Die Suche nach geeigneten Flächen für Windkraft und Solarenergie ist nicht einfach. Das zeigt auch das aktuelle Vorhaben von Solarcomplex für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage (PV) bei Zimmerholz. Der Beschluss für die Erstellung eines entsprechenden Bebauungsplans wurde im Gemeinderat vertagt und die Anwohner äußern nun ihren Unmut zum Vorhaben.
Geplant ist eine PV-Anlage mit einer Fläche von 4,7 Hektar, die eine Leistung von 6,7 Megawatt erbringen soll, so Solarcomplex-Chef Bene Müller. Pro Jahr wären das etwa sieben Millionen Kilowattstunden, was ungefähr dem jährlichen Verbrauch von 1.750 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Bei einer Vorstellung des Projekts im Engener Gemeinderat gab Müller zu verstehen, dass Solarcomplex das Projekt umsetzen und die Stadtwerke Engen Eigentümer der Anlage sein könnten. Ein Pachtvertrag mit den Eigentümern der Fläche bestehe bereits. Die PV-Anlage könnte über den Windpark Brand an das Netz angeschlossen werden, so Müller.
Landwirte sehen Umwandlung kritisch
Doch das Vorhaben, einen neuen Solarpark zu realisieren, findet nicht überall Befürworter. Kritische Stimmen gibt es etwa von Engener Landwirten. „Ich finde es nicht gut, Ackerflächen in Solarparks umzuwandeln“, sagt Jan Mayer gerade heraus und nennt damit sein Hauptargument gegen den geplanten Solarpark. Mayer betreibt den Hühnerbrunnerhof, der nordöstlich von Zimmerholz liegt. Zwischen seinem und dem benachbarten Neubrunnerhof der Familie Braun soll die Freiflächenanlage auf einem am Hang liegenden Acker gebaut werden. Ähnlich sieht das auch Landwirt und Stadtrat Siegfried Ellensohn (CDU), der sich im Rat gegen einen Solarpark auf Ackerfläche aussprach.
Jan Mayer und seine Nachbarn Josef, Markus und Jürgen Braun verfolgten die Vorstellung des Solar-Projekts im Gemeinderat und machten dort deutlich, dass ihnen das Vorhaben aus mehreren Gründen missfällt. Vor Ort am Hühnerbunnerhof schildert und zeigt Jan Mayer, was für ihn gegen die Freiflächenanlage spricht.
Schon jetzt braucht es zu viele Lebensmittel aus dem Ausland
Deutschland müsse schon jetzt viele Lebensmittel aus dem Ausland einkaufen, da die Agrar-Produktion für die Selbstversorgung bei Weitem nicht ausreiche, so Mayer. Deswegen sehe er es äußerst kritisch, wenn landwirtschaftliche Flächen für die Gewinnung von Strom umgenutzt würden. Die Fläche, auf der der Solarpark geplant ist, sei landwirtschaftlich gut nutzbar. Er selbst hatte den Acker schon gepachtet und bewirtschaftet.

Ein weiteres Argument gegen die Anlage ist für Landwirt Jan Mayer der Eingriff in das Landschaftsbild. Auf die Fläche nahe seinem Hof blicke man aus fast dem ganzen Hegau in die Höhe, sagt er. Um die Aussicht und die Geräuschbelästigung geht es auch der Familie Braun, deren Hof direkt an die überplante Fläche grenzt. In der Gemeinderatssitzung äußerte Jürgen Braun unter anderem die Sorge, dass die Wechselrichter der Anlage bei voller Leistung sehr laut sein könnten.
Geräuschbelästigung lässt sich vermeiden
Während die PV-Module selbst keine Geräusche machen würden, könnten bei Wechselrichtern und Trafostation Geräuschen entstehen, räumt Bene Müller auf SÜDKURIER-Nachfrage ein. „Insoweit sollte man darauf achten, dass diese potenziellen Geräuschquellen von Wohngebäuden entfernt sind. 100 Meter reichen und das ist bei guter Planung immer machbar“, sagt Müller.
Die Kritik, dass man Ackerflächen für die Energie – statt für die Lebensmittelproduktion nutzen wolle, bezeichnet der Solarcomplex-Vorstand als „heuchlerisch“. Auch im Hegau würden viele hundert Hektar beispielsweise für Segelflugplätze, Golfplätze oder Reiterhöfe genutzt werden. „Da höre ich keine Kritik“, hält Müller entgegen. Für die Landwirte sei die Umwandlung ein Problem, wenn sie von verpachteten Flächen „vertrieben“ würden. Auf der anderen Seite stelle der Betrieb eines Solarparks für Flächeneigentümer als zusätzliches, stabiles Standbein eine große wirtschaftliche Chance dar, fügt er hinzu.
Das Landschaftsbild ist für ihn ein eher schwaches Argument
Die Diskussion um das Landschaftsbild führe man vor allem mit Menschen, die in einer privilegierten Lage wohnen. „Menschen, die in Stuttgart an einer Hauptverkehrsachse leben, würden vermutlich stattdessen gerne auf einen Solarpark schauen“, so Müller. Er findet, dass hier die Debatte hinkt. Die Forderung, man solle Solaranlagen in sogenannte vorbelastete Landschaften bauen, sei gegenüber den dort lebenden Menschen eine Unverschämtheit.
In den Gemeinderatsfraktionen wurde die Debatte um den Solarpark in Zimmerholz ebenfalls kontrovers geführt, wie unter anderem UWV-Sprecher Gerhard Steiner zu verstehen gab. „Wir werden regenerative Energien brauchen“, so Steiner. Aufgrund der Diskussion in seiner Fraktion bat er darum, den Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplans zu vertagen. Tim Strobel (SPD) sagte hingegen: „Wir sollten keine grundsätzliche Debatte führen, sondern nach dem wo und wie fragen.“ Der Solarpark soll in einer der kommenden Ratssitzungen erneut auf der Tagesordnung stehen.