Für Wolfgang Theuerjahr ist klar: „Im Wald sind wir glücklich.“ Er spricht von sich und seiner Frau Margarete. Mit dieser ist er fast jeden Tag im Konstanzer Lorettowald eine Stunde lang unterwegs. Wolfgang Theuerjahr feiert am 6. Juni seinen 95. Geburtstag.

Er nutzt seinen Ehrentag, um ein Stück Natur zu schaffen. Er trägt dazu bei, dass im Südschwarzwald wieder robuste Bäume wachsen können. Der langjährige Abonnent des SÜDKURIER stiftet für die Aufforstung des sogenannten Zeitungswalds 50 Bäume.

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Er sagt: Die Liebe zum Wald, aber auch die traurige Tatsache, dass viele der Freunde aus seiner Altersklasse nicht mehr leben, hätten ihn und seine Frau zu diesem Schritt bewogen. Zum Geburtstag gebe es kein großes Fest. Der Sohn lebe weit weg und müsse arbeiten. Die Enkeltochter habe sich verletzt. Auch sie werde zum Geburtstag nicht kommen.

Er und seine Frau träfen sich nur mit einer Person in ihrem Alter zum Dämmerschoppen. Wolfgang Theuerjahr und seine Frau nehmen es, wie es kommt. Sie sind vor allem froh, dass sie sich im Stadtteil Paradies noch selbst versorgen können, in ihrer Wohnung, die im dritten Stock liegt. Sie erinnern sich oft, welch buntes Leben sie hatten. „Wir haben so viel Schönes erlebt“, sagt Margarete Theuerjahr.

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Paar war immer aktiv in Konstanzer Vereinen

Die Verlagskauffrau lernte in den 40er-Jahren beim SÜDKURIER und arbeitete bis in die 50er-Jahre in der Druckerei. „Danach habe ich alles gemacht, nur nicht mehr Zeitung.“ Beim Sport traf sie ihren späteren Mann. Sie war beim Schwimmen aktiv, war Mitbegründerin des Vereins Sparta Konstanz, er engagierte sich im Handball. Der Meister in Elektromechanik arbeitete 25 Jahre lang bei den Stadtwerken Konstanz.

Beide gehören seit über 50 Jahren dem Narrenverein Schneckenburg an. 35 Jahre lang waren sie auf der Fasnachtsbühne mit Gesangsnummern aktiv. Sie nähten die Kostüme, obwohl sie gar nicht nähen konnten, sie engagierten sich, wenn ihr Narrenverein ein Fest oder Umzüge hatte. „Das war unser zweites Leben.“ Früher seien sie immer zu den bunten Abenden gegangen. Inzwischen würden sie im Verein kaum mehr jemanden kennen. „Das sind lauter junge Leute.“

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Margarete und Wolfgang Theuerjahr sind seit 70 Jahren ein Ehepaar. Beide berichten: Klar habe es zwischen ihnen auch mal gekracht, aber man habe sich immer wieder versöhnt. Sie sagt: „Man schlägt sich, man verträgt sich.“ Früher seien sie viel mit dem Rad gefahren, doch das endete, als er einen Unfall hatte.

Immer in Bewegung – am Hörnle und im Lorettowald

Lange Zeit seien sie im Sommer, weit vor der großen Hitze, ans Hörnle gegangen. Sie sei geschwommen, und er habe im Wasser stehend aufgepasst, dass ihr nichts passiert. An Wochenenden seien sie oft zum Wandern gegangen, und erst am Sonntagabend wieder zurückgekommen. Das Ehepaar hatte auch immer Hunde. „In unserer besten Zeit sind wir 12 bis 15 Kilometer mit dem Hund gelaufen.“

Heute gibt es einmal die Woche einen Schoppen in einer Wirtschaft, und die täglichen Spaziergänge im Lorettowald, mit einer Einschränkung, wie sie sagt: „Wenn es nicht gerade Grotten regnet.“ Auch im Winter seien sie vorsichtig. Sie sagt: „Wir dürfen uns nichts mehr brechen. Wir kommen aus dem Krankenhaus nicht mehr heraus. Wir sind froh, wenn der Winter vorbei ist.“

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Ab Frühjahr sei der Wald aber wunderschön, fügt Wolfgang Theuerjahr an. Er erkenne die Vogelstimmen, auch wenn er nicht mehr so gut höre. Manchmal schmerzten Rücken oder die Knie, doch sie rafften sich auf zum Spaziergang. Denn dieser halte sie körperlich fit und sorge für Entspannung. Sie erfreuten sich an der Natur, am Gezwitscher und dem vielen Grün. Deshalb sei es schön, zum Geburtstag ein Stück Natur zu schaffen.