Wie viele Menschen dürfen wählen und wie viele haben ihre Stimme schon vorab abgegeben?
Laut Verwaltung gibt es 5757 Wahlberechtigte, die nun entscheiden können, wer in den kommenden acht Jahren als Rathauschef die Geschicke in Allensbach sowie den Ortsteilen Hegne, Kaltbrunn und Langenrain-Freudental lenken wird. Gewählt ist, wer mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält, also die absolute Mehrheit. Eine spannende Frage ist dabei auch die Wahlbeteiligung. Hier zeichnet sich ein ordentlicher Wert ab. Jedenfalls haben bereits 942 Wahlberechtigte sich per Briefwahl entschieden, was allein schon 16,36 Prozent Wahlbeteiligung bedeutet (Stand: Freitagmittag).
Wer steht oben auf dem Stimmzettel?
Neben Amtsinhaber Stefan Friedrich, der vor acht Jahren erstmals gewählt wurde, bewirbt sich Robert Joachim Hogg. Stefan Friedrich ist Diplom-Verwaltungswirt, 40 Jahre alt, verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in Kaltbrunn. Er ist Mitglied der CDU, für die er auch im Kreistag sitzt. Zum Zeitpunkt seiner Wahl 2015 war er als Veranstaltungsmanager im Landtag tätig. Er setzte sich damals sehr deutlich mit 79,44 Prozent der Stimmen durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,69 Prozent. Er steht oben auf dem Stimmzettel, weil er die Bewerbung als erster abgab.
Wer ist der Gegenbewerber?
Robert Joachim Hogg gibt als Berufsausbildung Landwirtschaftsmeister und Maschinenbautechniker an. Er ist 64 Jahre alt, ledig und lebt in Engen-Stetten. Dort hat er nach eigenen Angaben einen Hof mit 18 Hektar Land. Gegenüber dem SÜDKURIER erklärte er, sein Hof sei auf Heuproduktion ausgelegt. Er plane aber als Einnahmequelle eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage und sei als freier Mitarbeiter für den Bildhauer Peter Lenk tätig. Er sei parteilos, sehe sich politisch aber „zwischen CDU und Grüne“. Hogg ist in Allensbach kein Unbekannter. Er ist seit etlichen Jahren öfter im Ort unterwegs. Und er habe hier viele Freunde, sagt er. Diese hätten ihn auch aufgefordert, als Kandidat anzutreten. Zumindest ein Teil der von ihm genannten Personen hat das auf Nachfrage des SÜDKURIER aber zurückgewiesen. Hogg hat seine Bewerbung erst am letzten Tag der Frist am 27. März abgegeben.
Der Amtsinhaber und ein Gegenbewerber, der Fragen aufwirft – wie war der Wahlkampf?
Der Wahlkampf plätscherte zunächst eher dahin. Stefan Friedrich absolvierte seit Anfang März etliche Termine zu unterschiedlichen Themen im Kernort und allen Ortsteilen. Robert Hogg machte keine eigenen Wahlkampftermine – zumindest hat er keine angekündigt -, war aber öfter im Ort unterwegs und sprach dabei mit Leuten. Er nahm zudem wie Friedrich an einer Veranstaltung zur Wahl des Sportvereins Allensbach teil sowie am Montag in der Bodanrückhalle bei der offiziellen Kandidatenvorstellung der Gemeinde und der anschließenden SÜDKURIER-Wahlarena. Zu dieser Veranstaltung kamen rund 600 interessierte Bürgerinnen und Bürger. Der Abend war somit zweifellos der Höhepunkt des Wahlkampfes.
Was ist dran an der angeblichen Kampagne gegen Stefan Friedrich?
Für einige Unruhe und Spekulationen in der Gemeinde sorgten aber zwei Aktionen. Zum einen verweigerten die vier Fraktionen des Gemeinderats Mitte März auf SÜDKURIER-Anfrage eine Bewertung der bisherigen Arbeit von Stefan Friedrich. Stefan Friedrich erklärte hierzu in der SÜDKURIER-Wahlarena am Montag, er habe gute Beziehungen zum Gemeinderat, es gebe dort oft klare Beschlüsse. Und vor acht Jahren hätten die vier Parteien CDU, Freie Wähler, SPD und Bunte Liste ebenfalls keine Wahlempfehlung ausgesprochen. Das ist zwar richtig, aber damals trat Friedrich natürlich nicht als Amtsinhaber an, sondern als einer von fünf neuen Bewerbern (davon zwei Frauen). Nach SÜDKURIER-Informationen hat aber vor der jetzigen Wahl keine der Parteien aktiv eine/n andere/n Kandidaten/in gesucht.
Wollen anonyme Personen wirklich Stefan Friedrich den Wahlsieg vermasseln?
Das kann man so sagen. Es gibt unzufriedene Bürger in der Gemeinde. Das war in den vergangenen Jahren immer wieder mal zu hören. Und zuletzt sorgte nun jemand Unbekanntes mit einer Plakataktion erneut für einige Unruhe im Dorf. Dort wird anonym dazu aufgerufen, in die Leerzeile auf dem Wahlzettel die Namen anderer wählbarer Personen einzutragen. Stefan Friedrich und einige Kommunalpolitiker erklärten zu der Aktion, ein solcher Aufruf sei nicht verboten. Es wurde aber bemängelt, dass er anonym erfolgte. Vorbild für den oder die Unbekannten ist offenbar die Bürgermeisterwahl in Tengen in diesem Jahr. Dort führte ein solcher Aufruf tatsächlich dazu, dass ein zweiter Wahlgang nötig wurde. Und dies scheint nun auch in Allensbach das Ziel der Plakatkleber.
Sind die Wahlen in Allensbach und Tengen vergleichbar?
Nicht unbedingt, denn die Situation in Tengen war eine grundlegend andere. Dort trat der Amtsinhaber nicht mehr an, und es gab mehrere Bewerber. Die Wahrscheinlichkeit war also ohnehin groß, dass niemand im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen und eine Neuwahl nötig würde.
Wann kommt es zur zweiten Runde und wann wäre sie?
Sollte es in Allensbach heute tatsächlich zu dem ziemlich unwahrscheinlichen Szenario kommen, dass mehr als 50 Prozent der Wähler für Hogg stimmen oder andere Personen eintragen, müsste der Gemeindewahlausschuss erst noch prüfen, ob diese anderen Genannten alle wählbar im Sinne des Gesetzes seien. So erklärt es Hauptamtsleiter Stefan Weiss, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Wahlausschusses ist. Diese Prüfung könnte aber erst am Montag, 24. April, erfolgen. Sollte ein zweiter Wahlgang (kommunalrechtlich korrekt heißt es Neuwahl) nötig werden, dann könnten sich bis 27. April weitere Bewerber melden. Dafür soll es nach SÜDKURIER-Informationen bereits mehrere Interessenten geben. Die Neuwahl wäre dann am Sonntag, 7. Mai. Vor acht Jahren gab es übrigens nur zwei Stimmen für „sonstige Kandidaten“.