Als die damals siebenjährige Leonie Zwosta mit ihrer Mutter auf dem Weg zur Schule war, wurde ihr plötzlich schlecht. Anstatt zum Unterricht ging Leonie zum Kinderarzt, der einen viel zu hohen Blutzuckerspiegel feststellte und Leonie ins Krankenhaus schickte. Dort erhielt sie eine Infusion und die Diagnose: Diabetes Typ I. Heute ist Leonie Zwosta 15 Jahre alt und hat im Lauf der Jahre gelernt, mit der Krankheit umzugehen.

Andreas Böckmann berät an Diabetes erkrankte Kinder und Jugendliche, unter anderem auch zur Nutzung einer Insulinpumpe.
Andreas Böckmann berät an Diabetes erkrankte Kinder und Jugendliche, unter anderem auch zur Nutzung einer Insulinpumpe. | Bild: Hanser, Oliver

„Ich habe mich daran gewöhnt“, sagt Leonie Zwosta. Sie hat ihren Glukosesensor im Blick, spritzt sich selbst Insulin und weiß, welche Mahlzeit wie viele Kohlenhydrate hat. Das alles verdankt sie dem Kinderdiabetologen und -endokrinologen Andreas Böckmann. Er führte bislang die Diabetes-Ambulanz in der Konstanzer Kinderklinik. Außerdem behandelte er an der Klinik junge Patienten, deren Hormone nicht im Gleichgewicht sind (Endokrinologie).

Arzt verlässt das Klinikum

Doch nun verlässt Andreas Böckmann das Klinikum Konstanz. Der 57-Jährige übernimmt zum 1. April 2023 die Kinderarztpraxis von Monika Huff-Nagel in Wollmatingen. Bedeutet sein Weggang, dass Leonie und andere Patienten künftig keinen Ansprechpartner mehr haben?

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„Nein“, sagt Andreas Böckmann dem SÜDKURIER. „Ich werde neben der allgemeinen Kinder- und Jugendmedizin auch die Gebiete Kinderendokrinologie und -diabetologie in der Praxis vertreten. Außerdem wird auch eine Diabetes-Beraterin in der Praxis arbeiten.“ Nur die Kinderpneumologie (Lungenheilkunde) könne er vorerst nicht in Wollmatingen anbieten.

„Die ambulante Betreuung von Diabetikern hört in der Kinderklinik zwar auf, aber die stationäre geht weiter“, sagt Böckmann. Er selbst werde auch einen kleinen Stellenanteil im Klinikum behalten. „Unter dem Strich sind wir dann mehr Kollegen und wollen das Angebot auf dem bisherigen Niveau halten, längerfristig sogar ausbauen.“

„Unter dem Strich sind wir dann mehr Kollegen und wollen das Angebot für Diabetiker auf dem bisherigen Niveau halten, ...
„Unter dem Strich sind wir dann mehr Kollegen und wollen das Angebot für Diabetiker auf dem bisherigen Niveau halten, längerfristig sogar ausbauen“, sagt Andreas Böckmann. | Bild: Hanser, Oliver

Und das sei auch nötig. „Man kann sich schon Sorgen um die Versorgung der an Diabetes erkrankten Kinder im Kreis Konstanz machen“, sagt der Leitende Oberarzt. Denn insgesamt nehme die Zahl der Kinder mit Diabetes zu. Der andere Kinderdiabetologe im Kreis Konstanz, der eine ambulante Diabetessprechstunde anbietet, gerate an seine Kapazitätsgrenzen. „Auch ich kann mich nicht über zu wenig Zulauf beschweren“, sagt Andreas Böckmann. „Das wird auch in meiner Praxis eher ein Überlastungsproblem.“

Das Klinikum verlasse er, weil er die Doppelbelastung mit stationärem Arbeiten plus Diabetes-Ambulanz nicht mehr stemmen konnte. Sein Weggang bedeute aber keine Schwächung der Kinderklinik, sagt Thomas Beringer, Kaufmännischer Direktor des Klinikums Konstanz. Ab Juli werde ein Kindergastroenterologe (betrifft Krankheiten des Magen-Darm-Trakts) und ab Herbst eine weitere Neonatologin das oberärztliche Team verstärken.

Änderungen in der Urologie

Personelle Engpässe gibt es derweil wohl in der Konstanzer Urologie. Dort ist die 79-jährige Dorothee Schmidt seit einiger Zeit Patientin und mit der Behandlung sehr zufrieden. Aber nun warnt sie: „Die Urologie in Konstanz wird ausgedünnt. 100-jährige Patienten müssen für einen kleinen ambulanten Eingriff nach Singen fahren, weil der Konstanzer Oberarzt keinen Operationshelfer mehr hat.“

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Tatsächlich findet derzeit eine Umstrukturierung der Urologie im Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) statt. „Die Versorgung erfolgt standortübergreifend in Singen und Konstanz, wobei die stationären Behandlungen ausschließlich in Singen durchgeführt werden“, erklärt Thomas Beringer. „In Konstanz erfolgen planbare ambulante Operationen sowie eine konsiliarische Betreuung (Einholen einer Zweitmeinung) der übrigen medizinischen Fachbereiche durch den Leitenden Oberarzt Hans-Jürgen Sohn.“

„Derzeit führen wir Gespräche über die weitere Entwicklung der Urologie am Standort in Konstanz“, sagt der Kaufmännische ...
„Derzeit führen wir Gespräche über die weitere Entwicklung der Urologie am Standort in Konstanz“, sagt der Kaufmännische Direktor Thomas Beringer. | Bild: Thomas Beringer

Dieser arbeitet an drei Tagen in der Woche am Klinikum. „An den anderen Tagen erfolgt die urologische Versorgung konsiliarisch durch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) der Spitalstiftung“, ergänzt Beringer. „Derzeit führen wir Gespräche über die weitere Entwicklung der Urologie am Standort in Konstanz.“ Dorothee Schmidt hilft das wenig: „Ich warte bisher vergeblich auf einen ambulanten Termin in Konstanz, weil Dr. Sohn die OP-Schwestern und -pfleger fehlen, um den Eingriff durchzuführen.“