Beim roten Giebelhaus in der Wallgutstraße 3 klafft ein großes Loch in Fassade und Dach, Mauersteine und Gebälk treten hervor, auch Türrahmen und sogar zwei Steckdosen sind von der Straße aus erkennbar. Ein Bagger knabbert immer mehr von der Gebäudehülle ab, bis irgendwann nichts mehr vom roten Haus übrig ist.

Denn laut Stadt Konstanz liegt eine Genehmigung für den Abbruch des Bestandsgebäudes und für die Errichtung eines Mehrfamilienhauses vor. Ein privater Bauherr lässt hier eine Büroeinheit im Erdgeschoss und darüber vier Wohnungen entstehen. Das Vorhaben wurde mehrfach im Beirat für Architektur und Stadtgestaltung besprochen, unter anderem im Juli 2021 und im März 2023.

Abriss in der Wallgutstraße Video: Kirsten Astor

Das Haus dürfte vielen Konstanzern bekannt sein: Dort empfing das asiatische Restaurant Hanoi seine Gäste, außerdem war dort fast 30 Jahre lang der Sprachendienst Konstanz beheimatet, der Deutschlernenden die Sprache näherbrachte und sich um die Integration verdient machte. Anstatt des Asiaten war vorübergehend eine andere Gastronomie im roten Haus, doch seit geraumer Zeit steht das Gebäude gegenüber der Justizvollzugsanstalt leer.

Am ersten Entwurf für den Neubau, der deutlich höher wird als das Bestandsgebäude, hatten die Mitglieder des Gestaltungsbeirats Kritik geäußert. Unter anderem bemängelten sie die Breite des Garagentors, das zwei Drittel der Erdgeschosszone in Anspruch nehmen sollte. Auch die Lage von Fahrradboxen im Vorgarten wurde kritisch gesehen und ein Erker als zu groß betrachtet.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Planer besserten nach und reduzierten die Wohneinheiten, sodass nur noch zwei Parkplätze nötig sind. Die Radabstellplätze wurden ins Hausinnere verlegt und der zur Straße hin geplante Vorbau in Breite und Höhe verkleinert. Dennoch hat der Neubau vier Stockwerke plus Dachgeschoss.

Das Anwesen wurde laut Baurechts- und Denkmalamt um 1880 errichtet. Es handelt sich um ein mittelbetontes Traufenhaus: Der Giebel ragte in der Mitte des Hauses als eine Art Dreieck aus dem Traufendach heraus.

Das rote Haus an der Wallgutstraße 3 ist bald Vergangenheit: Ein Bagger bricht es nach und nach ab. Hier entsteht ein deutlich höherer ...
Das rote Haus an der Wallgutstraße 3 ist bald Vergangenheit: Ein Bagger bricht es nach und nach ab. Hier entsteht ein deutlich höherer Neubau. | Bild: Kirsten Astor

Erhaltenswert, aber kein Kulturdenkmal

Laut Verwaltung ist das Gebäude zwar „erhaltenswert innerhalb des Ensembles Stadterweiterung Paradies“, es handelt sich aber nicht um ein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes. Dass das Grundstück im Geltungsbereich des rechtskräftigen Bebauungsplans Untere Laube von 1984 (mit einer zweiten Änderung von 1998) liegt, stellte die Planer vor eine Schwierigkeit.

Denn die erste Änderung des Bebauungsplans verlangt im Vorgarten eine Grünfläche mit Pflanzen. Genau hier aber sollte nun eine Wärmepumpe platziert werden. Die zweite Änderung aber schließt Nebenanlagen in rückwärtigen Bereichen sowie in Vorgärten aus.

Das könnte Sie auch interessieren

Wohin nun mit der Wärmepumpe? „Aus Sicht der Stadtplanung ist die Aufstellung von Wärmepumpen in den rückwärtigen Grundstücksbereichen städtebaulich eher verträglich als in den Vorgärten“, heißt es dazu.