Die Familie erreichen viele Worte des Trosts. „Das ist das Gute daran, wenn man auf dem Land lebt“, sagt Sandra Bottlang, die Ehefrau ihres im Alter von 53 Jahren gestorbenen Ehemannes Lothar. Die Nachbarn, die Gemeinde – die Menschen helfen, wie man das in so einer Situation eben vermag, und sind dabei doch selbst tief betroffen vom plötzlichen Tod des vor allem durch die Fernsehfasnacht bekannten „Bue vum Land“.
Sandra Bottlang jedenfalls versteht, dass die Nachricht viele Fragen und ein starkes Bedürfnis nach wechselseitigem Zuspruch auch außerhalb des familiären Umfelds auslöst. So gibt sie tapfer Auskunft, auch wenn ihr die Worte schwer fallen: Neben ihr trauern drei Kinder im Alter von 15 bis 23 Jahren, getrauert wird im engeren Familienkreis aber auch um den Sohn und Bruder. Für sie alle ist es ein Schock, zumal der Tod völlig unerwartet kam: Lothar Bottlang starb in Folge eines medizinischen Notfalls.
Tief betroffen ist auch die Musikkameradschaft Langenrain-Freudental. Lothar Bottlang war seit 1978 Mitglied des Vereins und seit 1996 Dirigent. Er zählte zu den Hauptorganisatoren des Gartenfests und der örtlichen Fasnacht, an der er selbst in verschiedenen Rollen auftrat. Dazu gehörte auch der alle vier Jahre stattfindende Fasnet-Johrmarkt.
Seit 1998 war er außerdem Regisseur beim Dorftheater, das in der Regel alle zwei Jahre Schwänke im Bürgerhaus aufführte. Dabei habe es ihn nicht in all die Ämter gedrängt, wie er dem SÜDKURIER vor einigen Jahren einmal sagte. Meist waren es andere, die in ihm den richtigen Mann sahen. Und er übernahm die Aufgaben dann mit großem Engagement und Erfolg.
Musikkameraden trauern mit der Familie
Walter Bottlang, der langjährige Vorsitzende der Musikkameradschaft (bis Juli 2021) rang bei der Todesnachricht um Worte. Er sei sprachlos und geschockt. „Wir waren sehr gute Kollegen. Ich kann nicht fassen, dass ein solcher Mensch so früh gehen muss. Lothar Bottlang war das Gesicht der Musikkameradschaft. Er war der Dirigent, aber genauso war er der Unterhalter mit Gesang und Witzen.“ Innerhalb der Musikkapelle habe er sich darum gekümmert, dass das Miteinander gepflegt wurde. Im Juli 2021 habe man ihn bei der Hauptversammlung für sein 25-jähriges Engagement als Dirigent geehrt.
Eigentlich sei die Übergabe des Dirigats an einen Nachfolger geplant gewesen, so Walter Bottlang, doch wegen Corona sei das aufgeschoben worden. Lothar Bottlang jedenfalls habe nach Entlastung gesucht, aber „im Dorf ist er eben für alle da gewesen. Er hatte immer gute Ideen, was man machen kann. Er war ein Macher und Umsetzer.“ Walter Bottlang fasst es so zusammen: „Lothar Bottlang war Langenrain – an allen Ecken und Enden.“
„Es ist Wahnsinn. Keiner kann es fassen“
Der frühere Ortschaftsrat und Mitorganisator des Fasnet-Johrmarkts in Freudental Wilfried Hornstein sagt: „Es ist Wahnsinn. Keiner kann es fassen.“ Der Tod von Lothar Bottlang reiße nicht nur eine Lücke, sondern „er reißt ein Riesenloch“. Das gelte natürlich vor allem für die Familie.
Aber sowohl im Ortschaftsrat wie im Dorfleben sei Lothar Bottlang der Ideengeber gewesen, der die Leute mitnehmen habe können und hohe Anerkennung genoss. „Wenn er was gesagt hat, dann hatte das Hand und Fuß“, sagte Hornstein, „und er hat das Ganze am Laufen gehalten.“
Aber auch durch sein Berufsleben ist der Verstorbene vielen Menschen bekannt und vertraut. Der 53-Jährige arbeitete unter anderem in verantwortlicher Position bei Takeda, zuletzt war der studierte Diplom-Ingenieur/Chemie und Betriebswirt bei BCS in Radolfzell (früher TRW) und damit bei einem der größten Arbeitgeber der Region als Personalleiter tätig. Eine bedeutsame Aufgabe, und gewiss nicht stressfrei.
Jenseits von Langenrain-Freudental, der Gemeinde Allensbach und des westlichen Bodensees lässt sich die Reaktion auf die Todesnachricht bei vielen Menschen auf einen Satz verdichten: „Lothar Bottlang – das ist doch der Fasnachter vom Bodensee aus dem Fernsehen, oder?“ Ja, das ist er.
Lothar Bottlang, als gebürtiger Konstanzer und Kind der Region, war der „Bue vum Land“.