Die Jakobiner haben nächtelang hart durchgearbeitet. Der Grund: Sie mussten die Anklage drastisch kürzen, schließlich hat sich ihrer Ansicht nach Oberbürgermeister Uli Burchardt viel zuschulden kommen lassen. Jetzt folgt die Anklage. „Die Schrift mit den Vorwürfen war kilometerlang. Es wäre ein mehr als tagesfüllendes Programm geworden“, stöhnt Jakobiner-Präsident Harry Wölfle.
Das Problem: Das Tribunal am Schmotzigen Dunschtig, 27. Februar, auf dem Obermarkt, wo sich dieses Mal OB Uli Burchardt als Angeklagter verantworten muss, beginnt um 13 Uhr und endet um 14 Uhr. Den Revoluzzern gelang ein Destillat der Vorwürfe in einem Satz: „Mangelnde Integrationsleistung, welche der Wollmatinger Separatistenbewegung nachhaltig und unverpackt Vorschub leistet.“
Was haben die Bewohner des Dorfes am Hafnerbuckel den Jakobinern gezahlt? „Nichts“, beteuert Harry Wölfle. „Wir sind für Revolutionen berühmt. Alleine können die Wollmatinger das nicht“, so Wölfle, der verrät: „Klara Trummer und Daniel Groß sind meine Marionetten und ich werde Bürgermeister von Wollmatingen.“
Auch die Paradiesler wollten eigenständig werden, hätten Mistgabeln und Sensen bereitgelegt und würden zum Tribunal kommen, plaudert er aus dem Nähkästchen der Konstanzer Separatistenbewegungen.
Jakobiner sind siegessicher und frohlocken
Uli Burchardt wird keinen leichten Stand haben, zumal seine Redezeit begrenzt ist. Im Gegensatz zu Kläger Simon Schafheitle, der sich bereits bestens vorbereitet hat, wird Pflichtverteidigerin Claudia Zähringer kaum die Anklage entkräften können. Zumal es derzeit noch fraglich ist, ob es überhaupt Zeugen gegeben wird, die zugunsten des Delinquenten aussagen.
Zeugen der Anklage hingegen gebe es zuhauf. Axel Ibach, Vize-Präsident der Jakobiner, hat schon Bilder vor seinem geistigen Auge: „Flennend und heulend wird Burchardt auf der Bühne stehen, wenn ganz Konstanz den Daumen senkt, statt hebt.“
Die Jakobiner und das hohe Gericht freuen sich schon diebisch auf die Verhandlung und das wohlfeile Wortgefecht. Es wird ein Spectaculum, auch wenn der neutrale Richter Ekkehard Greis weiß: „Argumente hin oder her – das Urteil steht fest.“
Deshalb haben die Jakobiner das Bildnis des Oberbürgermeisters schon passend in einer Guillotine gerahmt und vervielfältigt. Für zwei Euro können es die Besucher des Tribunals vor Ort erwerben. Axel Ibach ist überzeugt, dass die Geschäfte florieren werden, denn: „So möchte ihn doch jeder sehen.“