Gerade sollen Fabian Daltoe und Felix Ritter offiziell zu Pressesprechern der Feuerwehr Konstanz ernannt werden, da schlägt in der Feuerwache Petershausen der Alarm los. Einsatzkräfte müssen zum Klinikum Konstanz ausrücken. Daltoe und Ritter, die neben Kommandant Bernd Roth vor der Hauptversammlung der Feuerwehr Konstanz stehen, springen los.

Ihre Ernennung muss warten. Zurück bleiben einige leere Stuhlreihen. „Da hätten wir uns etwas beeilen müssen, dann hätten wir es ohne Alarm geschafft“, kommentiert das Roth. Wenige Sekunden später sind die Sirenen der Einsatzfahrzeuge, die gerade losfahren, auch im Saal zu hören.
Die Feuerwehr ist immer im Einsatz – das wird bei ihrer Hauptversammlung am Dienstagabend, 19. März, deutlich. Zu Beginn spielt die Feuerwehr ein Video ab, in dem Aufnahmen von Einsätzen aus dem vergangenen Jahr gezeigt werden. Darunter etwa mehrere ausgebrannte Autos in einer Tiefgarage in der Martin-Venedey-Straße im Juli, Balkonbrände im Stadtteil Paradies und in Petershausen und der Wintereinbruch im Dezember.

Mehr Einsätze als 2022
1472-mal rückte die Feuerwehr im vergangenen Jahr aus. „Das sind vier Einsätze pro Tag“, rechnet Kommandant Roth vor. Er stellt zunächst den „trockenen Teil“ vor, also die Statistik. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Einsätze damit von 1356 um 116. Roth führt das aufs Ende der Pandemie zurück. Auffällig ist dabei, dass es 2023 weniger Brandeinsätze gab als zuvor. 2022 waren es 401, 2023 nur 279.
Die sogenannten technischen Hilfeleistungen machen hingegen den Großteil der Einsätze aus. Dabei handelt es sich um Maßnahmen, bei denen nicht oder nicht nur gelöscht wird. 745 waren es 2022, 879 im vergangenen Jahr. Dazu kommen die Fehleinsätze, bei denen die Feuerwehr also nicht tätig werden muss. 314 waren es 2023.
Fachkräftemangel auch bei der Feuerwehr
Zum trockenen Statistikteil gehört auch der Blick auf die Zahl der Einsatzkräfte: „Die Personalstärke ist immer noch gut“, sagt Roth. 36 hauptamtliche Kräfte gibt es aktuell, vier Stellen sind offen. Fachkräftemangel gibt es also auch bei der Feuerwehr. Immer mehr Feuerwehren in kleineren Gemeinden hätten mittlerweile hauptamtliche Einsatzkräfte, sodass die Feuerwehrleute mehr Auswahl hätten, sagt Roth dem SÜDKURIER. Dazu komme, dass die freie Wirtschaft besser bezahle. Als Lösung sieht Roth, mehr Kräfte selbst auszubilden.
Bei der freiwilligen Feuerwehr gibt es einen Mitgliederschwund. 2022 waren es 268 Einsatzkräfte, im vergangenen Jahr ist die Zahl auf 254 gefallen. Es sei immer schwieriger, Menschen für ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen, sagen Roth und seine Stellvertreter Heiko Auer und Thilo Kreuzer dem SÜDKURIER.

„Die Freizeit hat für viele heutzutage einen höheren Wert“, glaubt Heiko Auer. Durch die im vergangenen Jahr in Kraft getretene Entschädigungssatzung habe sich aber etwas für die Wertschätzung der Ehrenamtlichen getan. Für Bernd Roth ist eine der Herausforderung des Jahres 2024 daher auch die dauerhafte Bindung der ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen.
Höher als im vergangenen Jahr ist die Zahl an anderer Stelle: 2023 gab es mehr Dienstunfälle als im Jahr 2022. Bei der Freiwilligen Feuerwehr waren es sieben, bei den Hauptamtlichen fünf und bei der Jugendfeuerwehr einer. „Wo gehobelt wird, fallen Späne“, kommentiert das Roth mit einem Augenzwinkern.
Neubauten in den Stadtteilen
Ein zentrales Projekt der Feuerwehr war im vergangenen Jahr der Neubau des Feuerwehrhauses Dettingen-Wallhausen – seit Anfang März ist es bezugsfertig. „Weiter so – wir brauchen nochmal drei“, sagt Heiko Auer dazu. Für dieses Jahr steht der Neubau in Dingelsdorf an, Spatenstich ist für Mai/Juni anvisiert.
Daneben soll die Planung der Feuerwehrhäuser in Allmannsdorf und Litzelstetten vorangebracht werden. Da all das Geld kostet, weist Christian Kossmehl, Vorsitzender des Fördervereins der Feuerwehr, daraufhin, dass sein Verein sich immer über Spenden freut.
Auch Verwaltungsdezernent Thomas Traber richtet einige Worte an die Einsatzkräfte, er vertritt den Oberbürgermeister. „Die Feuerwehr genießt eine hohe Wertschätzung bei der Stadt“, versichert Traber. Und verabschiedet sich auch schon wieder von der Wehr, die ihm als Verwaltungsdezernenten zugeordnet ist.
„Das ist erst meine zweite Hauptversammlung und auch meine Letzte.“ Im Sommer geht Traber in den Ruhestand. Er endet mit den Worten: „Ich wünsche Ihnen, dass sie immer wieder gesund von ihren Einsätzen zurückkommen.“

Bei dem Einsatz, zu dem einige der Anwesenden während der Versammlung aufbrechen, kommt jedenfalls niemand zu Schaden. Im Klinikum war nur Essen angebrannt, ein Eingreifen war nicht erforderlich, gibt Pressesprecher Ritter am Tag nach der Hauptversammlung bekannt.