FRIEDRICH W. STRUB

Bodman-Ludwigshafen – Nun ist es soweit. An diesem Sonntag, 10. Juli, wird um 11 Uhr Yolanda unter großem Zulauf des Volkes inthronisiert und Ludwigshafen um eine touristische Attraktion reicher sein. Bereits am Vorabend wird die Skulptur an Bord der MS Großherzog Ludwigs von Bodman aus nach Ludwigshafen überführt. In Bodman hat sie in der Kunstwerkstatt von Peter Lenk, dem Vater der Künstlerin, ihren letzten Schliff erhalten. Bei der Wiedersehensfeier am Sonntag werden Bernd Kaiser vom Kunstverein, Bürgermeister Matthias Weckbach, Wilderich Graf von und zu Bodman und eine Kunsthistorikerin das Wort ergreifen. Der Musikverein Ludwigshafen wird die Feier musikalisch umrahmen.

In der Hauptversammlung des Vereins der Kunstfreunde im April war die Katze aus dem Sack gelassen worden: Die füllige Dame Yolanda werde an den Bodensee zurückkehren. Die Skulptur der Bodmaner Künstlerin Miriam Lenk, die im vergangenen Sommer probeweise auf dem Hafenplatz in Bodman drei Monate für Furore gesorgt hatte und danach vom Gemeinderat aus der ehemaligen Kaiserpfalz verbannt worden war, werde künftig aber nicht mehr in Bodman, sondern in Ludwigshafen auf dem Privatgelände des Radolfzeller Getränke-Unternehmers Winfried Kountz stehen: am Seehotel Adler am Eingang zu den Uferanlagen.

Die Verträge zwischen dem Grundstücksbesitzer, der Künstlerin und den Kunstfreunden seien in Vorbereitung. Sobald zwei Drittel der Kaufsumme in Höhe von 30 000 Euro beisammen sind, werde Yolanda aufgestellt. Zum damaligen Zeitpunkt waren dies 15 000 Euro. So war es vom stellvertretenden Vorsitzenden und Sprecher des Vereins, Bernd Kaiser, verkündet worden, und als die Abstimmung unter den Mitgliedern zu diesem Vorhaben Einstimmigkeit ergab, sprangen die zahlreichen Versammlungsteilnehmer in der "Krone" vor Freude von ihren Sitzen. In einer Info-Veranstaltung des Vereins im Mai iwurden schließlich die letzten Zweifel an Yolandas Rückkehr beseitigt.

Dass Yolanda wieder zurückkehrt, darüber freuen sich auch viele Bodmaner, die als Mitglieder im Kunstvereins zahlreich vertreten sind, so zum Beispiel die Gemeinderatsmitglieder Sonja Hildebrand oder Klaus Meckelburg, aber auch diejenigen Ratsmitglieder, die für die Wiederaufstellung von Yolanda in Bodman gestimmt hatten, darunter Bürgermeister Matthias Weckbach. Unter den im Ort bekannten Befürwortern sind auch Wilderich Graf und Johannes Freiherr von und zu Bodman, Patrick Ehmann, Leiter der Touristinformation, sowie die Vorsitzenden der Touristik-Fördervereine in Bodman und Ludwigshafen, Armin Belz und Oliver Thum, und viele andere mehr.

Natürlich gibt es auch negative Stimmen aus der Bürgerschaft und die von Kunst eine andere Meinung haben. Yolanda, so erwarten viele, wird zu einem Anziehungspunkt von Neugierigen von nah und fern und vor allem von Touristen sein, so wie es das Triptychon von Bildhauer Peter Lenk an einer Wand des Zollhauses heute noch ist. Davon profitieren könnten Gastronomie, Tourismus und Gemeinde. So besitzt der Ortsteil Ludwigshafen nun zwei Lenk'sche Kunstwerke, während es im Ortsteil Bodman, dem Sitz der Künstlerfamilie, keine gibt.

Die Künstlerin

Miriam Lenk ist die Schöpferin üppiger Figuren, denen zweierlei gemeinsam ist: Sie sind nackt und verkörpern das pralle Leben. Mit ihren runden Gestalten eckt die 40-Jährige, die heute in Berlin lebt und arbeitet, immer wieder mal an. Nicht allen gefallen diese teils skurrilen, teils archaischen Typen. Auch das verbindet sie mit ihrem berühmten Vater, dem Bildhauer Peter Lenk, dessen bildreiche und satirische Plastiken heutzutage in vielen Städten und Gemeinden zu sehen sind. Miriam Lenk hat sich den herausfordernden Beruf der freien Künstlerin nicht ausgesucht. Der Beruf hat sie gesucht und gefunden. Miriam Lenk zog es zunächst nicht zu den voluminösen Objekten ihres Vaters. Sie lernte Goldschmiedin. Erst dann zog es sie zur Bildenden Kunst. Beim Studium in Dresden lernte sie das Dreidimensionale schätzen und kneten. Das war die Geburtsstunde der Bildhauerin mit der Breughelschen Formensprache: Fülle ohne Hülle. (fws)