Nach einem regenreichen Frühjahr und mit den lang ersehnten warmen Temperaturen zieht es die Konstanzer nach draußen. Die Schlangen vor den Eisdielen sind lang, der rauchige Duft von Holzkohle liegt in der Luft und im Herosé-Park werden die neusten Errungenschaften der Bademode präsentiert. Gerade jetzt suchen viele Menschen nach Möglichkeiten, im Freien aktiv zu sein und Sport zu treiben. Dafür braucht es oft keine bindende Mitgliedschaft oder teure Ausrüstung.
Ein Streifzug durch Konstanz zeigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, in der warmen Jahreszeit aktiv zu sein und sich an der frischen Luft zu bewegen, ohne tief in die Tasche greifen zu müssen. Der SÜDKURIER hat Menschen getroffen, die mit Begeisterung öffentliche Plätze für sportliche Aktivitäten nutzen und nebenbei auf Gleichgesinnte treffen und neue Bekanntschaften schließen.
Boule am Seerhein: „Das sind richtige Könner“
Das Spiel mit den schweren Metallkugeln hat Witha Müller-Hütt erst vor Kurzem für sich entdeckt. Inzwischen ist sie Feuer und Flamme für das Spiel, das in Frankreich Boule und in Italien Boccia genannt wird. „Ich wollte das schon lange ausprobieren und kam mit einer Freundin hierher“, so die Rentnerin. Die Stimmung auf der Kiesfläche direkt am Seerhein sei immer gut.
Man werde herzlich empfangen und sie habe direkt Bekanntschaft mit der geübten Männergruppe gemacht, die sich hier fast jeden Tag zum Boulespiel trifft. „Das sind richtige Könner“, sagt sie und bekam schon den ein oder anderen Tipp, wie sie die eigene Kugel möglichst nah an die kleine hölzerne Zielkugel werfen kann. Zwischenzeitlich hat sie sich ein eigenes Boule Set gekauft und freut sich, ihre Fähigkeiten den Sommer über zu verbessern.
Disc Golf im Seeburgpark: „Kraft spielt keine große Rolle“

„Ich habe Disc Golf während Corona entdeckt“, erklärt Alexander Sessler. Nach einer zusätzlichen Verletzung wollt er etwas Neues ausprobieren und kam eher zufällig zu dieser ausgefallen Sportart. Ähnlich wie beim Golf absolvieren die Spieler einen vorgegebenen Kurs. Anstelle von Schlägern werden allerdings kleine Wurfscheiben aus Plastik genutzt und in einen Metallkorb geworfen.
„Kraft spielt keine große Rolle, es geht mehr um Präzision“, so Sessler. „Man hat schnell Erfolgserlebnisse und es ist ein Sport für die ganze Familie“. Er verbringt oft Stunden auf den 12 Bahnen des Parcours im Seeburgpark in Kreuzlingen. „Wenn ich den Kopf abschalte, gelingen mir oft die besten Würfe“, sagt der 32-Jährige. Disc Golf Scheiben können gegen eine geringe Gebühr bei der Hafenmeisterei geliehen werden.
Tischtennis im Petershauser Park: „Der Spaß steht immer im Vordergrund“

Für Michael Piepiorka ist es wichtig, dass er spontan und ohne großen Aufwand Sport machen kann. „Nach einem langen Arbeitstag in der Klinik möchte ich abschalten und an die frische Luft“, so der Logopäde. Die Tischtennisplatte im Petershauser Park sei für ihn der ideale Ort direkt vor der Haustüre. Hier trifft er sich regelmäßig mit Freunden nach Feierabend und fordert sie zum Tischtennis-Match heraus.
„Der Spaß steht immer im Vordergrund“, so der 34-Jährige, „wobei mich dann doch der Ehrgeiz packt und ich natürlich gewinnen möchte“, fügt er lachend hinzu. Weitere öffentlich zugängliche Tischtennisplatten findet man in der ganzen Stadt verteilt, so zum Beispiel an der Fachhochschule oder auf Klein Venedig.
Stand-Up-Paddling auf dem See: „Etwas Übung braucht man schon“

Lena Müller genießt den Sonnenuntergang am liebsten vom See aus. Wenn sie sich mit ihrem Stand-Up-Paddle (SUP) den Seerhein in Richtung Schänzle treiben lässt, fühlt sich das für sie wie Urlaub an. „Ein gutes Gleichgewicht und etwas Übung braucht man schon“, so die 31-Jährige. Denn die Wellen der großen Ausflugsboote bringen die SUP-Boards manchmal ziemlich ins Schwanken und auch sie als geübte Paddlerin fällt mal ins Wasser. „Das gehört dazu und die Abkühlung tut ja gut“, so Müller.
Noch vor einiger Zeit bewältigte sie sogar ihren damaligen Arbeitsweg in die Konstanzer Altstadt mit dem SUP. „Wer kann schon von sich behaupten, mit dem SUP zur Arbeit zu fahren“, schwärmt Müller. Wer nicht wie sie ein eigenes aufblasbares Board und das zugehörige Paddel besitzt, kann beispielsweise am Hörnle stundenweise die Ausrüstung mieten.
Street Workout in Kreuzlingen: „Ich kann trainieren, wenn ich Lust habe“

Auf seinen Kopfhörern läuft motivierende Musik, wenn Nils Feger auf den öffentlich zugänglichen Street Workout Park nach Kreuzlingen kommt. Ob Klimmzüge, Liegestützen oder Hangelleitern, es geht um das Training mit dem eigenen Körpergewicht. Falls die Kraft doch mal nachlässt, sorgt der spezielle Bodenbelag für einen weichen Fall.
Im Gegensatz zum klassischen Fitness-Studio sieht der 27-Jährige klare Vorteile beim Outdoor-Training. „Hier zahle ich keine Gebühren und verpflichte mich nicht für eine lange Mitgliedschaft“, so der Student. „Ich bin nicht an Öffnungszeiten gebunden und kann dann trainieren, wenn ich Lust habe.“ Auch wenn er meist allein zum Platz kommt, sei immer etwas los und man motiviert sich gegenseitig. Einen weiteren Street Workout Park gibt es beispielsweise neben dem Bahnhof Petershausen.
Beachvolleyball am Hörnle: „Die Lage ist einfach traumhaft“

Leonie Schnell und Julian Süß trifft man als eingespieltes Team regelmäßig am Strandbad Horn an. Denn dort fordern die beiden Hobbyspieler auf einem der vier Sandfelder andere zum Beachvolleyball heraus. Die Plätze sind beliebt und Insider wissen: Wer spielen möchte, legt einen Schuh in den Sand und wartet, bis sein Flip-Flop oder Turnschuh an der Reihe ist. Meist wird Zwei gegen Zwei gespielt und das Gewinner-Team tritt gegen die nächsten an.
Wer als Verlierer vom Platz geht, den erwartet zumindest die verdiente Abkühlung im See. „Die Lage ist einfach traumhaft“, da sind sich die 27-Jährige und der 30-Jährige einig. „Wir kamen ursprünglich fürs Studium nach Konstanz, aber der See hat uns nicht mehr losgelassen“, so Julian Schnell. Inzwischen arbeiten beide in der Umgebung und verbringen häufig ihren Feierabend am Hörnle. „Es ist alles vorhanden und man braucht nur den Volleyball als Equipment“, so Schnell.