Als Mark Forster sich am 9. Juli zum letzten Mal von über 6000 begeisterten Fans verabschiedete und den Blick noch einmal über das Publikum und auf den See schweifen lassen konnte, deutete alles darauf hin, dass dies auch ein Abschied von einem ganz besonderen Veranstaltungsort ist. Doch nun gibt es neue Hoffnung – die ausgerechnet aus dem Kompetenzwirrwarr innerhalb der Konstanzer Stadtverwaltung erwächst. Gegenüber stehen sich dabei Bürgeramt und Bauverwaltung.

Bürgeramt: Großveranstaltungen hier sind zu gefährlich

Das Bürgeramt der Stadt Konstanz hatte zuvor auf SÜDKURIER-Anfrage wörtlich erklärt: Grundsätzlich sei es so, „dass seit der Katastrophe in Duisburg Großveranstaltungen mit Massenaufkommen auf Klein Venedig aus Sicherheitsgründen sehr kritisch bewertet und in der Regel nicht mehr zugelassen werden. Das anstehende Corona-Nachholkonzert wurde als einmaliges Ereignis zugestanden.“ Und da das Bürgeramt Veranstaltungen genehmigt (oder eben auch nicht), schien das Ende der Konstanzer Sommerkonzerte besiegelt oder eine mögliche Wiederaufnahme des Zeltfestivals verbaut.

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Baudezernent: Wir halten am Festplatz auf Klein Venedig fest

Zugleich aber hält das Baudezernat daran fest, an der Hafenstraße, auf dem dem Ufer abgewandten Teil von Klein Venedig, einen neuen Festplatz zu bauen. Das bekräftigte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn am Donnerstagabend, 14. Juli, ganz zum Ende der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses. Zuvor hatte Stadträtin Gisela Kusche (Freie Grüne Liste), auf der Grundlage der SÜDKURIER-Berichterstattung, gefragt, ob es nun wirklich keine Konzerte mehr auf Klein Venedig geben kann.

Für Karl Langensteiner-Schönborn lautete die Antwort: Von uns aus nicht. Die Bauverwaltung gehe davon aus, dass Klein Venedig durchaus für große Veranstaltungen geeignet sei. Dort finden, laut Bürgeramt wegen „Bestandsschutz“, auch weiterhin Teile des Seenachtfestes und das mehrwöchige Oktoberfest statt. Außerdem solle dort die vor Corona recht besucherstarke Messe mit ihren Fahrgeschäften ihren Platz finden, wenn irgendwann einmal das Döbele bebaut wird.

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Veranstalter will planen, doch „die Zeit läuft davon“

Dieter Bös, dessen Agentur Kokon Entertainment die Sommerkonzerte veranstaltet hatte, kämpfte bis zuletzt um eine Perspektive für ähnliche Veranstaltungen 2023. Er habe bisher keine Zusage von der Stadt erhalten und könne deshalb nicht planen, sagte er bei der exklusiven Veranstaltung „Der SÜDKURIER öffnet Türen„ mit SÜDKURIER-Lesern. Er rief sie dazu auf, aktiv auf Kommunalpolitiker zuzugehen: „Reden Sie mit Stadträten und schreiben Sie Leserbriefe, dass Sie auch weiterhin Open-Air-Konzerte auf Klein Venedig wollen“, sagte er.

Er wartet noch immer auf eine Zusage vom Bürgeramt für 2023: Dieter Bös, Chef von Kokon Entertainment (Archivbild).
Er wartet noch immer auf eine Zusage vom Bürgeramt für 2023: Dieter Bös, Chef von Kokon Entertainment (Archivbild). | Bild: Oliver Hanser

Offenbar haben sich tatsächlich Konzertfans an die Stadträte gewandt. Auch andere Politiker ließen am Rande der Sitzung erkennen, dass sie das Thema Klein Venedig mit der Stellungnahme des Bürgeramts nicht für abgeschlossen halten. Dieter Bös hängt jedenfalls weiter in der Luft. Eine Zusage für 2023 habe noch immer nicht erhalten, erklärte er auf Anfrage am 15. Juli. Und ergänzt: „Langsam läuft mir die Zeit davon, weil die Bands Klarheit brauchen.“