Hunderte Autos, die in Kolonnen nachts durch die Stadt fahren, ihre Motoren aufheulen lassen, den Verkehr lahm legen und Anwohner um ihren Schlaf bringen: Diese Szenen der Poser-Nacht von Anfang Juni sind vielen Konstanzern im Gedächtnis geblieben.

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Und auch für die Lokalpolitik ist das Thema noch nicht vom Tisch. Auf Antrag der CDU-Fraktion berichtete Andreas Breuning, Leiter des Konstanzer Polizeireviers, im Gemeinderat von den Ereignissen an jenem Wochenende. Gemeinsam mit Bürgeramtsleiter Frank Conze stellte er sich den Fragen der Konstanzer Stadträte, die erstmals seit langer Zeit wieder nicht virtuell, sondern in Präsenz im Bodenseeforum tagten – mit Sicherheitsabstand und Maskenpflicht, wenn der Sitzplatz verlassen wurde.

Der Konstanzer Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung, zu der sich die Stadträte seit langer Zeit erstmals wieder nicht virtuell, ...
Der Konstanzer Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung, zu der sich die Stadträte seit langer Zeit erstmals wieder nicht virtuell, sondern in Präsenz trafen. | Bild: Marcel Jud

Frank Conze hatte bereits in der Woche nach den Vorfällen im Haupt- und Finanzausschuss von seinen Gesprächen mit dem Polizeipräsidium Konstanz erzählt, wie der SÜDKURIER berichtete. Polizeirevierleiter Andreas Breuning lieferte aber im Gemeinderat weitere, bisher noch nicht bekannte Details nach. Und er erklärte vor allem, wie und mit welchen Mitteln die Einsatzkräfte ihren Kampf gegen die Poser seit jenem Wochenende verstärkt haben.

90 bis 95 Prozent der Poser hatten ein Schweizer Kennzeichen

Breuning sprach von einem „erstmaligen und einmaligen Vorfall“, der sich in der Nacht von Samstag, 5. Juni, auf Sonntag, 6. Juni, ereignet hatte. Er rekapitulierte nochmals, wie sich circa 500 Personen in mindestens 300 Autos zuerst in Singen auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums trafen, von dort nach Stockach auswichen, und schließlich ab circa 23 Uhr über den Bodanrück und die Bundesstraße in Konstanz einfuhren.

Andreas Breuning, Leiter des Polizeireviers Konstanz: „Ich sage, es war ein Erfolg der Polizei, dass wir es nach circa zweieinhalb ...
Andreas Breuning, Leiter des Polizeireviers Konstanz: „Ich sage, es war ein Erfolg der Polizei, dass wir es nach circa zweieinhalb Stunden geschafft hatten, das Ganze aufzulösen und die Klientel mit ihren Fahrzeugen aus Konstanz rauszubekommen.“ | Bild: Timm Lechler/SK-Archiv

„Etwa 90 bis 95 Prozent der Autos waren aus der Schweiz“, erklärte Breuning. Der Revierleiter betonte aber, dass dieser Anteil nur an jenem Wochenende so hoch gewesen sei, auch wenn generell „ein nicht geringer Teil Schweizer“ zur Singener Autoposerszene gehöre.

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Wie die Polizei bereits früher erklärt hatte, betonte Breuning erneut, dass die Einsatzkräfte nicht damit gerechnet hatten, dass die Poser nach Konstanz ausweichen würden. „Dazu gab es keinerlei Erkenntnisse, auch nicht über die Auswertungen, die wir dauerhaft durchführen.“

Allerdings, so der Polizeirevierleiter weiter: „Ich weiß, es wird teilweise anders aufgefasst, aber ich sage, es war ein Erfolg der Polizei, dass wir es nach circa zweieinhalb Stunden geschafft hatten, mit den Kräften, die zur Verfügung standen, das Ganze aufzulösen und die Klientel mit ihren Fahrzeugen aus Konstanz rauszubekommen.“

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Breuning ging auch auf ein weiteres Poser-Treffen in der Region Friedrichshafen ein, das an jenem Wochenende parallel stattgefunden hatte. Er betonte aber: „Ganz wenige von dieser Ursprungsgruppierung sind von Singen aus Richtung Friedrichshafen gefahren.“

Zudem habe die Polizei zwischenzeitlich herausgefunden, dass „die, die wir im Bereich Singen und hoch nach Villingen und Tuttlingen feststellen, eine komplett andere Gruppierung ist, wie die, die sich regelmäßig im Bereich Ravensburg/Friedrichshafen trifft.“ Während die Poser in Friedrichshafen mehr aus der „Schiene Ulm hoch“ kämen, stammten jene im Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz aus der Region Schweiz, Singen, Tuttlingen und Rottweil.

Schärfere Kontrollen und Maßnahmen mit Schweizer Unterstützung

Als Folge „dieses Vorgangs“, wie Breuning die Ereignisse vor rund drei Wochen nannte, habe das Polizeipräsidium sein Vorgehen gegen die Poser-Szene in der Region verschärft. „Wir treffen seither an jedem Wochenende, freitags und samstagnachts, entsprechende, sehr, sehr personalintensive Maßnahmen“, so der Polizeirevierleiter

Über den verschärften Kampf der Polizei gegen die Poser-Szene hat auch der SÜDKURIER berichtet: Bei einem Einsatz vor einer Woche wurden in Singen 17 Autos aus dem Verkehr gezogen. Doch die Maßnahmen würden sich nicht nur auf den Poser-Schwerpunkt Singen konzentrieren, betonte Breuning: „Sollte sich die Szene verlagern, sind wir so aufgestellt, dass wir hinterherfahren und sie im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz verfolgen.“

Der Polizeirevierleiter erklärte auf Nachfrage einzelner Stadträte weiter, dass das Polizeipräsidium darum bemüht sei, alle Kommunen in der Region beim Kampf gegen die Poser-Szene „unter einen Hut zu bringen“, damit etwa bei Bußgeldern für Verstöße mit dem gleichen Maß gemessen werde. Und man arbeite mit Zoll und Bundespolizei zusammen – sowie mit Polizeikräften aus der Schweiz.

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Denn, so Breuning: „Die Schweizer Gesetzgebung ist relativ hart und wenn Schweizer Kollegen in Deutschland bei Schweizer Posern Verstöße feststellen, die werden in der Schweiz nimmer glücklich.“ Was in Deutschland noch als Ordnungswidrigkeit durchgehe, sei in der Schweiz teils bereits eine Straftat.

„Das ist so richtig heftig, und das ist auch gut so. Genau deswegen haben wir unter anderem die Zusammenarbeit mit den Schweizer Kollegen, und es ist auch toll, wenn die uns an den Wochenenden mit fünf bis sechs Mann und Frau unterstützen, und insbesondere die Schweizer, die dann bei uns zu Gast sind, unter die Lupe nehmen“, fasste Breuning zusammen.