Die Telefonleitung ist stabil. Die Stimme an der anderen Seite der Leitung wackelt ein wenig. „Es geht mir hier nicht gut“, sagt Lukmann Lawall. Das Virus hat auch vor Nigeria nicht Halt gemacht.

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Hierher, in sein Heimatland, wurde er im vergangenen November abgeschoben, in einer Nacht- und Nebelaktion. Aus dem Schlaf gerissen. Weggesperrt in einen dunklen Raum. Einen Tag später per Flugzeug nach Afrika gebracht.

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Das Entsetzen und der Aufschrei am Bodensee waren groß. Lukmann Lawall war ein Bestandteil der Gesellschaft, er hatte einen festen Arbeitsplatz im Konzil, war beliebt bei seinen Vorgesetzten, Kollegen und Freunden. Nur, dass er seit April das Land hätte verlassen sollen, verschwieg er. „Ich habe das nicht gewusst, weil ich die Briefe nicht verstanden habe“, beteuert er.

Über die Marktstätte und die Kanzleistraße begab sich der Demonstrationszug vor das Rathaus.
Über die Marktstätte und die Kanzleistraße begab sich der Demonstrationszug vor das Rathaus. | Bild: Oliver Hanser

Nächtliches Ausgehverbot

Nun also seit mehr als einem halben Jahr Nigeria. Hier wohnt er bei seiner Schwester in Magodo, einem Stadtteil von Lagos. „Wir dürfen wegen Corona abends und nachts nicht auf die Straße“, erzählt Lukmann Lawall. „Die Geschäfte dürfen nur unter Auflagen öffnen. Die Menschen verlieren ihre Arbeit reihenweise. Ich habe keine Arbeit, meine Schwester ist arbeitslos geworden. Es ist schrecklich.“

Viele hundert Menschen gingen im Winter auf die Konstanzer Straßen und demonstrierten gegen die Abschiebung Lukmann lawalls.
Viele hundert Menschen gingen im Winter auf die Konstanzer Straßen und demonstrierten gegen die Abschiebung Lukmann lawalls. | Bild: Oliver Hanser

Nicht nur deswegen möchte er wieder zurück nach Konstanz, zurück an seinen alten Arbeitsplatz. „Ich liebe Arbeit. Ich liebe Manfred. Ich liebe meine Kollegen. Ich liebe Konstanz„, sagt er.

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Lawall zurück ins Konzil? „Lieber heute als morgen“

Manfred Hölzl, der Pächter des Konzils: „Wir würden ihn lieber heute als morgen wieder zurücknehmen“, sagt er. „Lukmann wäre sofort integriert, könnte sofort mit der Arbeit bringen und würde sofort volle Leistung bringen.“ Doch nicht nur das: „Lukmann ist auch für das Team sehr wichtig mit seiner tollen Art.“

Manfred Hölzl wird das Haus zum Jahreswechsel zwar übergeben an Gauls Catering aus Mainz. Doch es ist ihm eine Herzensangelegenheit, für seinen zuverlässigen Mitarbeiter zu kämpfen. „Ein Jahr nach der Abschiebung im November werden wir einen Antrag stellen und versuchen, ihn als Fachkraft nach dem Arbeitsgesetz zurückzuholen.“

Bild 3: „Es ist schrecklich. Ich möchte wieder zurück nach Konstanz.“ So geht es dem abgeschobenen Lukmann Lawall heute
Bild: privat

Der Konstanzer Bundestagsbgeordnete Andreas Jung (CDU) versteht Hölzls Vorgehen. „Juristisch war die Abschiebung vielleicht nachvollziehbar“, sagt er. „Aber es gibt auch die andere Seite: Lawall hat sich integriert, er hat gearbeitet und Deutsch gelernt. Es muss, nachdem 2015 so viele Flüchtlinge kamen und die Verfahren so lange gedauert haben, in solchen Sondersituationen Ausnahmen geben.“

Lukmann Lawall Ende November 2019 in Nigeria.
Lukmann Lawall Ende November 2019 in Nigeria. | Bild: privat
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Damit Lukmann Lawall derzeit finanziell überleben kann, schickt Manfred Hölzl regelmäßig Geld nach Nigeria. „Wir haben eine allgemeine Trinkgeldkasse“, erzählt der Konzil-Wirt. „Am Ende legen wir noch etwas drauf und schicken Lukmann das.“