Ob die Menschen aus Aach und dem Hegau ihm seine Vergesslichkeit verzeihen werden? Mehrfach bekundet der Sänger Milow beim Strandkorb Open-Air, dass er erstmals in Aach auf der Bühne steht und wie sehr er sich darüber freut. Die Freude mag das eine sein nach 18 Monaten Corona-Pause. Aber eine Premiere ist es nicht: Milow war 2009 schon einmal in Aach, das war kurz nach seinem Durchbruch mit dem Song „Ayo Technology“. Den Titel, den er von Rapper 50Cent gecovert und charmant interpretiert hat, spielt er auch bei seiner Rückkehr – neben diversen Charthits, die er seitdem geliefert hat.
Seit 2009 auf der großen Bühne
Es ist eine typische Singer-Songwriter-Geschichten, die Milow im Lauf des Abends sowohl persönlich als auch in seinen Texten erzählt: Sein Herz habe schon immer der Musik gehört, doch es dauerte einige Jahre, bis er es auf die große Bühne schaffte: 2009 machte er aus „Ayo Technology“ etwas Neues, Eindrückliches, das im Gedächtnis blieb. Beim Strandkorb Open-Air spielt er diesen Song mit wenig musikalischer Begleitung und noch mehr Stimme.
Seit seinem Durchbruch macht Milow mit eigenen Texten von sich reden – und schafft es, sein Publikum damit auch mehr als ein Jahrzehnt später zu unterhalten. Im Zwei- bis Drei-Jahres-Takt liefert er ein neues Album, jedes enthält mehrere Ohrwürmer. Eine Mischung all dieser spielt er nun in Aach.
Ein Lied bekam in den vergangenen Monaten eine neue Bedeutung
Die Themen reichen von der Beziehung von Vater und Sohn wie im neuen Titel „Michael Jordan“ über Liebe (unter anderem „You and me“) bis zur Pandemie – wenn auch unbewusst. 2018 habe er „Lay your worry down“ geschrieben, das nun eine neue Bedeutung bekomme: Milow widmet den ruhigen, eindringlichen Titel den Corona-Helden. Diese könnten ihren Kummer bei ihm abladen.

Von Kummer ist an diesem Abend sonst wenig zu spüren. Endlich wieder Konzerte, endlich wieder mitsingen und tanzen. Es dauert nur wenige Minuten, bis einige der 512 Besucher vor ihren Strandkörben im Aacher Natursportpark die Arme in die Luft recken. Je höher, desto besser, denn die Bühne ist ganz schön hoch, wie auch der belgische Sänger feststellt.
Viele kennen den Musiker aus Funk und Fernsehen
Das Mitsingen fällt leicht, denn viele Lieder kennt man aus dem Radio oder Fernsehen. Nicht zuletzt bei „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ erreichte Milow 2019 mit seine gefühlvollen Stimme und den gitarren-lastigen Melodien viele Fans.
Schmälert seine Popularität die Inhalte, die Stimme? Nein, denn mit neuen Arrangements und frisch geschriebenen Songs zeigt der Sänger, dass er wahrlich ein Künstler ist. Ein typischer Singer-Songwriter, der live noch besser klingt als im Radio.
Da kann man durcheinander kommen: Kreuz und quer durch Europa
Auch für die Künstler ist es ein Neustart nach vielen Monaten, die sie vor allem zuhause verbracht haben. Das ein oder andere Online-Konzert habe es gegeben, erzählt Milow in einer Mischung aus Deutsch und Englisch, doch das sei nicht das gleiche. Als vor wenigen Monaten dann die ersten Konzertanfragen eintrudelten, habe man jede Möglichkeit dankend angenommen – ohne vorher auf die Karte zu blicken. Das Ergebnis ist eine Reise kreuz und quer durch Europa. Gestern Bielefeld, morgen Belgien – da kann man schon mal durcheinander kommen.
Doch jetzt ist Aach mit Erinnerungen besetzt: Nicht nur mit jubelnden Fans in Standkörben, sondern auch mit Spaghetti zum Frühstück und dem „kaltesten Flusswasser des Sommers“, wie der Belgier mit Akzent erklärt. Daran könnte er sich bei seiner nächsten Rückkehr erinnern.