
Mattis Cramer will einer Frau aus Biberach zeigen, wie es bei der Konstanzer Fasnacht zugeht. Klar, dass sie zum Wecken aufstehen muss. Sechs Uhr morgens, das ist für einen echten Konstanzer Narren die Zeit, in der er parat steht zum Wecken, formvollendet mit Nachthemd, weißem Gesicht und weißer Schlafkappe. Nur Mattis Cramer selbst geht nicht in Weiß. Er ist bei den Frichtle und hat schon deren Häs an.

Im Paradies ist Wecken ein Fest. Nur der Nebel liegt verschlafen über der Straße. Das halbe Stadtviertel ist schon auf den Beinen. Hier muss eigentlich kaum noch jemand geweckt werden. Und doch ist es ein großer Spaß für viele. Ein riesiger Zug schlängelt sich durchs Paradies.

Der Fanfarenzug der Kamelia führt ihn mit Fahnen und lauter Musik an, es folgen Weißgekleidete mit Fackeln. Kinder, Familien, Erwachsene.
Sie machen mit Topfdeckeln Lärm oder wie die sieben Jahre alte Leonie und ihr elf Jahre alter Bruder Leonardo mit Trommeln. Seit fünf Uhr morgens sind sie wach, so wie es sich gehört zum Auftakt des höchsten Narrentags im Jahr.

Doris und Günther Stich stehen verkleidet im Hauseingang des St. Martins-Wegs. Sie werfen Tütchen mit Gummibärchen für die Kinder auf die Straße. „Wir warten schon darauf, wenn sie kommen. Wir freuen uns!“, sagt sie.
„Das ist doch nett, dass die uns wecken“, stellt Sabine Wagner gleich gegenüber fest. Sie hat wie so viele im Paradies einen Stand aufgebaut, an dem sich die Narren stärken können.
Auch die Kamelia Paradies, die Familie Martin und viele andere haben sich ins Zeug gelegt, damit keiner der Narren darben muss. Sie reichen Kaffee, Tee, Zopf, Schnäpsle. Die Weckenden gehen dieses Jahr mal durch einen schmalen grasigen Pfad eine Schleife vom Schänzle in den St.-Martins-Weg. Es ist alles vorbereitet, dass sie sich zurecht finden. Bunte Lichter leuchten ihnen.
Karin Schlegel ist aus Dettingen angereist fürs Wecken mit dem Enkel Jan. „Die Oma hat ihn rausgejagt“, sagt sie lachend. Das Wecken ist Tradition.

Sabine Wagner und Andi Böhler werden sich im Laufe des Tages noch als Wikinger zeigen. „Wir haben eine eigene Gruppe“, sagen sie.
Dann stürzen sie sich ins närrische Treiben in der Altstadt. Gut, dass sie dann schon lange wach sind.