichte, verteilte er nur ein einziges Abzeichen samt Urkunde, aber die Ehefrau des Geehrten, Jutta Fricker, durfte sich in die Auszeichnung eingeschlossen fühlen, denn: „Wir erledigen alles im Doppelpack.“ Nur etwa 20 Personen in Wehr sind Träger dieser Auszeichnung.
Dass die Verleihung am Samstag im zwanglosen Rahmen des Sommerfestes im Ludingarten stattfand, hatte durchaus Sinn, denn Städtepartnerschaften benötigen zwar einen administrativen Rahmen, aber sie werden nur mit Leben erfüllt, wenn sie von einer breiten Bürgerschaft getragen werden. Der Freundeskreis versucht daher, mit zahlreichen Veranstaltungen, Festen und gegenseitigen Besuchen die Bande zu festigen und – etwa durch Boule-Spiele – etwas französische Lebensart, speziell diejenige der Provence und der Côte d‘Azur, nach Wehr zu bringen.
60 Jahre gute Beziehungen nach Bandol
Treibende Kraft der Partnerschaft ist der 1941 geborene Roland Fricker. Er hatte das Gymnasium und die höhere Handelsschule in Bad Säckingen besucht und dort Französisch gelernt. „Richtig gelernt habe ich die Sprache aber erst durch meine Ehefrau Jutta“, so der Geehrte. Schon seit den 1960-er Jahren reiste das Ehepaar mit dem Automobilclub Wehratal an die Côte d‘Azur, knüpfte erste Freundschaften und bereitete auf privater Ebene die Begründung der Städtepartnerschaft mit Bandol im Jahre 1967 vor.
In der Frühzeit spielte der Gedanke der Aussöhnung zwischen ehemaligen Kriegsgegnern eine zentrale Rolle, doch mittlerweile stehen eher der kulturelle Austausch und die Idee eines gemeinsamen Europas im Mittelpunkt. Die freundschaftlichen Beziehungen festigten sich, und im Jahre 2005 wurde der Freundeskreis unter Leitung von Roland Fricker gegründet, um der Freundschaft einen institionellen Rahmen geben.
Vorstandsposten nach 19 Jahren aufgegeben
Durch den Abschluss der Freundschaftsverträge mit Nettuno und Onex erweiterte sich die Zweier- zu einer Viererbeziehung. Die gegenseitigen Besuche und die gewachsenen Freundschaften sind für Roland Fricker die wichtigsten Errungenschaften seiner Amtszeit. Nach fast 20 Jahren gab er die Leitung des Vereins kürzlich an Elke Schultz-Thater ab, aber das Ehepaar Fricker wird dem Freundeskreis verbunden bleiben.
Partnerschaft mit Bandol lebt – in Onex wird aber geprüft
Der Geehrte ist froh, dass die Beziehungen zu Südfrankreich wieder intensiviert wurden und auch andere Vereine wie der Schwarzwaldverein Kontakte zu Gleichgesinnten in Bandol aufrechterhalten. „Dort gab es in den letzten 20 Jahren fünf Bürgermeister, darunter hat der Austausch etwas gelitten“, berichtete Roland Fricker. Unter dem jetzigen Rathauschef Jean-Paul Joseph sei wieder Kontinuität eingekehrt, und er scheine auch an der Pflege der Beziehungen interessiert.
Im schweizerischen Onex seien jedoch Überlegungen angestellt worden, die Städtepartnerschaften aus Kostengründen nicht weiterzuführen, erklärte Thater. Immerhin fand im Mai dieses Jahres ein Treffen in Bandol statt, bei dem diese Frage erörtert worden sei. „Die Bürgermeisterin von Onex, Anne Kleiner, ist mit dem Wunsch, die Partnerschaft weiterzuführen, nach Hause zurückgekehrt.“