„Stop Greenwashing“ und „Noch mehr Beton?“ haben Unbekannte vor einigen Tagen auf die neuen Infoschilder auf dem Hafner-Gelände gesprüht. Scheinbar möchte hier jemand seinen Unmut über das Großprojekt zum Wohnungsbau ausdrücken. Auf dem Gelände zwischen Wollmatingen und Litzelstetten soll künftig ein komplett neuer Stadtteil entstehen.

Geplant sind über 3000 Wohneinheiten auf 60 Hektar Siedlungsfläche. Das neue Quartier soll dem angespannten Wohnungsmarkt entgegenwirken – und bezahlbaren, klimaneutralen und möglichst spekulationsfreien Wohnraum schaffen. Laut Stadtverwaltung sollen die Bauarbeiten 2026 aufgenommen werden.

Das ist das Gebiet, auf dem bis etwa 2040 eine neue Wohnsiedlung entstehen soll.
Das ist das Gebiet, auf dem bis etwa 2040 eine neue Wohnsiedlung entstehen soll. | Bild: Aldo Gora | Quelle: KCAP/Ramboll Studio Dreiseitl | SK-Archiv

Lang konnten sich Konstanzer die insgesamt elf Tafeln nicht anschauen – denn sie wurden erst im Mai aufgestellt. Seitdem bilden sie den sogenannten Infoweg, der Einwohner über das Bauprojekt informieren soll. Dabei würden „wichtige Themenschwerpunkte direkt vor Ort sichtbar“, heißt es auf der Internetseite der Stadt.

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Projekt stößt nicht überall auf Gegenliebe

Wie bei den meisten großen Baumaßnahmen, gibt es auch öffentliche Kritik am Hafner: Das Naherholungsgebiet nördlich von Wollmatingen würde verschwinden, die Biodiversität sei durch den Bau bedroht, Wollmatingen würde durch das neue Quartier erdrückt werden. Die Gründe, die für Kritiker gegen das Projekt sprechen, sind vielfältig – die meisten betreffen den Umweltschutz.

Mit dem auf mehrere Tafeln gesprühten Begriff „Greenwashing“ werfen die Täter der Stadt vor, das Projekt fälschlicherweise als klimafreundlich zu bewerben. Zur Erklärung: Im Allgemeinen wird als Greenwashing eine Marketingstrategie bezeichnet. Sie zielt darauf ab, bestimmte Maßnahmen nach außen als nachhaltig zu kommunizieren – ohne, dass diese es in der Realität tatsächlich sind.

„Noch mehr Beton?“, fragen der oder die Täter rhetorisch auf anderen Infotafeln.
„Noch mehr Beton?“, fragen der oder die Täter rhetorisch auf anderen Infotafeln. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Wie reagiert die Stadt auf die Schmierereien?

Lukas Esper, Leiter der Stabsstelle Hafner, verurteilt die Aktion scharf. „Durch den Vandalismus an den Tafeln wurde die Arbeit vieler Menschen innerhalb weniger Sekunden mutwillig zerstört.“ Kritik an dem Projekt müsse zwar ausgesprochen werden dürfen, betont Esper. Entscheidend sei jedoch die Art und Weise.

Dann fügt er an: „Als Projektteam haben wir bereits in vielen öffentlich zugänglichen Beteiligungsformaten gezeigt, dass wir uns vor einem direkten Austausch nicht scheuen und bereit sind, über kritische Punkte zu diskutieren.“ Damit verweist er unter anderem auf die Reihe von Foren, in denen sich Grundstückseigentümer und Bürger im Austausch mit Vertretern der Stadtplanung aktiv in die Gestaltung des neuen Quartiers einbringen konnten.

(Archivbild) Projektleiter Lukas Esper sprach vor etwa einem Jahr auf einer Infoveranstaltung zum Hafner in der Wollmatinger Halle in ...
(Archivbild) Projektleiter Lukas Esper sprach vor etwa einem Jahr auf einer Infoveranstaltung zum Hafner in der Wollmatinger Halle in Konstanz. | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Zerstörung ist „Ausdruck von Feigheit“

Die Zerstörung des Infowegs sei ein Ausdruck von Feigheit vor ebendieser Debatte, findet der Stadtplaner. Jedoch: „Am Ende entscheidet die Aktion natürlich nicht über den Erfolg des Projektverlaufs und beeinträchtigt die Motivation im Team keineswegs.“

Laut Elena Oliveira, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, wird die Stabsstelle Hafner nun Anzeige erstatten. „Es ist ein Materialschaden in Höhe von rund 900 Euro entstanden“, teilt sie weiter mit. Die Tafeln sind übrigens mittlerweile auch digital (und natürlich unbeschmiert) auf der Internetseite der Stadt Konstanz zu finden.