Engen Wenn der Wiesbadener Kunstsammler Frank Brabant durch sein Haus geht, fällt sein Blick immer auf ein Kunstwerk. Jeder Quadratzentimeter der Wand, jeder noch so kleine Winkel wird von Werken verdeckt. Brabant, das spürt man, lebt für seine Bilder, die er seit 1963 sammelt. Für die Sonderausstellung im Städtischen Museum Engen hat der Sammler 80 Werke zur Verfügung gestellt. „Sachlich.Kritisch.Magisch. Der neue Realismus um 1925“, heißt die Präsentation, ist somit quasi eine Jubiläumsschau und wurde am Sonntag eröffnet. „Der Krieg war verloren, die visionäre Aufbruchstimmung vorbei und die Utopie eines neuen Gesellschaftsbildes waren abgekühlt“, beschreibt Kurator und Museumsleiter Velten Wagner die Ausgangslage für die Künstler in der Weimarer Republik. Gleichzeitig war im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich ein Aufschwung zu beobachten.

„Es gab eine Vielzahl von Nobelpreisen, das Filmstudio Babelsberg war Hollywood, die Jazzmusik hielt Einzug“, so Wagner. In dieser „Tanz auf dem Vulkan“-Stimmung hätten die Künstler der damaligen Epoche nach einem nüchternen, distanzierten Blick auf die Dinge gesucht. „Sie wollten der Realität scharf ins Auge sehen“, so Wagner. Dabei handele es sich bei diesem Kunstbegriff der Neuen Sachlichkeit nicht um einen einheitlichen Stil: „Es gab die sozial-kritischen Künstler wie Otto Dix oder George Grosz, die das Elend zeigten, und da waren Künstler wie Richard Seewald, die einem klassisch-romantischen Ideal folgten“, erläutert Wagner. Besonders interessant in der Werkschau sind die Bilder der sogenannten „Verschollenen Generation“ aufstrebender Künstler, deren vielversprechende Karrieren von den Nazis gestoppt wurden, sowie die Arbeiten von Künstlerinnen, die sich deutlich von den Interpretationen der männlichen Maler abheben. Die Ausstellung bietet ausführliche Informationen zu geschichtlichen Hintergründen und Künstlern an. Und im Verlies des Museums läuft ein kurzer Dokumentarfilm, der zeigt, wie Frank Brabant mit seinen vielen Bildern lebt.