Lachen ist gesund und Humor ist Balsam für die Seele. Wie wichtig das ist, wissen die Schneckenbürgler seit jeher. Gerade in der aktuellen Zeit, wo es angesichts von Krisen und Kriegen nicht viel zu lachen gibt, setzen die Schneckenbürgler bewusster denn je einen Kontrapunkt und ziehen unterschiedliche Register des breitgefächerten Narrenportfolios. Präsident Arthur Bruderhofer und seine Narrentruppe wollen den Besuchern in der Halle der Waldorfschule nur eines bieten: „Urlaub für die Seele.“ Und das gelingt ihnen dreieinhalb Stunden lang vorzüglich.
Der Narrenspiegel ist ebenso wichtig. Arthur Bruderhofer verpackt seine Kritik wortgewandt, wenn er von der „ungewohnten Situation“ spricht, zwei Jahre hintereinander am gleichen Ort die beliebten Fasnachtsveranstaltungen präsentieren zu können.

Die Schneckenburg mussten aus ihrem Stammlokal, dem Gasthaus Linde ausziehen und war seither auf der Suche nach einem neuen Schneckenhaus. Der Grund: Das Gebäude war verkauft worden und sollte abgerissen werden. „Das ist fünf Jahre her und die Linde steht heute noch“, merkt Bruderhofer an.
Nicht nur die Schneckenbürgler brauchen einen Veranstaltungsort; viele Konstanzer Vereine sind auf der Suche. Bruderhofer spart da nicht mit Kritik an der Stadt Konstanz. Er nimmt den jährlichen Abend für Vereine in der Reihe „Fit im Ehrenamt“ im Bodenseeforum als Beispiel. „Wenn die Stadt das Geld für die Kopfstreichelveranstaltung sparen würde, wäre eine Halle für alle locker finanziert.“
Schon beinahe satirisch spricht er über die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, zieht die Parallele zu der Geschichte vom „Münchner im Himmel“, um zu mutmaßen: „Der Konstanzer Engel hockt au no in einem Brauhaus.“

Mit Humor geht alles besser
Ihre eigenen Sorgen stellen die Schneckenbürgler dann aber hintenan und zünden ein humoriges Feuerwerk, wobei Lebensleistungen für das närrische Brauchtum ebenso eine große Rolle spielen. Überraschend für viele Zuschauer war der Auftritt der legendären, musikalisch versierten Clowngruppe.
Im Mafioso-Outfit dirigierte Tony Sferragatta die Narrenmusik. „Wo isch de Gerd?“, wurde an den Tischen sofort gemunkelt. Die Antwort: Gerd Zachenbacher hat sich nach 50 Jahren Clowngruppen-Leitung in die Reihen der Musiker zurückgezogen und die Verantwortung in die Hände von Sferragatta und Alexander Urban gelegt.

Lokalesprit ist das Markenzeichen
Variantenreich ist der Abend. Gekonnt nimmt Stadtführerin Petra Bruderhofer mit einer klassischen Büttenrede die Urlauber auf die Reise durch Konstanz, um die drängendsten Fragen zu klären, wie: „Wo färbte Barbarossa seine Haare? Wann wird an der Schwedenschanze Ski geflogen?“ Und auch sie kommt nicht an der 18 Tonnen schweren Betonbraut vorbei, die „zwei kleine Zwuckel“ auf den Händen hält, war sie doch „das größte Partyluder unserer Stadt“.
Schwerer Aufstieg auf den Bismarckbuckel
Für Begeisterung sorgen Andrea Trempa-Knittel und Holger Walter als Gipfelstürmer mit ihrer sketchhaften Gesangsdarbietung, schließlich erzwingen sie nicht nur den herausfordernden Fürstenberg, sondern auch den Bismarckbuckel.

Urkomisch auch die Beamtenpersiflage, wenn der Wollmatinger Bauer Jürgen Stöß im Landratsamt bei Dagmar Hohensteiner seinen roten Bulldog anmelden will. Und wenn Simon Zachenbacher und Axel Zunker in Frauenkleidern auf Männerfang gehen, dann gibt es kein Halten mehr, denn dieser Sketch lebt von Situationskomik, die nicht mit Worten zu beschreiben ist.

Die Tanzdarbietungen des Damen- und Männerballetts werden mit Zugaberufen gefeiert und es gibt noch viel mehr Sehenswertes. Ein enthusiastisches „Ho Narro“ gilt aber insbesondere Thomas Hill, der mit seinem außergewöhnlichen komödiantischen Talent mehr als nur Moderator des Abends ist. Seine brillant gespielten Zwischenszenen sind Sternschnuppen in einem bunten Narrenhimmel.