Völlig losgelöst von der Erde schwebten am Ende des Bunten Abends der Ala-Bock in Dingelsdorf nicht nur die Protagonisten auf der Bühne umeinander, sondern das gesamte Publikum. Stehend und laut singend bejubelte es in der Thingolthalle Dingelsdorf einen launigen Fasnachtsabend unter dem Motto „Neue deutsche Welle – der Ala-Bock zurück in die 80er“. Florian Rossknecht, seit zehn Jahren Präsident des Narrenvereins, kommentierte glücklich: „Wir waren zweimal komplett ausverkauft, am Ende tanzten die Menschen sogar auf den Tischen.“
Tanzen auf hohem Niveau
Während das Publikum in praktisch alle Lieder des Abends einstimmte und man damit den Altersdurchschnitt hätte erahnen können, zeigte sich der Dingelsdorfer Fasnachtsverein erneut in Sachen Tanzen auf hohem Niveau. Schon der erste Tanzbeitrag der Garde wurde wild vom Publikum beklatscht – zu Recht, denn es gab ein paar schöne und ungewöhnliche Choreo-Einlagen. Das Jugendballett hatte kurz vor der Pause das Publikum ohnehin auf seiner Seite und gab bereitwillig eine Zugabe seines Ala-Bock-Ferienprogramms, von Mädchen und Jungs gemeinsam präsentiert.
Eine schöne Geste zeigte das Herrenballett, denn es griff die Choreografie seiner Vorgänger vor 13 Jahren auf. Die Jungs brillierten mit einem synchronen, kraftvollen Tanz samt Akrobatikeinlage und ernteten viel Applaus. In nichts stand dem das Damenballett nach, das am Ende des Abends auftrat und einen würdigen Abschluss lieferte.

Das Publikum hangelte sich singend, tanzend und schunkelnd durch den Abend und scheute auch vor einer Polonaise durch den ganzen Saal nicht zurück. Spätestens da hatte man Gelegenheit, sich noch einmal die so großartig und mit viel Liebe dekorierte Halle anzusehen, inklusive einer Berliner Mauer, die von Kindern aus der Grundschule und dem Kindergarten bemalt wurde.
13 Nummern und vierstündiges Programm
Sowieso herrscht viel produktive Kreativität in Dingelsdorf, das zeigte sich in allen Kulissen, die aufwendig jede der 13 aufgeführten Nummern umrahmten. Den roten Faden durch das vierstündige Programm zog Kai Sabljic alias Peter Lustig aus der Kinderserie Löwenzahn. Er hatte die Aufgabe, die Umbauten hinter der Bühne zu überbrücken, und erfreute sicherlich einige ältere Semester mit der jugendlichen Ansprache: „Liebe Kinder“.
Ein Akteur, den man eher mit den Worten „Liebe Gemeinde“ verbindet, war definitiv ein weiterer Höhepunkt des Abends, oder wie eine Dame sagte: „Er ist ein Segen für uns.“ Pfarrer Armin Nagel zeigte sich in „Pfarrer sucht Frau“ von seiner humorigen Seite und meinte mit einem Augenzwinkern: „Was der Bauer hier im Dorf kann, das kann ich auch.“
Auf seine Anzeige hin, die unter anderem „den Blick in seinen Glockenturm freigebe“, hätten sich Hunderte beworben – und Zeit werde es, dass seine Fenster mal wieder geputzt werden. Zur Wahl standen am Ende und auf der Bühne drei Damen, leider erfolglos. Ebenso wenig erfolgreich war die Herzblatt- Sendung für die „Venus von Dingelsdorf“, achtfache Witwe namens Hannelore, die sich am Ende für den praktischen Hausmeister entschied.
Natürlich wurde auch an Spott in Richtung Dettinger Moorschrat nicht gespart, und im Aktenzeichen XY ein schwieriger Diebstahl eindeutig zweideutig gelöst. Weitere Programmpunkte waren eine Hitmaschine mit zwei dicken Freunden, ein Vater-Sohn-Deeptalk im Anglerlatein und zwei Sportladys namens Cindy und Sonny. Music-Alabock hingegen wurde vom textsicheren Publikum überrascht, das das Lied „Anita“ weiter als von beiden Männern geprobt singen konnte und das noch ewig hätte weiter machen wollen. Aber zum Glück gibt es ja 2026 wieder einen Bunten Abend in Dingelsdorf.