Ausgelassen zu feiern an einem Tag, an dem jemand gestorben ist: Das können sich viele heute nicht vorstellen. Manche feiern aber trotz dieser Erinnerung an den Todestag von Jesus Christus: Die Giordano-Bruno-Stiftung Bodensee hat eine Party am Karfreitag genehmigt bekommen.
Ansonsten aber handelt es sich bei Karfreitag um einen gesetzlichen stillen Feiertag, einen Tag der Trauer. Deshalb sind Tanz- und Sportveranstaltungen verboten. Das Tanzverbot greift in Baden-Württemberg ab Gründonnerstag, 18 Uhr, bis Karsamstag, 20 Uhr. Doch wie steht die junge Generation, die am Freitag- oder Samstagabend zum Feiern in die Clubs und Bars von Konstanz geht, zu dem Verbot?
Tanzen bedeutet Freiheit
„Den Jugendlichen wird etwas Persönliches weggenommen. Tanzen oder nicht – für mich ist das eine individuelle Entscheidung“, meint Eric Molchanov. Der Student aus Belgien ist nicht religiös, schätzt dafür die Clubbesuche umso mehr: Tanzen sei ein Ausdruck der Freiheit.
Gleichzeitig ist es eine wichtige Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen und sich selbst weiterzuentwickeln. Der 23-Jährige halte es daher nicht für richtig, dass Vorgaben gemacht werden, ganz egal, ob diese von der Kirche oder dem Staat ausgehen.

Ein Tag Verzicht ist machbar
Jenny Kampa (27) ist der Meinung, dass die Vorschrift schlicht nicht mehr zeitgemäß sei. Gleichzeitig respektiere sie die Regeln, wenn sich die Christen im Land dadurch abgeholt fühlen. Sie selbst sei nicht mehr in dem Alter, in dem sie jeden Freitag feiern gehe.
Sie glaubt aber, dass der Einfluss gerade für die 18- und 19-Jährigen größer sei. „Die Erstsemester werden das schon merken“, sagt sie. „Die Feiertage sind für sie eine tolle Gelegenheit, tatsächlich mal zu feiern. Aber sie können dann Montag, Dienstag, Mittwoch wieder tanzen“, ergänzt sie. Ein einzelner Tag Verzicht sei durchaus machbar.
Die Allgemeinheit generell einzuschränken, halten auch Annalena Klein (21) und Cedric Singer (21) für falsch. Wer aus Überzeugung an diesem Tag lieber nicht tanzen möchte, könne das tun. Es aber den anderen damit auch vorzuschreiben, das verstehen sie nicht. „Ich kann auch nachvollziehen, wenn ein Clubbesitzer aus persönlichem Glauben seine Tanzfläche schließt“, sagt Annalena Klein, „das ist in Ordnung.“
Für sie persönlich ist Karfreitag auch kein besonders trauriger oder nachdenklicher Tag: „Es sterben täglich Menschen. Auch wenn Jesus für viele Christen eine besondere Bedeutung hat, ist sein Leben nicht mehr wert als das von anderen.“

Für viele ist Ostern Familienzeit
Vom stillen Charakter des Tages bekommt Jenny Kampa ebenfalls nicht viel mit. Als junger Mensch habe sie glücklicherweise noch nicht so viele Gründe zu trauern. Die 27-Jährige ist getauft und Mitglied in der Kirche. Früher habe sie sich an Karfreitag vor allem den Wünschen ihrer Oma gefügt, welche stets großen Wert auf diesen Tag gelegt hat. Noch heute ist die Osterzeit für sie Familienzeit.
Auch Annalena Klein und Cedric Singer planen, den Tag mit der Familie zu verbringen. „Wir sind noch nie an Karfreitag feiern gegangen“, erzählt Cedric Singer.
Für Eric Molchanov ist Karfreitag ein ganz normaler Tag: „Ich kann mich nicht einmal so genau daran erinnern, wie ich Karfreitag in den letzten Jahren verbracht habe.“ Er lacht und fügt hinzu: „Wahrscheinlich, weil Ostern jedes Jahr auf einen anderen Tag fällt.“
So trifft das Verbot die wenigsten Befragten besonders hart. Ihre Pläne wird Jenny Kampa nicht zugunsten des Feiertags verändern. „Mein Freund hat am Donnerstag seine letzte Prüfung. Das wollen wir am Abend natürlich feiern. Da gibt es dann schon noch ein Bier“, erzählt sie. „An Karfreitag selbst gehen wir wahrscheinlich snowboarden.“