Die Diskussionen über den lukrativen Verkauf der Namensrechte für die Schänzle-Halle gehen in die nächste Runde: Nach einem SÜDKURIER-Artikel Anfang Mai ist das Thema nun auch in der Lokalpolitik angekommen. „Fast alle Fraktionen im Gemeinderat unterstützen uns“, sagt Otto Eblen, Präsident des Handball-Zweitligisten HSG Konstanz. „Das war Schwerstarbeit, aber ich hoffe, dass es sich gelohnt hat.“

Corona reißt ein großes Loch in die Kasse
Der Hintergrund: Die Corona-Pandemie hat dem Verein ein gewaltiges Loch in die Kasse gerissen, das eine existenzielle Gefahr darstellt. Otto Eblen beziffert den finanziellen Schaden auf ungefähr 100.000 Euro. „Durch einen Sponsor für die Halle könnten wir rund 60.000 davon abdecken.“ Für ihn ein weiteres Beispiel dafür, dass die HSG lieber eigene Wege geht als nur die Hand für öffentliche Gelder aufzuhalten.
Geld vom Sponsor – oder vom Steuerzahler?
„Was wäre die Alternative?“, fragt er. „Sollen wir Insolvenz anmelden und bei der Stadt eine Unterstützung von 100.000 Euro beantragen? Da versuchen wir eher, uns selber zu helfen.“ Die übrigen rund 40.000 Euro möchte der Verein über Aktionen wie ein Crowdfunding oder den Verkauf der Fannamen auf den Trikots sammeln. „Wir haben bereits 350 Namensplätze verkaufen können“, sagt Otto Eblen.
Im Dezember 2019 hatte der Gemeinderat beschlossen, die HSG ab der kommenden Spielzeit nicht mehr mit einer Sonderförderung zu unterstützen. Seit 2016, dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, erhielt die HSG als Zweitligist drei Jahre 114.000 Euro jährlich, zuletzt waren es noch 80.000. „Dieser Betrag ist unserer Randlage und den hohen Fahrtkosten geschuldet“, erklärt Otto Eblen.
Grundsätzliche Unterstützung im Gemeinderat
Nun haben sich die Fraktionen des Konstanzer Gemeinderats mit dem Thema Namenssponsoring beschäftigt. Der Tenor: Grundsätzlich wird die Idee unterstützt. Doch noch gibt es unterschiedliche Vorstellungen bei der Umsetzung. Jürgen Ruff, der SPD-Fraktionsvorsitzende, hält es für einen weit verbreiteten und auch in Konstanz gangbaren Weg der Sportförderung, mit dem zusätzliche finanzielle Ressourcen für Vereine mobilisiert werden können. „Daher sollte die Stadt den Sportvereinen, die dafür in Frage kommen, diese Möglichkeit eröffnen.“ Gleichzeitig jedoch sollten die Regeln so ausgestaltet sein, dass die Stadt erkennbarer Träger der Sportanlagen bleibe.
Die Beschlussfassung über die Vorlage sollte nach Wunsch von SPD und Jungem Forum möglichst noch vor der Sommerpause erfolgen, „damit dieses zusätzliche Finanzierungsinstrument die Vereine bereits mit der nächsten Spielzeit entlasten kann“.

Die FDP hat ihrerseits einen Antrag formuliert, der sich in wichtigen Punkten von dem der politischen Konkurrenz unterscheidet. Um den positiven Effekt für die zu unterstützenden Vereine zu erhöhen, legen die Liberalen Wert auf eine freiere Gestaltung der Verträge, damit diese auch für den Sponsor attraktiv genug blieben.
Sponsor sollte überregionale Bedeutung haben
Wesentlich sei aber, dass dem zu fördernden Verein 80 Prozent der Sponsorengelder zukommen sollen. Dafür müsse er bestimmte Kriterien wie überregionale Bedeutung erfüllen. „Außerdem legen wir Wert auf eine längere Laufzeit der Verträge, da der Sponsor selbst auch die Investitionen tätigen muss.“
Die FDP ist überzeugt, „dass wir nur so einen nachhaltigen Effekt auf die Förderung derjenigen Vereine erzielen, die besonders hohe Ausgaben für ihren Sport haben und in Ligen spielen, in denen die konkurrierenden Vereine alle durch Sponsorengelder unterstützt werden“.
Wertigkeit der Schänzlehalle wird von der HSG vorgegeben
Die einzige Sportstätte, die für ein Namenssponsoring in Frage komme, sei die Schänzle-Halle. Die Wertigkeit werde nur von der HSG Konstanz vorgegeben. Ohne die Zugkraft der HSG werde eine Vermarktung an einen Hallensponsor nicht gelingen, betont Fraktionsvorsitzender Heinrich Everke.
Für Ewald Weisschedel, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, fehlt ein entscheidender Punkt: „Wir sind der Meinung, dass sämtliche Einnahmen des Sponsorings zunächst in die Stadtkasse fließen müssen.“ Sie sollten dann im Sportausschuss nach entsprechenden Regeln zugeteilt werden.

Auch wenn die Diskussion jetzt erst richtig anläuft – für Otto Eblen ist damit „ein Anfang gemacht. Wir müssen aber aufpassen, dass ein möglicher Sponsor nicht irgendwann keine Lust mehr hat. Immerhin haben wir bereits vor zwei Jahren erstmals bei der Stadt vergeblich angefragt“.