Es ist nach einem Dreivierteljahr ohne richtige Narretei immer ein Fest: Die Fasnacht geht wieder los! Auch wenn nicht alle Zünfte und Gruppierungen im Alemannischen den 11.11. für das korrekte Auftakt-Datum halten, ist für die bald 140 Jahre alte Konstanzer Narrengesellschaft Niederburg die Sache klar: Sie macht sich schon im November warm für die fünfte Jahreszeit.
Dieses Jahr wird am 12. November gefeiert, und die Vorfreude ist nach Jahren des coronabedingten Bangens und Zitterns groß. Zumal viele auch aus dem Fernsehen bekannte Gesichter der Konstanzer Fasnacht auf der Bühne zu sehen sind und eine echte Prominente in den Rang einer Burgdame erhoben wird.
Gräfin wird zur Burgdame ernannt
Für Mario Böhler, den Präsidenten der Niederburg, ist der diesjährige Fasnachtsauftakt in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Denn zum zweiten Mal wird nicht ein Burgherr, sondern eine Burgdame gekürt. Diese Ergebung in den närrischen Ritterstand ist der Kern des Programms am Samstag, 12. November. Die Ehre wird in diesem Jahr Bettina Gräfin Bernadotte zuteil.
Die Mainau-Chefin hat die Begeisterung für die Fasnacht wohl von ihrem Vater geerbt. Lennart Graf Bernadotte (1909-2004), ursprünglich auch aus dem nicht so fasnächtlichen Schweden stammend, war ein leidenschaftlicher Narr. Seine älteste Tochter ist schon immer auch auf ihrer Insel als Fasnachterin unterwegs. Mario Böhler dazu: „Was kann einer Gräfin noch Besseres passieren, als zur Burgdame ernannt zu werden?“
Die Lobrede auf die neue Burgdame hält, dem Niederbürgler Protokoll folgend, die Geehrte des Vorjahres. Es ist Ruth Bader, Chefin des Bodenseeforums und zuletzt gewissermaßen Gastgeberin für das Niederburg-Musical „Die Fischerin vom Bodensee“.
Was dazu führt, dass zum ersten Mal überhaupt zwei Frauen in den heimlichen Hauptrollen des Abends sind. Denn sowohl die närrische Lob- als auch die hoffentlich ebenso spitzzüngige Dankesrede werden erstmals von Frauen gehalten.

Bekannte Gesichter sind auf der Bühne
Im hochkarätigen Programm sind viele weitere bekannte Namen. Jürgen Greis alias Neckes tritt auf, ebenso Bubi Kreuz, der als Opa schon in der „Fischerin“ viele Zuschauer begeisterte. Aus dem Niederburg-Musical sind unter anderem auch Dominik Werner und Christiana Gondorf sowie die Musik-Chefs Georg Herrenknecht und Manuel Hess wieder aktiv.
Norbert Heizmann, Martin Tschaki und Simon Schafheitle sind ebenso dabei wie die Imperia-Jazzys mit ihrem Ballett und Gäste von den Reichenauer Grundel. Gespannt ist Mario Böhler, der gemeinsam mit Claudia Zähringer moderieren wird, auch auf Yasin Amin, der eine neue närrische Rap-Nummer bringen will.
Fasnacht nicht im Konzil, sondern im Inselhotel
Doch neu sind nicht nur das Programm und die Burgdame, sondern auch der Ort. Nachdem sie mit dem neuen Pächter des Konzils nicht zusammengekommen sind, feiern die Niederbürgler erstmals im Inselhotel. Direktor Thomas Swieca freut sich: „Wir gehören zur Niederburg“, sagt er nicht nur mit Blick auf die Lage des Hauses, „und wir sind gerne ins Brauchtum eingebunden“.
Mit dem Ort ändert sich auch der Rahmen für den Fasnachtsauftakt: Erstmals kostet die Veranstaltung Eintritt, und närrisches Programm und ein Buffet sind verpflichtend miteinander verbunden. Statt verschämt einen Fünfer auf den Sammelteller zu legen, müssen die Besucher nun 35 Euro pro Person ausgeben, erhalten aber auch eine kulinarische Gegenleistung. „Die Resonanz war total positiv“, sagt Mario Böhler. Der Saal des Inselhotels, der wie der Untere Konzilsaal 320 Personen fasst, ist so gut wie ausverkauft.

Bleibt den Niederbürgler Narren noch die Hoffnung, dass Corona nicht zu übel zuschlägt und Gäste oder Bühnenakteure von der Veranstaltung wieder ausschließt. Letzten November war es eine Entscheidung auf Messers Schneide, und manche Gäste sagten aus Gründen des Infektionsschutzes aus eigener Entscheidung statt. So verpasste 2021 auch Oberbürgermeister Uli Burchardt die eine oder andere fasnächtliche Spitze gegen Stadt, Stadtverwaltung und Stadtoberhaupt.