Noch bis Ende der Woche müssen Pendler, wenn sie mit dem Zug von Singen nach Engen fahren wollen, in Busse umsteigen. Noch bis Samstag, 26. Oktober, um 4.30 Uhr gibt es Einschränkungen für die Strecke des Seehas zwischen Konstanz und Engen, der Schwarzwaldbahn zwischen Konstanz und Karlsruhe und dem IC zwischen Singen und Stuttgart. Fahrgäste müssen seit Tagen auf den Schienenersatzverkehr ausweichen. Doch dabei gibt es offenbar Probleme: Von stehengelassenen Fahrgästen bis hin zu gar nicht kommenden Ersatz-Bussen ist in den sozialen Medien die Rede.
Grund für die zweiwöchige Sperrung der Strecke sind Gleiserneuerungen durch die DB InfraGo AG. Daran hatten die Seehas-Betreiber der SBB im Vorfeld harsche Kritik geäußert und kündigte sogar eine Beschwerde wegen der schlechten Baustellenpolitik der Deutschen Bahn an. Doch wie schlimm ist es wirklich? Der SÜDKURIER hat sich rund um den Bahnhof in Engen, Mühlhausen und Singen umgehört, wie die Stimmung zum Schienenersatzverkehr tatsächlich ist.

Werner Urteaga de Nelaton aus Engen möchte an diesem Morgen zu seiner Arbeitsstelle in Konstanz. Er sagt, der Schienenersatzverkehr funktioniere und auch die Platzkapazität in den Bussen sei in Ordnung. Einzig die Zeiten sind für den jungen Mann ein Problem. „Entweder ich komme zu spät bei der Arbeit an oder ich bin zu früh dort“, sagt er. Dagegen lobt er die Organisation des Schienenersatzverkehrs: „Ich habe in Singen zehn Minuten zum Umsteigen. Das geht wirklich.“
„Man muss deutlich mehr Zeit einplanen“
Eine weitere Passantin sieht das anders, denn die Ersatzbusse von Singen nach Engen seien vor allem zu Feierabend so voll, dass es nur noch Stehplätze gebe. Und: „Man muss deutlich mehr Zeit für die Hin- und Rückfahrt einplanen.“ Sie sei dennoch froh, dass es den Schienenersatzverkehr gebe, denn viele Menschen seien auf den Öffentlichen Personennahverkehr angewiesen. „Das Ganze funktioniert, aber ich bin trotzdem froh, wenn die Züge wieder normal fahren“, sagt sie.
Pendler Stefan Fischer in Singen findet den Schienenersatzverkehr anstrengend: „Statt einer Stunde bin ich jetzt jeden Tag anderthalb Stunden unterwegs.“ Und das auch nur im Idealfall, denn die Anschlüsse könnten nicht immer erreicht werden. Eine andere Passantin hingegen habe Verständnis für die Situation: „Momentan finde ich es gut geregelt. Es ist ersichtlich ausgeschildert und die Anschlüsse passen auch“, sagt sie.
SBB beurteilt Ersatzverkehr als gut
Laut Seehas-Betreiber SBB läuft der Schienenersatzverkehr sehr gut. Um das zu prüfen, würden eigens Kontrollfahrer eingesetzt, so eine Sprecherin der SBB auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Busse des Ersatzverkehrs seien deutlich beschriftet und auch die mündlichen Ankündigungen der Haltestellen im Bus würden gut funktionieren.
Sie stellt aber fest, dass es immer wieder Kritik an der Beschilderung der Haltestelle Singen Maggi/Süd gebe. Hier versuche die SBB schon seit Langem, eine Verbesserung zu erzielen. Allerdings sei die Deutsche Bahn davon überzeugt, dass die vorhandene Beschilderung ausreiche.

Achtung, manche Busse fahren ohne Unterwegs-Halt
Auf die Frage nach angeblich stehengelassenen Fahrgästen gibt die Sprecherin zu verstehen, dass es sich dabei laut ihrer Information nicht um einen Ersatzverkehr der SBB gehandelt habe. Auch in deren Kundencenter komme es immer wieder zu Verwechslungen zwischen den unterschiedlichen Angeboten der SBB und der Deutschen Bahn. Sie verweist darauf, dass ganz explizit auf die Abfahrtszeiten zu achten sei, um die Ersatzangebote auseinander zu halten. Denn die IC- und RE-Ersatzbusse sind ohne Halt direkt zwischen Singen und Engen unterwegs.
Zum Zeitpunkt der SÜDKURIER-Anfrage lagen der Presseabteilung der Deutschen Bahn keine Beschwerden wegen des Ersatzverkehrs vor. Zwischen Engen und Singen werde gerade ein ganzes Paket an Maßnahmen umgesetzt, vermittelt ein Sprecher der Bahn am Telefon. Das eine seien Instandhaltungsarbeiten bei denen Gleise und Schienen erneuert würden. Gleichzeitig würden Arbeiten für den zweigleisigen Ausbau der Gäubahn unternommen. Und bei der Strecke sind Fahrgäste ja Kummer gewohnt.