Es war für viele Aacher wohl schwer vorstellbar, dass sich aus den teils verfallenen und zugewucherten Gebäuden auf dem ehemaligen Roth-Areal an der Aach etwas machen lässt. Doch das Mühlenareal mit Mühlenhaus, Ökonomiegebäude, Säge, Remise und Kreuzgarten nimmt Gestalt an: Die ersten drei Wohnungen im 375 Jahre alten Mühlenhaus sind saniert und bezugsfertig. Im August 2023 starteten die Sanierungsarbeiten. Drei weitere Wohnungen im Anbau sollen im Sommer fertig werden. Gekauft hat alle sechs Wohnungen ein Investor, der sie vermieten möchte.

Das Haupthaus des ehemaligen Mühlenhauses ist originalgetreu saniert, jedes Detail wurde mit dem Denkmalamt abgesprochen werden.
Das Haupthaus des ehemaligen Mühlenhauses ist originalgetreu saniert, jedes Detail wurde mit dem Denkmalamt abgesprochen werden. | Bild: Jacqueline Weiß

„Wir sind froh, dass wir mit dem Käufer der Wohnungen jemanden gefunden haben, der die Qualität unserer Arbeit schätzt und anerkennt, wie hochwertig hier saniert wird“, erklärt Sebastian Schmäh von der gleichnamigen Holzbaufirma aus Meersburg, der mit seiner Frau Irmgard Möhrle-Schmäh auch Projektentwickler des Areals ist.

Die hochwertige, aufwändige und denkmalgetreue Sanierung hat ihren Preis: Über 700.000 Euro kostete die Vierzimmerwohnung mit rund 135 Quadratmetern im Obergeschoss des Mühlenhauses, zu der ein Garten mit 75 Quadratmeter gehört. Die größten Kosten bei der Sanierung seien die Zimmererarbeiten wie Restaurierung des Dachstuhles, der stark verformt war, Holzböden, Fensterarbeiten, erklärt die Projektentwicklerin. Bei den Sanierungsarbeiten stellte sich heraus, dass das Fachwerk in der Mühle nicht aus dem Jahr 1700, sondern aus 1650 stammt.

Auf dem 8.000 Quadratmeter großen Gelände sollen insgesamt zehn Wohnungen in zwei Kulturdenkmalen, vier Wohnungen in einem Holz-Neubau und sechs Doppelhaushälften in Holzbauweise entstehen.

Die Dachwohnung im Anbau zeigt offenes Gebälk, eine Treppe führt auf die Galerie, die Balken zeigen Geschichte.
Die Dachwohnung im Anbau zeigt offenes Gebälk, eine Treppe führt auf die Galerie, die Balken zeigen Geschichte. | Bild: Jacqueline Weiß

Bei der Sanierung hat das Holzbau-Unternehmen darauf geachtet, dass möglichst von der historischen Bausubstanz erhalten bleibt und diese, wenn nötig ergänzt. Das historische Fachwerk und tragende Balken wurden freigelegt und erhalten und zeigen die Geschichte des Hauses. Überall sind historische Details, wie ein freigelegter ehemaliger Kamin oder eine alte Holztür zu sehen.

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Gebäude spiegelt die Geschichte des Orts

„Wir wollen mit der Sanierung zeigen, was man aus solchen Gebäuden machen kann“, erklärt Irmgard Möhrle-Schmäh. Gebäude spiegelten immer auch die Geschichte des Orts und gäben Wurzeln. Das große Interesse an den Fortschritten der Sanierung von Einheimischen und Besuchern, zum Beispiel beim Tag des offenen Denkmals, zeige ihr, dass den Aachern die Geschichte des Orts wichtig sei. Die Herausforderung bei diesem Projekt sei, dass das Unternehmerpaar selbst als Bauträger mit allen finanziellen Risiken auftrete und nicht im Auftrag eines Eigentümers arbeite.

Eine historische Tür als Schiebetür in ein neues Bad.
Eine historische Tür als Schiebetür in ein neues Bad. | Bild: Jacqueline Weiß

Das habe aber auch den Vorteil, dass man vieles schnell entscheiden könne, erklärt Sebastian Schmäh. Die Sanierung sei in enger und guter Abstimmung mit dem Denkmalamt erfolgt, zum Beispiel was die Farbgebung, die Materialien, die Techniken und das energetische Konzept angeht.

Die Stadt Aach sei ebenfalls ein wichtiger Projektpartner und unterstütze die Entwicklung des Areals, in das auch Sanierungsgelder fließen und das mit dem historischen Kreuzgarten auch eine öffentliche Fläche enthalten soll, die von der Stadt unterhalten wird. Das Mühlenareal ist Sanierungsgebiet, die Sanierung wird vom Land mit rund einer halben Million Euro unterstützt. 400.000 Euro gibt die Stadt Aach dazu. Als nächstes Gebäude steht das Ökonomiegebäude zur Sanierung an, in das vier Wohnungen kommen.

Auf der Baustelle: Hier entsteht eine weitere Wohnung im Anbau des Mühlenhauses.
Auf der Baustelle: Hier entsteht eine weitere Wohnung im Anbau des Mühlenhauses. | Bild: Jacqueline Weiß

„Ein Glücksfall für die Stadt Aach“

„Die Sanierung des Mühlenareals ist ein Glücksfall für Aach“, erklärt Bürgermeister Manfred Ossola auf Nachfrage. Das Areal werde enorm aufgewertet, wiederbelebt und optimal genutzt. „Wo vorher im Mühlenhaus Leerstand und eine Wohnung war, entstehen sechs Wohnungen und viele weitere auf dem Gelände, ohne dass wir zusätzliche Flächen verbrauchen“, sagt Ossola.

Der Bürgermeister lobt auch die gute Zusammenarbeit: „Wir sind in ständigem Austausch und ich bin froh, dass das ein so kompetentes Unternehmen mit viel Erfahrung beim und Auszeichnungen für das Sanieren von Kulturdenkmalen übernommen hat.“ Besonders freut ihn, dass das Areal öffentlich zugänglich bleibt, Aufenthaltsorte biete und ein Steg über die Aach zum Supermarkt führt. Das sei ein Gewinn für die Bevölkerung.

Das Ökonomiegebäude wird als nächstes in Angriff genommen, auch hier entstehen Wohnungen.
Das Ökonomiegebäude wird als nächstes in Angriff genommen, auch hier entstehen Wohnungen. | Bild: Jacqueline Weiß

Der Bauträger hat neben dem Ökonomiegebäude, das als nächstes saniert wird, auch die historische Säge hat der Bauträger im Blick. Hier war angedacht, Gastronomie oder Gewerberäume einzurichten. In dem Gebäude direkt an der Aach, in der früher die mit Wasserkraft betriebene Sägemühle untergebracht war, Gewerbe unterzubringen, stehe nach wie vor im Raum, erklärte Irmgard Möhrle-Schmäh. Es gebe schon Ideen, aber in erste Linie müsse es mit demjenigen, der sein Gewerbe dort betreibe, passen. Es gibt also noch viel zu tun auf dem Mühlenareal.