Selten geht es fröhlich zu, wenn die Sirenen von Feuerwehrfahrzeugen ertönen. Doch am vergangenen Wochenende zeigte die Freiwillige Feuerwehr Gaienhofen, wie eine Jahreshauptübung zu einem Ereignis für die ganze Familie werden kann. Die Übung fand in der Pflegeeinrichtung Seeheim Höri statt, bei der ein Brand im Gebäude simuliert wurde. 26 Feuerwehrleute waren im Einsatz, während Familie, Freunde und zahlreiche Schaulustige das Geschehen verfolgten.
Die Schritte werden erklärt
Bereits eine halbe Stunde vor der Übung um 16.30 Uhr sammelten sich die ersten Zuschauer am Kreisel vor dem Seeheim. Auch die Bewohner des Pflegeheims positionierten sich voller Vorfreude an den Fenstern im Erdgeschoss. Mit einer kurzen Verzögerung begann die Übung dann um 16.40 Uhr.
Zuerst ertönten die Sirenen, dann kam das Löschfahrzeug der Feuerwehr Gaienhofen. Geübte Handgriffe folgten: Atemschutzmasken wurden aufgesetzt, Löschschläuche angeschlossen. Es herrschte geschäftiges Treiben, das jedoch nie hektisch wirkte. Die Übung wurde von Jugendwart Tobias Rosen moderiert, der über Lautsprecher die Schritte der Feuerwehrleute erklärte. Zusammen mit Übungsleiter Martin Graf war er für die Planung des Szenarios verantwortlich.
Hilferufe von den Balkonen
Der Einsatzleiter und stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gaienhofen, Andreas Spehr, wusste im Vorfeld nur den Einsatzort, aber keine Details der Übung – wie bei einem echten Notfall. Vor Ort verschaffte er sich zuerst einen Überblick und erteilte dann seine Anweisungen. Während ein Trupp mit Atemschutz ins Innere des Pflegeheims vordrang, blieb ein weiterer Trupp zur Absicherung draußen. Auffällig waren die Hilferufe von den Balkonen, wo Darsteller der Jugendfeuerwehr sich positioniert hatten.
Spehr forderte die Drehleiter aus Radolfzell an, um die eingeschlossenen Personen zu retten. Während eine Gruppe erfolgreich evakuiert wurde, musste für eine andere Gruppe eine Steckleiter verwendet werden, da das Fahrzeug nicht an den zweiten Balkon herankam.

So lief die Übung ab
Insgesamt gab es zwölf zu rettende Personen, verteilt auf Balkone und das Innere des Gebäudes. Darunter auch Bürgermeister Jürgen Maas und Mitglieder des Gemeinderats, die sich traditionell als Freiwillige zur Verfügung stellten. Die meisten Freiwilligen wurden über die Drehleiter gerettet. Der letzte zu Rettende war ein bewusstloser Hausmeister, dargestellt durch eine Puppe. Dabei erfuhren die Besucher, dass es sich um einen simulierten Küchenbrand handelte.
Nachdem alle Personen in Sicherheit und der Brand gelöscht waren, wurde das Gebäude durch eine Überdruckbelüftung vom Rauch befreit. Nicht einmal eine Stunde nach Beginn war die Übung damit erfolgreich abgeschlossen.
Bürgermeister auf der Drehleiter
Der Höhepunkt war die Rettung von Bürgermeister Jürgen Maas, der sich bereits im Vorjahr bei der Feuerwehrübung im Rathaus retten ließ. Dieses Mal wurde er liegend in einer Trage mit der Drehleiter vom zweiten Stock über die Zuschauer hinweg aus dem Gebäude transportiert. Er versicherte danach, dass er sich sehr sicher in den Händen der Feuerwehr gefühlt habe. Einsatzleiter Andreas Spehr zeigte sich in seiner Ansprache zufrieden mit dem Ablauf.
Er dankte der Radolfzeller Feuerwehr für ihre Unterstützung, der Altersabteilung und den Böllerschützen für ihre Anwesenheit sowie dem Seeheim Höri für die Erlaubnis, die Übung auszuführen. Besonderer Dank ging auch an den Förderverein der Feuerwehr Gaienhofen sowie das gesamte Feuerwehr-Team das wie erwartet als eingespielte Einheit agiert hatte.
Spürbare Wertschätzung
Spehr betonte zudem, wie spürbar die Wertschätzung der Feuerwehr durch die vielen Besucher sei. Kollegen aus Steckborn überbrachten dann auch noch ihre Glückwünsche zur erfolgreichen Übung und einen Korb mit “Nervennahrung“ für die Feuerwehr Gaienhofen.
Gegenüber dem SÜDKURIER erklärte Spehr weiter, dass die Jahreshauptübung wichtig sei, um die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr zu zeigen und um Nachwuchskräfte zu gewinnen. Besonders erfreulich sei es, viele Kinder unter den Zuschauern zu sehen, da sie die Zukunft der Feuerwehr sind.

Die Begeisterung der Kinder war da, denn zum Abschluss durften sie mit der Drehleiter bis zu 23 Meter in die Höhe schweben und so den Tag mit einem echten Hochflug krönen.