Der Narrenverein Grundel hat mit tollen Bunten Abenden Lust auf die Fasnacht gemacht. Das Publikum in der vollen Inselhalle hatte viel Spaß und ging sehr gut mit. Sehr gelungen war einmal mehr die große Nummer des Elferrats – diesmal in der Zukunft spielend: das 1350-Jahr-Jubiläum der Insel sollte geplant werden. Doch die Ideen kamen nicht an beim Festkomitee rund um den Bürgermeister.

Das Publikum in der voll besetzten Inselhalle hat viel Spaß und geht gut mit.
Das Publikum in der voll besetzten Inselhalle hat viel Spaß und geht gut mit. | Bild: Zoch, Thomas

Die Kleingärtner-Zwerge aus der Waldsiedlung wollte man nicht, da die Klostergärten bereits zum Biotop-Urwald gewuchert sind. Und auch nicht die Schauspieltruppe, die meinte: „Die Wiege der Insel lag in der Waldsiedlung.“ Die dortigen Bewohner hätten die Wildschweine nach Allensbach vertrieben. Statt einer Landesausstellung könnte ein Industriedenkmal gezeigt werden: die verfallene Gemüsehalle. Für gelöste Stimmung sorgten dann zwei Kiffer, die im Kräutergärtlein eine Cannabisplantage entdeckt hatten. „Da werdet sogar ihr kreativ.“ Witzig dabei auch die beiden Zeitzeugen-Omas der 1300er-Feier und die Kulissen – unter anderem mit einem sich bewegenden Porträt des Reichenauer Kulturgründers Karl Wehrle.

Viele Nummern sorgen für Begeisterung

Grandios war auch der Auftritt von Tobias Gräser. Wie bei seiner Grundel-Premiere vor zwei Jahren wollte er zunächst Elfer werden. Doch als diese ihn verbannten, legte er sich ins Zeug und kandidiert jetzt als Bürgermeister. Im Gemeinderat werde es nur noch Elfer-Frauen geben, sang er inbrünstig zur Musik „Ehrenwertes Haus“. Steuern werde er abschaffen und: „Hier ist das ganze Jahr jetzt Fasnacht, wenn ich erst Bürgermeister bin.“ Das Publikum jubelte.

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Sehr witzig, wenn auch etwas makaber, war das Friedhofsgeflüster von drei betagten Damen. Eine mit Rollator mit Navi, das bei der Ankunft auf dem schön neu gemachten Friedhof Mittelzell verkündet: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Eine berichtete vom toten Schwager. „Was hat er gehabt?“ – „Eine Ferienwohnung in Bregenz und einen alten Mercedes.“ Ein anderer war an einem Blasenleiden gestorben. Kommentar: „Er war ein schlechter Brunzer, drum bet‘ für ihn ein Vaterunser.“

Für ein begeistertes Publikum sorgten auch wieder die gekonnten, flotten Tanznummern. Neben der Grundel-Garde und dem Grundeleballett (mit einigen neuen Mitgliedern) wurde vor allem die starke Premiere des neuen Männerballetts Auer Hopfengarde bejubelt. Die erstaunlich große Tänzertruppe lieferte eine spektakuläre Schau in aparten rosa Röckchen.

Da sagt noch einer, Männer können nicht elegant sein: Das neue Herrenballett begeistert bei seiner Premiere in rosafarbenen Tütüs das ...
Da sagt noch einer, Männer können nicht elegant sein: Das neue Herrenballett begeistert bei seiner Premiere in rosafarbenen Tütüs das Publikum. | Bild: Zoch, Thomas

Acht Elferfrauen nahmen singend ihre nicht immer perfekten Gatten auf die Schippe. „Unsere Männer sind wunderbar – jeder für sich ein Mängelexemplar.“ So einer zum Beispiel, der gern viel singt und präsentiert, aber zu Hause Hemd und Hose nicht findet. Die 3-Elftel (die Elfer Jockel Frick, Matthias Graf und Marcus Günther) gaben sich betont sensibel. Zur Melodie von „Männer“ meinten sie „Elfer brauchen viel Zärtlichkeit“, seien verletzlich und unersetzlich. Sie räumten aber ein: Elfer baggern gern und lügen am Telefon.

Seitenhiebe für Reichenauer und Allensbacher

Um Verständnis warb Marcus Günther auch als Vampir, der nach einem „Arbeitsunfall“ mit Zahnprothese klarkommen muss. Er klagte über das Mobbing der Menschen, die sich selbst piercen und grauslig gewürzte Blutwürste essen, aber sich zieren wegen zweier kleiner Stiche in den Hals. Dabei seien Vampire doch „eigentlich herzensgut, zart und empathisch“ und würden niemanden umbringen, sondern nur aus Hunger beißen. Zudem schmecke das Blut von Rechten nicht. Und bei Aluhüten tue es weh, wenn er mit den Plomben dran komme. Zu neuen Vampiren mache er nur hocherotische, kluge Personen. Daher ans Publikum: „Ihr seid sicher.“

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Eine gelungene Premiere mit Seitenhieben auf Reichenauer und Allensbacher gaben David Blum und Fabian Weltin als Bankdrücker auf Radtour. Auf der Hochwart ging es um den neuen „Wahnsinnsbau“ des Winzervereins. Auf dem nächsten Weinfest werde es nur Weinschorle geben, weil es in der Halle schon den ersten Wasserschaden gab. Schon allein zahlenmäßig beeindruckend war der Auftritt des Männergesangvereins Badenia mit sehr vielen Frauen. Als Seeleute besangen sie den fleißigen Fischer Stefan Keller. Ebenso beeindruckend die Psycho-Band, die im Freddy-Mercury-Outfit mit Jeans, Unterhemd und schwarzer Perücke ein starkes Queen-Medley bot.

Mit Charme und Schalk führte Samuel Graf als Unesco-Kulturbeauftragter Charles Premier aus Paris durchs gut vierstündige Programm. Allerdings immer wieder unterbrochen vom Herrn Wolke (Karl Wehrle), der wie bei den Freilichtspielen im Sommer überwachte, dass das Programm nicht auf Allensbach-Niveau sinke.