Närrisches Treiben am Samstag, 18. Januar, im Bodenseeforum: Rund 550 Fasnachter der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee haben sich zum Zunftmeisterempfang getroffen. Im Mittelpunkt standen eine Handvoll Närrinnen und Narren, die Präsident Rainer Hespeler für ihren Einsatz in den Zünften und Vereinen zu Obristen ernannte.

Gastgebende Zunft war in diesem Jahr die Narrengesellschaft Niederburg. Dessen Präsident Mario Böhler brachte es so auf den Punkt: „Bei der Zunftmeistertagung werden Menschen geehrt, die sich über sehr viele Jahre in ihren jeweiligen Narrenvereinen engagiert haben. Mit der Verleihung des Obristen-Ordens wertschätzt man diese ehrenamtliche Arbeit und natürlich schätzen auch alle den Austausch untereinander.“

Das Bodenseeforum war gleich zu Beginn des offiziellen Teils Thema. Während Mario Böhler im Scherz sagte, dass man extra, wegen der besseren Orientierung und mit Anspielung auf das Konzil, zwei Pfosten in den Saal reingebaut hätte, kommentierte auch Rainer Hespeler das Gebäude in seiner Begrüßung: „Wie froh sind wir doch, hier in dem edlen Schuppen zu Gast zu sein und keine Miete zahlen zu müssen, denn das könnten wir uns eh nicht leisten“, frotzelte er und schob hinterher: „Das ist übrigens etwas, das wir mit der Stadt Konstanz gemeinsam haben.“

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Uli Burchardt, OB von Konstanz, konterte: „Willkommen Jung und Alt, in der Nervenanstalt.“ „Wer hat denn meine Rede geschrieben“, griff er den Faden von Hespeler auf, der in seiner Begrüßung ein paar Pfeile in Richtung Professionalität der Stadtverwaltung Konstanz abgeschossen hatte. „An alle Ränzen, die mit Orden glänzen“, ging es dann mehr oder weniger politisch korrekt von Burchardt weiter und mit Blick auf seine eigene Ordenssammlung, die er auf der Jacke zur Schau trug, war die Vorlage für einen Konter vorprogrammiert.

So startete der Abend launig, wie man es vom närrischen Volk gewohnt ist. Ebenso wenig überraschend wurden ein paar stadtpolitische Themen aufgegriffen. Mario Böhler: „Wir haben nun eine neue Zeitrechnung eingeführt, zehn Jahre sind ein Pulverturm“, griff der das Thema Notausgang am Pulverturm auf. „So rechnen wir beim Ausbau der B33 mit vier bis sechs Pulvertürmen und das Warten auf Essen oder Getränke am heutigen Abend bewegt sich nur im Nullkomma-Pulverturm-Bereich.“

Rainer Hespeler (von links), Uli Burchardt und Mario Böhler nahmen sich in ihren Reden gegenseitig auf den Arm.
Rainer Hespeler (von links), Uli Burchardt und Mario Böhler nahmen sich in ihren Reden gegenseitig auf den Arm. | Bild: Jana Mantel

Das Warten auf die Ehrung der Obristen verkürzte der Musikverein Wollmatingen unter der Leitung von Florian Kunemann, dem ganz nebenbei für sein „200-jähriges“ Engagement gedankt wurde. Die Ansprache von Rainer Hespeler fiel eher kurz aus. „Unsere Zunftmeistertagung ist ja keine echte Tagung, bei der Probleme gewälzt werden sollen, sondern diese Plattform nutzen wir, um hochverdiente Narren unserer Zünfte zu ehren“, begann er und hielt sein Versprechen einer kurzen Ansprache. Dennoch war es ihm wichtig zu erwähnen, dass man in den kommenden Tagen einen Wegweiser des Landesverkehrsministeriums erwarte, der die verkehrsrechtlichen Genehmigungen bei Fastnachtsveranstaltungen auf Straßen vereinfachen solle.

Mit einem großen Tusch startete dann die letzte Ehrung, oder wie sich Hespeler absichtlich versprach, die letzte „Ölung“, und 20 Narren erhielten von ihm den Obristen-Orden. Damit dies kein langweiliges und zähes Abarbeiten wurde, erzählte Hespeler nicht nur kurze Anekdoten aus dem närrischen Leben der Geehrten, sondern arbeitete ein ums andere Mal findige und amüsante Wortspiele ein, indem er die Antragsanschreiben verfremdete. So wurde aus einem „Talent für Zahlen“ eines „fürs Zahlen“, 30 Narren von der Höri begrüßt, obwohl nur vier eingeladen waren und das Lob, dass jemand immer der Letzte sein will, ohne den Zusatz, damit er aufräumen und absperren kann, verlesen.

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Rolf Zimmermann von den Iznanger Bützligräbler war der erste der 20 Geehrten und schaut auf 50 Jahre närrisches Engagement zurück. Er sagte: „Der Obristen-Orden ist schon etwas Wichtiges und Besonderes, da wird man für sein Lebenswerk geehrt.“ Von der gastgebenden Narrenvereinigung Niederburger wurde Karl-Heinz Nack geehrt und Hespeler betonte, dass „KH“ nicht für „Konstanzer Haudegen“ stehe.

Vom Präsidium wurde abschließend Renate Hermann, genannt Renatchen, geehrt. Sich selbst würde Rainer Hespeler, seit 15 Jahren Präsident, nicht ehren wollen, sagte er gegen Ende und dass er die Fasnacht liebe, und zwar seit Kindertagen. „Diese freundschaftliche Begegnung von Narren im Alter von Anfang 20 bis 80 Jahren, quer durch alle Gesellschaftsschichten, das ist der Kit, den eine Gesellschaft braucht für ein gutes Miteinander.“