Zum Ende wird alles noch einmal ganz groß. Der Rapper Marteria spielt vor geschätzt 20.000 tanzenden, singenden, feiernden Menschen auf der Hauptbühne. Der Newcomer Edwin Rosen hört nebenan auf der Atlantis-Bühne, wie Tausende andere Festivalgänger seinen Song „Vertigo“ inbrünstig mitsingen. Zum zweiten Mal während des Auftritts, denn der Künstler hat gar nicht so viele Songs für ein 45-Minuten-Programm, wie er bekennt. Das Publikum antwortet, nein, nicht mit Spott oder Pfiffen, sondern mit Applaus und Herz-Gesten.
So ist das beim Konstanzer Campus-Festival, und genau deshalb kommen die Künstler wie auch die Gäste so gerne hierher an den Bodensee. Es sind zwei Tage voller Begeisterung und Zuneigung, ein Festival der guten Laune. Und der guten Musik, denn viele der Auftritte werden den Zuhörern in Erinnerung bleiben. Insbesondere am Samstag war der Jubel vor der Hauptbühne groß, doch auch das Programm vom Freitag und die Angebote an den drei kleineren Bühnen kamen augenscheinlich gut an.
Und auch die Veranstalter sind am Sonntagmittag mehr als zufrieden. „Wir wollten das beste Festival für Konstanz auf die Beine stellen, und das ist uns offenbar auch gelungen“, sagt Xhavit Hyseni nach einer letzten Inspektions-Runde über den mittlerweile schon wieder geräumten Campingplatz am Flugplatz. Man habe gemerkt, wie wichtig es „den Menschen ist, gemeinsam Kultur zu erleben“. Die geplanten Verbesserungen im Ablauf hätten sich sehr bewährt.
Musikalisch besonders in Erinnerung bleiben dürften die Auftritte von Ski Aggu und Von Wegen Lisbeth am Freitag auf der Hauptbühne, aber insbesondere der energiegeladene, stürmisch gefeierte Auftritt der Rapperin Badmómzjay. Auf den Nebenbühnen wurden unter anderem Domiziana, Dilla und Orbit bejubelt. Die aus Konstanz stammende Künstlerin Liska hatte sogar ihren ersten Festival-Auftritt überhaupt.

Am Samstag war vor der Hauptbühne schon früh viel los, als Tym das Programm eröffnete. Bei Schmyt und Leoniden, aber insbesondere bei BHZ und Marteria war dann extrem viel los. Zur charmanten Atlantis-Bühne mit der nebenan gelegenen Wiese (normalerweise der FKK-Bereich des Strandbads) war zeitweise der Zugang gesperrt, da die Kapazität erreicht war. Insbesondere Bruckner, Blond und Edwin Rosen zogen dort die Massen an. Die kleine Bühne namens „Klimbim und Firlefanz“ bot unter anderem Auftritte der Uni-Bigband sowie am Abend vor ebenfalls großem Publikum Lena&Linus, Temmis und Mayberg.
So fällt die erste Bilanz rundum erfreulich aus. Bis auf einige kleinere Pannen, sagen auch gerade Festivalbesucher, die schon im Vorjahr dabei waren, hat alles gut funktioniert. Insbesondere am Einlass, beim Bezahlen für die Verpflegung und bei der Überwachung des Innenraums habe es gut funktioniert. Zahlreiche Sicherheitskräfte sorgten dafür, dass in die einzelnen Halbkreise vor der Hautbühne nur eine beschränke Anzahl von Gästen gehen konnte, um allzu großes Gedränge zu verhindern. Wer sich nicht an die Regeln hielt und zum Beispiel Sperren überkletterte, flog vom Gelände.

Xhavit Hyseni, der das Festival zusammen mit einigen anderen Studierenden im Jahr 2015 erfunden hatte, zeigte sich bei einem kurzen Gruß an die Besucher überwältigt. Rund 600 Menschen waren nach seinen Worten im Einsatz, um das bisher größte Campus-Festival gut ablaufen zu lassen. Während die Polizeibeamten und Sanitäter vergleichsweise wenig zu tun hatte, musste der Sicherheitsdienst teilweise Höchstleistungen erbringen. Aus Sicherheitsgründen waren teils umständlich wirkende Laufwege festgelegt worden, die nicht allen einleuchteten. Auch dies schaue man sich nochmals an, so Xhavit Hyseni. Im Zweifelsfall müsse aber immer Sicherheit vor Bequemlichkeit gehen, das sei er den Besuchern schuldig.
Davon abgesehen, waren die Stimmen der Besucher positiv bis begeistert. Das Festival war nahezu ausverkauft, letzte Karten gingen am Samstag an der Tageskasse noch weg. Groß war die Freude auch darüber, dass das Campus-Festival die gefühlt ersten zwei zusammenhängenden regenfreien Tage des Frühjahrs 2023 erwischt hatte. Ob die Organisatoren und ihre Gäste auch 2024 so viel Glück haben, weiß natürlich niemand. Aber fest steht schon: das Campus-Festival findet dann am 10. und 11. Mai statt, erneut am Freitag und Samstag nach Christi Himmelfahrt.
Tausende Tickets sind schon verkauft, so Xhavit Hyseni: „Was für ein Vertrauensbeweis, die Menschen kaufen Karten für das Campus-Festival, obwohl sie noch keine Namen kennen – einfach nur, weil sie wieder auf das Campus wollen.“ Wie lange noch Karten in der günstigsten Preisstufe verfügbar sind, konnte er am Sonntag nicht sagen.