In seiner Wohnung riecht es nach Räucherstäbchen, Weihnachtsmusik tönt aus dem Lautsprecher und in jedem Zimmer hängen bunt glitzernde Weihnachtsfiguren an den Wänden: Markus Keller ist durch und durch auf Weihnachten eingestellt. „Das ist für mich neben der Fasnacht der Höhepunkt des Jahres“, sagt der 49-Jährige, der vom ersten Advent bis Anfang Januar einen Engel-Ohrring trägt.

Stolz führt Keller durch seine Wohnung und beendet die Tour im Esszimmer. Hier fällt der Blick auf stapelweise Kartons, aus denen je ein Stromeyerdorfer Wasserturm hervorguckt. „Das ist mein neues Ornament“, sagt Markus Keller. Was er mit Ornament bezeichnet, heißt korrekt Formglaskugel. Denn der Weihnachts-Fan lässt nach seinen Vorstellungen Konstanzer Wahrzeichen aus Glas herstellen, die später bunt bemalt am Christbaum hängen können. Richtige Kugeln sind diese allerdings nicht: „Wer was Rundes will, soll in den Baumarkt gehen“, sagt Markus Keller.
Von Pisa über Paris nach Konstanz
Auf die Idee kam er vor knapp 20 Jahren, als ein italienischer Händler auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt besonderen Baumschmuck verkaufte: „Ich erstand einen Weihnachtsmann aus Glas und fing an zu sammeln.“ Auf Messen sah er dann den schiefen Turm von Pisa oder den Eiffelturm als Glas-Baumanhänger und dachte sich: Sowas müsste es auch mit Konstanzer Gebäuden geben. Gesagt, getan: Zuerst ließ er das Münster als Baumschmuck herstellen, im Jahr darauf das Konzil, dann folgten im Jahres-Rhythmus das Schnetztor und das Molenhaus im Hafen.


In diesem Jahr kam der Wasserturm neu dazu, alles je etwa 13 Zentimeter groß. „Mein Ziel ist eine kleine, feine Serie mit sieben Ornamenten“, sagt der gebürtige Konstanzer. Im kommenden Jahr möchte er voraussichtlich den Rheintorturm in die Wohnzimmer bringen und zum Abschluss den Kaiserbrunnen. Nicht jedes Gebäude eigne sich als Glasschmuck, denn es müsse auch in der Miniatur-Ausführung genügend Details bieten. „Der Pulverturm gibt zum Beispiel farblich und formenmäßig nicht viel her“, sagt Keller.
Wie entstehen die bunten Anhänger?
„Als erstes suche ich Bilder, die das jeweilige Gebäude von allen Seiten mit unverstelltem Blick zeigen“, sagt der 49-Jährige. Diese schickt er an eine Fachfirma nach Polen, die daraus ein grobes Tonmodell fertigt, fotografiert und an Markus Keller mailt. Der unterzieht die Form seinem strengen Blick, ändert Details. Dann entsteht in Polen ein noch genaueres Tonmodell, das wiederum als Vorlage für eine Metallform dient.
„Das kann man sich wie eine dreidimensionale Kuchenform vorstellen“, sagt Keller. In diese Metallform bläst ein Glasbläser spezielles Glas, das auf 800 Grad Celsius erhitzt wird. Er pustet so lange in den Kolben, bis das Glas die Metallform vollständig ausfüllt und das Gebäude seine Ausprägung erhält. So entstehen transparente Hohlkörper, die anschließend von innen mit Silber ausgekleidet und von Hand bunt bemalt werden.
In seiner Wohnung versieht Markus Keller jedes einzelne Teil mit einem Zertifikat und einer Nummer, denn die Auflage ist limitiert. Vom Münster gibt es 111 Stück, von den anderen Ornamenten je 155. „Etwa zwei Drittel davon habe ich schon verkauft“, so Keller. Die Ornamente kosten zwischen 45 und 48 Euro.
Direkt nach Weihnachten wird Markus Keller sich wieder an die Arbeit machen und Fotos vom Rheintorturm aus allen Perspektiven sammeln. „Vom ersten Gedanken bis zum fertigen Produkt dauert es fast ein Jahr“, sagt er. Deshalb soll nach sieben Gebäuden auch Schluss sein: „Das ist ein großer finanzieller und logistischer Aufwand“, so Keller. „Aber als krönenden Abschluss lasse ich wahrscheinlich noch den Bodensee herstellen.“